Hamburg/Würzburg. Hamburgs Vorstandschef zeigt sich von dem Ultimatum aus Würzburg im Streit um die Ablöse für den neuen Trainer unbeeindruckt.

Der HSV will sich im Streit um die Ablösemodalitäten für Bernd Hollerbach nicht von dem Ultimatum der Würzburger Kickers unter Druck setzen und nach Abendblatt-Informationen die Frist daher verstreichen lassen. Der Drittligist hatte via Homepage mitgeteilt, bis Mittwoch (31. Januar) um 12 Uhr eine Reaktion aus Hamburg auf ein neues Angebot erhalten zu wollen.

Würzburgs Vorstandschef Daniel Sauer begründete den Schritt damit, dass zwischen den Vereinen "entgegen anderslautenden Aussagen von Verantwortlichen des Hamburger SV" noch keine "vertragliche und rechtliche Einigung" im Fall Hollerbach bestehe. Amtskollege Bruchhagen sieht hingegen keine rechtlichen Bedenken und verzichtet daher seinerseits auf eine Gegendarstellung.

Wie die Deutsche Fußball-Liga (DFL) dem Abendblatt bestätigte, steht dem HSV verbandsrechtlich tatsächlich nichts zu befürchten. "Wir prüfen keine Trainerverträge auf Rechtmäßigkeit", sagte ein Sprecher der DFL. Wichtig sei lediglich, dass der verantwortliche Trainer eine gültige Fußballlehrer-Lizenz besitze. Und diese erwarb Hollerbach schließlich im Jahr 2005.

Bruchhagen: "Ich habe das auch gelesen"

"Ich denke mal, dass wir die Dinge schon klären werden", sagte Bruchhagen am Dienstag beim Sportbusiness-Kongress SPOBIS in Düsseldorf. Zuvor hatten die Kickers eine Einigung dementiert und den Hanseaten die Frist für ein verbessertes Angebot gesetzt. "Ich habe das auch gelesen und die Würzburger haben uns auch geschrieben, dass sie eine andere Position haben", betonte Bruchhagen.

Zum Kickers-Ultimatum sagte er: "Da muss man erst einmal abwarten. Ich habe eine Einigung mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden erzielt, und ich hatte keinerlei Argwohn, dass er nicht autorisiert ist, diese Einigung herbeizuführen."

Hollerbach bezog letztmals im Dezember Gehalt

Am Wochenende hatte der HSV erklärt, sich mit den Kickers auf ein Ablösespiel für Hollerbach geeinigt zu haben. Ausgehandelt hatten dies Bruchhagen und Würzburgs Aufsichtsratschef Thorsten Fischer – offenbar ohne Kenntnis von Sauer. Der "Bild"-Zeitung sagte Bruchhagen, Fischer sei ihm von Hollerbach als Ansprechpartner genannt worden.

Hollerbach war nach dem Abstieg der Kickers aus der Zweiten Liga in der vergangenen Saison offiziell als Trainer zurückgetreten, steht aber bis heute noch bei den Mainfranken unter Vertrag und soll diesen bis zuletzt als Berater zur Verfügung gestanden haben. Obwohl der Vertrag noch nicht aufgelöst war, wurde der 48 Jahre alte Ex-Profi am vergangenen Montag als neuer HSV-Trainer vorgestellt.

Tatsächlich lief der noch immer bis 2019 gültige Trainervertrag auch nach Hollerbachs Aus als Übungsleiter unverändert weiter. Letztmals Gehalt von Würzburg bezog der der 48-Jährige im vergangenen Dezember.

Nicht das erste Gerangel um Ablösen

Würzburg erhofft sich mit dem öffentlichwirksamen Vorstoß nun offenbar eine Ablöse für Hollerbach im sechsstelligen Bereich. "Wir wollen uns als kleiner Verein nicht an der Nase herumführen lassen", sagte Sauer der "Bild"-Zeitung.

Es ist nicht das erste Mal, dass es beim HSV Verwirrung um Ablösen für Funktionsträger gibt. Zuletzt hatte es je zweimal Gerangel mit dem Karlsruher SC um die Sportchefs Jens Todt und Oliver Kreuzer gegeben. Bei letzterem wurde Ende 2013 ebenfalls ein Ablösespiel ausgehandelt. Da dieses jedoch schlecht besucht war, wurde für den HSV damals noch die Zahlung einer Garantiesumme über 200.000 Euro fällig.