Hamburg. In den Jugend-Bundes- und Regionalligen steht der Verein mit seinen Mannschaften hervorragend da.
Daniel Petrowsky (41) nimmt kein Blatt vor den Mund: „Wir wollen unsere Position verteidigen. Und der Titelgewinn würde den HSV bundesweit positiv in die Schlagzeilen bringen.“ Was sich liest wie die wirre Traumversion eines HSV-Fans, ist realistisch. Petrowsky verantwortet als Trainer die U 19 des HSV. Die steht mit Talenten wie Patric Pfeifer, Aaron Opoku und Josha Vagnoman an der Tabellenspitze der Bundesliga Nord/Nordost. Der Staffelsieg würde die Qualifikation für die K.-o.-Spiele um die deutsche Meisterschaft bedeuten.
Überhaupt lohnt sich für den Fan mit der Raute im Herzen der Blick in den Nachwuchsbereich eher als der auf die Bundesligatabelle. Neben der U 19 ist die U 21 Erster der Regionalliga Nord, die U 17 von Trainer Pit Reimers hat als Tabellenfünfter in der Bundesliga Nord/Nordost noch Titelchancen, die U 16 des ehemaligen Profis Bastian Reinhardt steht in der U-17-Staffel der Regionalliga Nord auf Rang sieben. „Das meiste Geld können die Talente beim HSV nicht verdienen. Aber sie erhalten hier eine gute fußballerische Ausbildung. Das spricht sich immer mehr herum“, sagt Reinhardt (42).
HSV-Campus zeigt positive Effekte
Videoanalysen, Spieltagsbesprechungen, eine offensive und dominante Fußballphilosophie, langfristige Kaderplanung, die neue Durchlässigkeit bei den Beförderungen von Trainern vom Aufbau- in den Leistungsbereich sowie ein unter der Leitung von Benjamin Scherner (31) gut koordiniertes Scouting (15 Scouts, davon drei hauptamtlich) gelten als Garanten für den Aufschwung. Zwei weitere wesentliche Faktoren: der HSV-Campus und Sportchef Bernhard Peters (57).
„Mit dem Campus ist der Austausch untereinander noch besser geworden, die Wege sind kürzer. Das hat auch für die Spieler einen Mehrwert“, sagt U-17-Coach Reimers (34). Diese dürfen – so wie Patric Pfeifer (U 19) – öfter bei den Profis reinschnuppern. Reimers: „Die Überwindung der räumlichen Distanz, die wir von Norderstedt aus noch hatten, wirkt sich da positiv aus.“
Viel Lob für Peters
Peters erfährt ebenfalls viel Lob. „Er hat das Campus-Gebäude stark auf Leistungssport getrimmt. Auch die Strukturen und Manpower im Nachwuchsbereich hat er deutlich verbessert. Dazu setzen wir uns mit ihm in Sitzungen und Workshops ständig mit Fußball auseinander“, sagt Petrowsky. Es gebe zudem mehr hauptamtliche Mitarbeiter, in der Athletik, im Individualtraining und im pädagogischen Bereich. „Er pusht uns jeden Tag aufs Neue“, sagt Reinhardt, „er ist nie zufrieden und bringt uns alle voran. Schon sein Ruf in Deutschland als Quer- und Vordenker strahlt positiv auf unsere Jugendarbeit aus.“
Doch wie viel von den guten Ergebnissen der Jugend wird sich später für den HSV in Bundesligapunkten auszahlen? Schon lange ist es das Problem des Clubs, dass sich kaum ein Spieler bei den Profis durchsetzt. Reinhardt: „Langfristig sollte der HSV auf seine Talente bauen, um wieder nach oben zu kommen. Hier ist Fiete Arp ein Glücksfall. Alle Jungs, die bei uns spielen, merken dadurch: Es ist zu schaffen.“ Natürlich müsse Arp sich auch immer wieder mit Leistung anbieten, sagt Reinhardt. Und sich nun im rauen Bundesliga-Alltag beweisen.