Eintracht-Vorstand: Bruchhagen “aus dem System katapultiert“. Wunschspieler endgültig kein Thema mehr. Uli Stein lobt.
Chance für drei A-Jugendliche
Zum Trainingsauftakt in der Länderspielpause hat Christian Titz seinen Kader mit drei U-19-Spielern aufgefüllt. Aus der A-Jugend holte er am Dienstag die Mittelfeldspieler Maximilian Geissen, Jonas David und Ogechika Heil zu den Profis.
Die temporäre Beförderung des Trios sei dem Umstand geschuldet, dass Titz genügend Spieler für ein Trainingspiel Elf gegen Elf zur Verfügung haben möchte. Kandidaten aus der U21 seien zunächst außen vor, da die Zwote am Mittwoch und Sonnabend jeweils Pflichtspiele habe.
Für Geissen hatte Titz indes schon ein Lob übrig. "Ich halte ihn sowieso für einen guten Spieler, ich habe ihn auch schon trainiert", sagte der 46-Jährige über den Sohn des TV-Moderators Oliver Geissen (RTL).
Testspiel am Donnerstag
Derzeit fehlen dem HSV acht Nationalspieler. Darunter auch Kapitän Gotoku Sakai, der am Dienstag für die japanische Nationalmannschaft nachnominiert wurde.
Da auch Aaron Hunt (Adduktoren) angeschlagen aussetzen musste, arbeitete Titz in der ersten von zwei Einheiten mit 19 Feldspielern und vier Torhütern. Hunt soll am Mittwoch wieder auf den Platz zurückkehren.
Titz hofft auf "Papas" Einsicht
Ob auch Kyriakos Papadopoulos nach seiner heftigen Trainerschelte wieder im Bundesligakader mitmischen darf, wird sich in Gesprächen im Anschluss an die Länderspielreise des Griechen herausstellen. "Das hängt davon ab, wie einsichtig er sich zeigt", sagte Titz am Dienstag.
Walace zur Zwoten abgeschoben
Der HSV hat Walace degradiert. Der Streikprofi muss ab sofort und "bis auf Weiteres" mit der Zwoten trainieren. Das gab der Verein bekannt, nachdem der 22 Jahre alte Brasilianer bei Vorstandschef Frank Wettstein und Direktor Sport Bernhard Peters zum Rapport antreten musste.
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Spielpraxis sammeln kann Walace in der U21 allerdings nicht. Als Nicht-EU-Ausländer kommt der Mittelfeldspieler für das morgige Auswärtsspiel in der Regionalliga Nord bei Kellerkind Eutin (19 Uhr) nicht infrage.
Kommentar: Suspendierung ist alternativlos, aber teuer
Uli Stein lobt Christian Titz
Ex-Torhüter Uli Stein hat Christian Titz für sein Durchgreifen gegen etablierte Profis wie Walace oder Papadopoulos gelobt. "Da hat er sich gut verkauft", sagte Stein bei Sky.
Auch die Entscheidung des HSV, den No-Name von der U21 zu befördern, hält der ehemalige HSV-Profi für richtig. "Es hätte keinen Sinn gemacht, irgendeinen etablierten Trainer zu holen, der sich dann bis zum Saisonende wahrscheinlich schon wieder seinen Namen kaputt gemacht hätte", sagte Stein. "Aus meiner Sicht ist der HSV sowieso nicht mehr zu retten. Sie werden auf jeden Fall absteigen, da wäre der neue Trainer schon wieder verbrannt gewesen."
So habe der Verein für die nächste Saison die Möglichkeit, einen Trainer zu finden, der die Mannschaft völlig neu planen und aufstellen könne. "Ich glaube schon, dass der HSV seinen Kader sehr stark ausmisten muss", sagte Stein.
Leibold bleibt beim 1. FC Nürnberg
Einer, der dem kommenden HSV-Team definitiv nicht angehören wird, ist Tim Leibold. Wegen des Linksverteidigers hatte vor der Saison Jens Todt beim 1. FC Nürnberg angeklopft, doch jetzt hat sich Leibold mit dem Aufstiegsanwärter auf einen neuen Vertrag geeinigt. Über die Laufzeit machten die Franken allerdings keine Angaben.
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Hellmann kritisiert HSV-Modell mit Kühne
Seine Mission beim HSV hatte Heribert Bruchhagen mit dem Vorhaben angetreten, die Fußball AG so weit wie möglich von Hauptinvestor Klaus-Michael Kühne zu emanzipieren. Nicht nur daran hat sich der inzwischen beurlaubte Vorstandsvorsitzende die Zähne ausgebissen. Auch die entsprechend ausgelegte Transferphilosophie wurde Bruchhagen schließlich zum Verhängnis.
Dieser Ansicht ist zumindest Eintracht Frankfurts Vorstandsmitglied Axel Hellmann, der Bruchhagen noch aus gemeinsamen Zeiten bei den Hessen kennt. "Am Beispiel des HSV kann man doch erkennen, dass handelnde Personen, die aus dieser Spirale heraus wollten, die auf den Weg der wirtschaftlichen Vernunft zurückkehren und im Winter kein weiteres externes Kapital für Neuverpflichtungen aufnehmen wollten, vom sportlichen Misserfolg einfach aus dem System katapultiert wurden", sagte Hellmann in einem dpa-Interview über die Abhängigkeiten von Fußballclubs und Investoren.
Das ist der Lizenzplan des HSV mit Kühne
"Ich persönlich glaube nicht an Systeme, die auf permanente Unterdeckung, Schulden und Abhängigkeiten aufgebaut sind. Sie führen entweder zum wirtschaftlichen Kollaps, in den sportlichen Niedergang oder müssen über eine entsprechende Preispolitik vom Fan ausgebadet werden. Das sind keine Entwicklungen, die ich in der Bundesliga für erstrebenswert halte. Wir brauchen ein ausgewogenes System", sagte Hellmann in dem Gespräch über eine Reform der 50+1-Regel, über die am Donnerstag die Vereine der 1. und 2. Bundesliga diskutieren wollen.
Dass der HSV mit einem Investor wie Klaus-Michael Kühne (den er allerdings nicht namentlich erwähnt) trotz rund 100 Millionen Euro Schulden weitere Millionen-Transfers tätigen kann, habe für Hellmann "keine gute Auswirkung auf den fairen Wettbewerb der Bundesliga". "Wenn alle ausnahmslos unter der 50+1-Regel spielen würden, dann wären auch die Voraussetzungen für alle gleich. Das sind sie aber nicht, weil die 50+1-Regel in ihrer momentanen Ausgestaltung ein stumpfes Schwert ist", sagte Hellmann auch im Hinblick auf das Financial Fairplay. "Ich kann diejenigen verstehen, die fragen: Worin besteht eigentlich der Unterschied zwischen dem unerlaubten Einsatz leistungssteigernder Mittel auf dem Platz und dem Einsatz leistungssteigernden Mitteln außerhalb des Platzes? Beides ist unfair und greift in die Integrität des Wettbewerbs ein."