Hamburg. Clubchef Bruchhagen und Sportchef Todt sollten gestürzt werden. Zwei Putschpläne wurden diskutiert. Wer hinter der E-Mail stecken soll.
Die streng vertrauliche E-Mail, die kürzlich im Aufsichtsrat des HSV die Runde machte, hatte es in sich. Der komprimierte Inhalt: Clubchef Heribert Bruchhagen und Sportchef Jens Todt sollten weg. Dafür gab es zwei Alternativvorschläge: eine interne Doppellösung mit Finanzvorstand Frank Wettstein als neuem HSV-Chef und Sportdirektor Bernhard Peters als neuem Sportchef. Und eine externe Lösung mit – mal wieder – dem Tutto-Completto-Ausweg Felix Magath.
Absender der E-Mail soll nach Abendblatt-Informationen Aufsichtsrat Felix Goedhart gewesen sein, der sich auf Nachfrage nicht äußern wollte – ganz im Gegenteil zum verärgerten Noch-Aufsichtsratschef Andreas Peters: „Wir halten es im Aufsichtsrat normalerweise so, dass wir uns vertraulich zu allen Themen austauschen. Ich bin sehr enttäuscht, dass kurz vor dem Spiel gegen Hannover clubschädigende Unruhe geschürt wird.“
Der Putschversuch, der nicht die notwendige Mehrheit im Aufsichtsrat fand, ist vor allem deshalb hochbrisant, weil das Kontrollgremium in seiner bisherigen Zusammensetzung nur noch bis zur Hauptversammlung am Dienstag im Amt ist. Warum Teile dieses Aufsichtsrats nun auf der Zielgeraden Tabula rasa machen wollen, ist nicht bekannt. Der naheliegende Verdacht: Noch vor der Präsidentenwahl am 18. Februar mit den Kandidaten Jens Meier und Bernd Hoffmann sollten Fakten geschaffen werden. Noch brisanter wird die Angelegenheit, wenn man bedenkt, dass Goedhart auch dem kommenden Rat angehören soll.
Kühne bestreitet Drahtzieher der Putschpläne zu sein
Während Bruchhagen und Wettstein die Pläne Goedharts nicht kommentieren wollten, reagierte Todt auf die E-Mail-Affäre gelassen. „Ich weiß nichts von diesen Plänen. Aber es ist wohl normal, dass es in unserer Situation Kritik gibt.“ Gesprächsbedarf sah Todt nicht. „Ich konzentriere mich auf die Dinge, die ich beeinflussen kann.“
Und genau hier liegt der berühmte Casus knacksus: Denn allzu viel beeinflusst hat Sportchef Todt in der abgelaufenen Wintertransferperiode nicht. Als einziger Bundesligaclub verzichtete der HSV auf Zu- und Abgänge. Hauptgrund hierfür ist nach Angaben der „Mopo“, dass Klaus-Michael Kühne in diesem Winter nicht bereit war, zu investieren. Laut Bruchhagen verzichtete der HSV allerdings auf den Versuch, den HSV-Investor zu überzeugen.
Gegenüber dem Abendblatt bestritt Kühne zudem vehement das Gerücht, dass er der eigentliche Drahtzieher der Putschpläne sei. Eine derartige Initiative ginge nicht von ihm aus, versicherte der Wahl-Schweizer. Aufklärung in der Causa kann also nur einer bieten: E-Mail-Verfasser Goedhart. „Wir werden das in angemessener Form intern aufarbeiten“, kündigte der verärgerte Kontrollchef Peters an.