Er muss es wissen: Vor vier Jahren wurde der damalige Trainer der zweiten Mannschaft zum Chefcoach befördert. Ähnlich wie jetzt Titz.
Hamburg. Joe Zinnbauer hätte die Partie des HSV gegen Hertha BSC Berlin gerne im Volksparkstadion gesehen, zeitlich aber passt es beim 47-Jährigen nicht. „Ich werde es mir aber live im Fernsehen anschauen. Der HSV muss mit dieser Stadt, diesem Stadion, den Fans und den Arbeitsbedingungen in der Bundesliga bleiben. Ich habe noch eine Wohnung in Hamburg und hoffe, auch künftig dort Bundesliga-Fußball sehen zu können“, sagt Zinnbauer, der im September 2014 vom U-23-Trainer zum Chefcoach der Bundesliga-Mannschaft befördert wurde und sich so bestens in Christian Titz hineinversetzen kann. Im Abendblatt spricht Zinnbauer über....
...die Parallelen zwischen seiner Trainerpremiere vor knapp dreieinhalb Jahren und der von Titz: „Eine Woche bevor ich damals das Amt übernommen habe, hieß es noch, dass ich auf jeden Fall die U23 weiter betreuen soll. Bei Titz gab es die Spekulationen ja schon länger, dass er die Profis übernehmen könnte. Daher hat er sicher schon länger im Hinterkopf, welchem Spieler er den Sprung in die Bundesliga zutrauen würde. Die heutige Situation ist schwer mit der von damals zu vergleichen. Es war eine ganz andere Ausgangssituation. Wir hatten eine Star-Truppe mit Rafael van der Vaart, Heiko Westermann, Johan Djourou, Valon Berahmi. Aber die Jungs, die ich damals mit hochgezogen habe, haben im Training natürlich für Konkurrenzkampf gesorgt, so wie bei Christian Titz jetzt auch.
...die Gefahr, zu viele junge Spieler auf einmal in die Startelf zu befördern: „Wenn man einen Spieler aus der U21 fragt, ob er Bundesliga spielen kann, sagt er natürlich: Ja, kein Problem. Ein Trainer weiß aber genau, wem er die Bundesliga in so einer Situation mental zutrauen kann und wem nicht. Es besteht ein großer Unterschied zwischen den beiden Ligen, vor allem in der mentalen Belastung. Es ist die Kunst, als Trainer die richtige Mischung zu finden.“
...die Erwartungshaltung der Fans, dass die Verpflichtung eines ehemaligen U-21-Trainer einhergeht mit einer radikalen Verjüngung der Mannschaft: „Natürlich wünschen sich die Fans in einer Situation, in der ihr Verein steckt, Veränderungen, aber darum kann es in dem Moment nicht gehen. Man kann in so einer Situation auch viel falsch machen, wenn man Personalentscheidungen trifft, nur damit die Anhänger glücklich sind. Eine solche Drucksituation darf die jungen Spieler aber nicht überfordern, deshalb ist es wichtig, eine gewisse Mischung aus erfahrenen Spieler und frischen Jungs in der Mannschaft zu haben.“
...über die Gefahr, schlechte Stimmung in der Mannschaft zu haben, wenn zu viele Arrivierte auf der Tribüne sitzen: „Es gefällt keinem Bundesliga-Spieler, seinen Platz im Kader oder in der Startelf an einen jungen Spieler zu verlieren. Man muss auch das Mannschaftsgefüge im Blick haben. Was ist, wenn der junge Spieler vielleicht nicht sofort die Leistung bringt, und man anschließend dem erfahrenen Spieler doch wieder sagen muss, dass man ihn braucht. Diesen Return zu schaffen, ist für einen Trainer schwer.“