Investor attackiert Todt und Bruchhagen, der sich zum Putschversuch äußert. Hollerbach spricht über neue HSV-Frau und 96.

Zettelte Goedhart Putschversuch an?

Goedhart (l.) und Peters beim Neujahrsempfang des HSV
Goedhart (l.) und Peters beim Neujahrsempfang des HSV © Witters

Im Aufsichtsrat hat es Bestrebungen gegeben, den Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen und Sportchef Jens Todt zu stürzen. Nach Abendblatt-Informationen soll Aufsichtsrats-Mitglied Felix Goedhart seine fünf Kollegen in einer Mail dazu aufgefordert haben. Das sei aber mehrheitlich abgelehnt worden. Als Ersatz-Kandidaten habe er den Bruchhagen-Stellvertreter und Finanzvorstand Frank Wettstein und den für den Nachwuchsbereich zuständigen Sportdirektor Bernhard Peters vorgeschlagen. Eine weitere Alternative soll Allround-Mann Felix Magath gewesen sein.

„Wir halten es im Aufsichtsrat normalerweise so, dass wir uns vertraulich zu allen Themen austauschen. Ich bin sehr enttäuscht, dass kurz vor dem Spiel gegen Hannover clubschädigende Unruhe geschürt wird“, sagte Aufsichtsratschef Andreas Peters. Dass der gescheiterte Vorstoß jetzt bekannt wurde, liegt vermutlich an der Neubesetzung des Aufsichtsrates am kommenden Dienstag. Dieser wird von der Hauptversammlung der Fußball-AG eingesetzt. Ob der E-Mail-Schreiber weiterhin zum Gremium gehören wird, ist fraglich.

HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen
HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen © Witters

Am Freitag meldete sich Bruchhagen selbst mit einem Statement zu Wort. "Es ist doch normal, dass sich angesichts unserer prekären sportlichen Situation im Aufsichtsrat eine Diskussion entwickelt, die über die Position des Trainers hinausgeht", ließ der Vorstandschef mitteilen. "Unser Fokus aber liegt vollständig auf dem wichtigen Spiel gegen Hannover."

Kühne äußerte mehrfach Transfer-Wünsche

HSV-Investor Klaus-Michael Kühne
HSV-Investor Klaus-Michael Kühne © Witters

Das sieht Klaus-Michael Kühne möglicherweise ein wenig anders. Gegenüber dem Abendblatt bestätigte er einen Bericht, dass er in diesem Winter nicht mehr bereit war, erneut in Transfers zu investieren. Laut Bruchhagen verzichtete der Club allerdings auf den Versuch, den HSV-Investor zu überzeugen.

Dem Abendblatt versicherte der 80 Jahre alte Wahl-Schweizer ebenfalls, nicht hinter dem Putschversuch zu stehen. Eine derartige Initiative ginge nicht von ihm aus. Gleichwohl erneuerte Kühne am Freitag seine Kritik an Bruchhagen und Todt. "Ich hätte mir Verstärkungen für das Team gewünscht und mehrfach an Aufsichtsrat und Vorstand appelliert zu handeln", sagte Kühne auf Anfrage. "Für den Kampf um den Klassenerhalt ist der HSV nicht gut aufgestellt. „Die prekäre Lage, in der sich der HSV aktuell befindet, hat sich durch die jüngsten Vorgänge verstärkt."

Hollerbach will aus Kölnspiel lernen

Angesichts der jüngsten Ereignisse mit Hollerbach-Vertragsstreit, mutmaßlichem Putschversuch und Transfer-Nullrunde im Winter zielten die Fragen der Medienvertreter in der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Hannover 96 am Freitag überwiegend auf diese Nebenkriegsschauplätze. Am Ende gelang es Pressesprecher Till Müller und Bernd Hollerbach dann aber doch noch, ein paar Fragen zur sportlichen Situation herauszukitzeln.

Und diese sei laut Hollerbach angesichts des kleinen Nordderbys anspruchsvoll genug. "Hannover ist bei Standards brandgefährlich, sie haben dadurch 15 Tore erzielt", sagte der Trainer. Seine Spieler müssten zwar mutig sein und nach vorne spielen, dürften sich dabei aber nicht auskontern lassen. "Das Spiel gegen Köln (0:2/Anm.d.Red.) sollte uns eine Lehre sein", sagte Hollerbach, der auf eine ähnlich gute Balance wie beim 1:1 in Leipzig hofft. "Da waren wir eine Einheit, daran müssen wir anschließen."

Hollerbach: "Das Stadion wird brennen"

Helfen soll auch das Hamburger Publikum, dass sich zwei Tage vor Hollerbachs Heimdebüt allerdings noch zurückhält. Stand Freitagmittag waren erst 44.000 Karten für das Spiel abgesetzt. Den neuen Trainer beunruhigt dies allerdings keineswegs. "Ich bin mir sicher, dass das Stadion am Wochenende voll sein wird und alle HSVer hinter der Mannschaft stehen", sagte Hollerbach: "Das Stadion wird brennen!"

Holtby eine Option für Hannover?

Brennen auf eine Rückkehr in den Kader dürfte auch Lewis Holtby. "Er hat diese Woche wieder gut trainiert", urteilte Hollerbach über den Mittelfeldspieler, "er ist ein vorbildlicher Profi und gibt immer Gas." Nach der Ausbootung aus taktischen Gründen gegen Leipzig sei Holtby für Hollerbach gegen Hannover "sicher eine Option". Über eine Nominierung wolle er nach dem Abschlusstraining entscheiden.

Walace "redet nur noch über den HSV"

Dann wird sich wohl auch die Personalie Gideon Jung klären, der sich nach einem Hexenschuss zumindest auf dem täglichen Weg der Besserung befindet. Eine Alternative wäre wieder Albin Ekdal. "Albin hat einen sehr guten Eindruck gemacht im Training", sagte Hollerbach. Auch Walace komme erneut für die Sechser-Position in Frage. "Er trainiert sehr gut. Wir reden nicht mehr über andere Vereine, nur noch über den HSV", sagte Hollerbach über den einst abtrünnigen Brasilianer.

Hollerbach: "Arp ist jetzt wieder der Alte!"

Auch Fiete Arp soll wieder im Vollbesitz seiner Kräfte sein. "Fiete war krank, dann ging es ihm besser, nach Leipzig hatte er dann wieder einen Rückschlag gehabt und schlecht geschlafen und mehr gehustet", berichtete Hollerbach. Deshalb er sich sich entschieden, den Stürmer zwei Tage ganz aus dem Training zu nehmen, damit dieser nichts verschleppe. "Jetzt ist er wieder der Alte!", sagte Hollerbach über den 18-Jährigen.

Hannover mit Füllkrug und Tschauner

Hannover kann seinerseits mit Torjäger Niclas Füllkrug planen. Der zuletzt angeschlagene Angreifer meldete sich rechtzeitig fit. Ob Füllkrug in Hamburg wie zuletzt gegen den VfL Wolfsburg mit Martin Harnik an seiner Seite stürmen wird, ließ 96-Coach André Breitenreiter am Freitag noch offen. „Wir versuchen immer, mutig aufzutreten. Mal sehen, für welche Formation wir uns entscheiden“, sagte Hannovers Trainer.

Im Tor der Niedersachsen wird wieder Philipp Tschauner stehen. Trotz des Patzers bei der 0:1-Niederlage gegen den VfL Wolfsburg vor einer Woche schenkt Breitenreiter seinem Stammkeeper weiter das Vertrauen. Daran, dass sein Team im Falle einer weiteren Niederlage den Blick in der Tabelle wieder nach unten richten müsste, verschwendet der Coach keinen Gedanken. „Wenn wir gegen Wolfsburg gewonnen hätten, würden wir jetzt hier nur über den Europapokal reden. Nein, das geht mir alles zu schnell.“

Breitenreiter und Hollerbach loben sich

Hollerbach (l.) und Breitenreiter im Februar 1996 beim Schlussjubel über den 2:1-Sieg gegen Bayern München, zu dem der heutige 96-Coach einen Treffer beigesteuert hatte
Hollerbach (l.) und Breitenreiter im Februar 1996 beim Schlussjubel über den 2:1-Sieg gegen Bayern München, zu dem der heutige 96-Coach einen Treffer beigesteuert hatte © Witters

Über seinen ehemaligen Mannschaftskameraden Bernd Hollerbach sagte Breitenreiter: "Spieler wie ‚Holler‘ vergisst man nie. Man konnte sich auf dem Platz immer auf ihn verlassen." Hollerbach gab die Blumen in Hamburg nahezu zeitgleich zurück. "Wir sind immer schon gut miteinander ausgekommen. Aber am Sonntag muss die Freundschaft für die 90 Minuten ein bisschen ruhen", sagte der HSV-Trainer.

Hollerbach und Breitenreiter hatten von Anfang 1996 bis zum Sommer 1997 gemeinsam beim HSV gespielt. Breitenreiter begann dort auch seine Profikarriere. In 71 Bundesligaspielen erzielte er für die Rothosen zwölf Tore. Aber Achtung: Als Trainer gewann Breitenreiter bislang vier seiner fünf Begegnungen mit dem Ex-Club.

Stegemann dürfte 96 gefallen

Stegemann bei seiner bis dato einzigen Leitung des Duells HSV gegen Hannover 96
Stegemann bei seiner bis dato einzigen Leitung des Duells HSV gegen Hannover 96 © Imago/Claus Bergmann

Mit diesem Schiedsrichter können sowohl der HSV als auch Hannover 96 etwas anfangen, wenngleich auch die Gäste noch etwas mehr: Sascha Stegemann pfeift das kleine Nordderby am Sonntag (18 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de). Während er HSV unter dem 33 Jahre alten Diplom-Verwaltungswirt aus Niederkassel (Nordrhein-Westfalen) eine ausgeglichene Bilanz aufweist (drei Siege, drei Niederlagen), spielte 96 unter Stegemann bislang sogar noch erfolgreicher: Fünf Siegen stehen je zwei Unentschieden und Niederlagen gegenüber.

Und so ging auch das einzige Duell zwischen dem Hamburg und Hannover unter Stegemanns Leitung an die Niedersachsen: Am 1. November 2015 entführten die "Roten" beim 2:1-Sieg alle drei Punkte aus dem Volkspark – und das, obwohl Michael Gregoritsch den HSV damals in Führung gebracht hatte. Hiroshi Kiyotake leitete damals per Strafstoß (verursacht von Emir Spahic) die Wende ein.

Hollerbach holt Teammanagerin

Neu beim HSV: Teammanagerin Maria Wallenborn
Neu beim HSV: Teammanagerin Maria Wallenborn © Witters

Auf Wunsch von Neutrainer Bernd Hollerbach ist Maria Wallenborn ab sofort als Assistentin und als Team­managerin dabei. Zuletzt war die 43-Jährige beim VfL Wolfsburg tätig. In Würzburg hatte Hollerbach bereits mit Wallenborn zusammengearbeitet. In Hamburg löst die Teammanagerin Hockey-Olympiasieger Tobias Hauke ab.

"Ja, das ist neu! Da haben sie auch alle geschaut", sagte Hollerbach in der Pressekonferenz über die Vorstellung Wallenborns bei der Mannschaft. Schließlich hätten sich aber alle gefreut. "Es läuft gut an und bin mir sicher, dass sie uns verstärkt. Im zwischenmenschlichen Bereich hat Maria immer sehr gute Arbeit geleistet."

Außerdem neu beim HSV: Karsten Zimmermann, der nun als ICT-Leiter für die Digitalstrategie der Fußball AG zuständig ist.

Fan ködert Arp mit historischer Karte

Magath 1983 mit dem Henkelpott
Magath 1983 mit dem Henkelpott © Witters

Mit einer Original-Eintrittskarte vom größten Triumph der Vereinsgeschichte, dem Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1983, will ein langjähriger Fan Fiete Arp zu einer Vertragsverlängerung bewegen. "Als kleinen Anreiz für deine Unterschrift würde ich dir das Ticket schenken", schrieb der Anhänger in einem Offenen Brief an die Mopo.

Vor knapp 35 Jahren hatte der HSV in Athen das Endspiel gegen den klaren Favoriten Juventus Turin mit 1:0 gewonnen, das Tor des Abends erzielte Felix Magath. Der aktuelle Kontrakt des 18-jährigen Arp läuft 2019 aus, der HSV strebt eine Verlängerung bis 2023 an. Zuletzt war von einer möglichen Vervierfachung des Gehalts auf jährlich zwei Millionen Euro die Rede, Arps Berater dementierte.

Gottschalk verteidigt Anti-AfD-Antrag

Der Antrag auf Ausschluss von AfD-Mitgliedern hat heftige Reaktionen schon im Vorfeld der Mitgliederversammlung am 18. Februar ausgelöst. Jetzt hat Antragssteller Peter Gottschalk seine Initiative erneut vor Kritik vor allem aus der rechtspopulistischen Partei verteidigt. Diese hatten ihm Ausgrenzung vorgeworfen. „Ich will nicht ausgrenzen. Ich will Transparenz“, sagte der 76-Jährige der dpa. „Ich will, dass jeder weiß: Wer sich nicht an die Werte der Vereins hält, wird ausgeschlossen.“

Mitglied Peter Gottschalk mit einem Wimpel der HSV-Supporters
Mitglied Peter Gottschalk mit einem Wimpel der HSV-Supporters © dpa

HSV-Mitglieder müssten nicht ihr Parteibuch zeigen, betonte er. „Es geht hier schließlich nicht um Formalismus“, meinte Gottschalk, der seit seinem 13. Lebensjahr im HSV ist. „Wir können aber darauf pochen, dass unsere Werte eingehalten werden.“ Diese Werte seien unter anderen Toleranz, kein Rassismus, Kameradschaft, Solidarität und Fairness. „Es gibt genügend Sportlerinnen und Sportler, die meine Ansicht teilen.“

Nach eigener Aussage erhielt Gottschalk etliche Mails und Nachrichten via Facebook, in denen er wegen seines Antrags beschimpft und verunglimpft wurde. „Das sagen die Leute, die gesichtslos und geschichtslos sind“, sagte der langjährige Vorsitzende des HSV-Seniorenrats. „Bei einigen ist es Kalkül, bei einigen Dummheit.“

Gottschalk ist seit 1981 aktives SPD-Mitglied. Kay Gottschalk, stellvertretender Bundesvorsitzender der AfD und nicht mit Peter Gottschalk verwandt, hatte in einer Mitteilung den Antrag mit der Ausgrenzung jüdischer Mitglieder zwischen 1933 und 1945 verglichen. Er ist nach eigener Aussage seit 2005 Vereinsmitglied und hatte als Jugendlicher beim HSV auch Fußball gespielt.

Jansen zeigt sich in neuem Trikot

Marcell Jansen am Dienstag in Düsseldorf
Marcell Jansen am Dienstag in Düsseldorf © Imago/Norbert Schmidt

Sein Comeback war letztlich die spektakulärste Transfermeldung des HSV in diesem Winter: Marcell Jansen kehrt zu seinem Ex-Verein zurück und wird künftig die dritte Mannschaft im Abstiegskampf der Oberliga Hamburg unterstützen.

"Ich habe mein Hobby wieder, das ich zwölf Jahre lang nicht hatte", hatte Jansen am Dienstag beim Sportbusiness-Kongress SPOBIS in Düsseldorf gesagt.

Dort hatte der 31-Jährige auch seine neue App (picue) vorgestellt – über die er jetzt wiederum ein hochauflösendes Foto in seinem neuen Trikot verbreitete. Zu sehen ist das Bild hier.

Wettstein unterstützt Kind bei 50+1

Finanzvorstand Frank Wettstein hat sich in der Diskussion über die 50+1-Regelung im deutschen Fußball auf die Seite von Hannovers Präsident Martin Kind gestellt. "Ich plädiere dafür, dass jeder Club über seine möglichen Investoren selbst entscheidet", sagte Wettstein beim Branchenkongress SpoBis. Dem Abendblatt sagte er außerdem: "Wir haben bei 50+1 doch schon viel zu viele Ausnahmen."

"Die Regel ist schon lange ausgehebelt, auch durch RB Leipzig. Die etablierten Clubs werden behindert“, ergänzte der Finanzfachmann. Über 50+1 solle nicht von der DFL, sondern von den Clubs selbst entschieden werden.

Vorstandschef Heribert Bruchhagen ist allerdings skeptisch: „Mir fehlt das Vorstellungsvermögen, dass ein Investor, der sich in Gänze einen Verein einverleiben möchte, die Zustimmung der Mitglieder und der Stadt erhielte. Die Zeit ist bei uns noch nicht reif dafür.“ Beim HSV hält Minderheitsaktionär Klaus-Michael Kühne etwas mehr als 20 Prozent der Anteile.