Hamburg. Nach der Niederlage greift der ausgebootete Grieche den neuen Coach scharf an. Und dieser kontert ebenso wie der Vorstand.
Dass Kyriakos Papadopoulos gegen Hertha BSC nur auf der Bank Platz nehmen durfte, war eine der zahlreichen personellen Überraschungen, mit denen der neue HSV-Trainer Christian Titz sein erstes Bundesligaspiel anging. So überraschend, dass dem betroffenen Abwehrspieler nach der Niederlage der Kragen platzte.
In den Katakomben des Volksparkstadions verschaffte Papadopoulos seinem Unmut deshalb mit deutlichen Worten Luft. "Ich finde nicht, dass ich so schlecht war, um heute nicht zu spielen", sagte der Innenverteidiger. Was dem Griechen besonders bitter aufstieß: Nach eigener Darstellung hatte er von Titz keine Gründe für seine Ausbootung genannt bekommen.
Die Höhepunkte des Spiels
Papadopoulos vermisst Diekmeier und Mavraj
"Er hat nicht mit mir gesprochen", monierte der 26-Jährige, der auch die weiteren Personalentscheidungen seines Trainers nicht nachvollziehen konnte. "Ich finde es total schade, dass ich nicht spiele und manche erfahrene Spieler nicht in der Mannschaft sind", sagte Papadopoulos in Anspielung auf die von Titz degradierten Dennis Diekmeier, Mergim Mavraj oder auch André Hahn.
"Die Spieler, durch die wir in der vergangenen Rückrunde den Klassenerhalt geschafft haben, sind gar nicht mehr auf dem Platz", sagte der griechische Nationalspieler: "Diekmeier oder Mavraj sind erfahrene Spieler, die Mannschaft braucht diese Spieler, sie sind wichtig. In unserer Situation immer etwas Neues zu probieren, ist nicht die beste Lösung." Zuvor hatte sich bereits Diekmeiers Frau Dana via Instagram über die Nicht-Nominierung ihres Gatten beschwert.
Papadopoulos wählte deutliche Worte, die der HSV so nicht unkommentiert lassen wollte. Am Sonntag trat Interims-Vorstandschef Frank Wettstein vor die Presse, um einiges klarzustellen. „Er hat sich und uns keinen Gefallen getan, er hat nicht das Recht, die sportliche Situation zu ignorieren. Wir werden das nicht tolerieren. Er hat ja auch nicht in den 26 Spielen zuvor das erreicht, was wir uns vorstellen. Ein Blick auf die Tabelle genügt.“
Es ist durchaus denkbar, dass Papadopoulos diese Saison kein Spiel mehr für die Hamburger bestreiten, und im Sommer dann den Verein nach dem voraussichtlichen Abstieg verlassen wird. Dem meinungsstarken Griechen drohen nun Sanktionen, wie Wettstein ankündigte: „Wir haben in der ersten Halbzeit ein ganz ordentliches Spiel gesehen. Da gab es wenig Ansatz für Kritik. Wenn sich nach dem Spiel jemand so äußert wie 'Papa', dann muss er damit rechnen, dass wir ein ernsthaftes Gespräch führen werden. Klar ist, dass wir solche Aussagen in keiner Weise tolerieren können.“
"Du darfst dieses Spiel nicht mehr verlieren"
Die Kollegen, die letztlich auf dem Platz standen, wollte "Papa" zwar nicht direkt angehen ("Die haben auch Gas gegeben"). Dennoch äußerte aber auch er Unverständnis über den Spielverlauf. "Mit einem 1:0 zu Hause und den Fans im Rücken darfst du dieses Spiel nicht mehr verlieren", sagte Papadopoulos und verwies dabei auf den Umstand, dass es die erste Führung seit seinem eigenen Treffer am 16. Spieltag gegen Frankfurt gewesen sei.
Die HSV-Profis in der Einzelkritik
Als Titz mit den Vorhaltungen seines Schützlings konfrontiert wurde, sah sich der Trainer zu einer Gegendarstellung gezwungen. "Wir haben uns mit jedem Spieler in dieser Woche beschäftigt", sagte Titz in der Pressekonferenz nach dem Spiel. "Aber wir klären das intern!“ Papadopoulos wiederum hatte in seiner Frustrede angekündigt, selbst nicht das Gespräch mit dem Trainer suchen zu wollen.
Die Statistik
"Papa" im Unklaren über die Zukunft
Ansonsten sei er "gerne" bereit, mit den Verantwortlichen beim HSV zu sprechen. "Aber ich kenne die Antwort genau", sinnierte "Papa" vielsagend. Andererseits wisse er nicht, was "die Leute im Verein" denken. Auch, was er selbst im Abstiegsfall tun werde, wollte Hamburgs Nummer 9 nicht beantworten. "Das kann ich nicht sagen, aber es wäre richtig schwer."
"Seid Ihr jetzt abgestiegen?", wollte ein Journalist schließlich noch von Papadopoulos wissen. "Das weiß ich nicht. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wir haben noch sieben Spiele, aber es wird schwer und eng." Was nach seiner offenen Trainerkritik nun wohl vor allem auch für Papadopoulos selbst gelten könnte...