Hamburg. Mit Hollerbach als Co-Trainer gewann Magath bei Wolfsburg die Meisterschaft. Die Köln-Pleite hätten die Bosse zu verantworten.
Als Bernd Hollerbach am 22. Mai 2004 beim 2:1 gegen Eintracht Frankfurt zum letzten Mal das HSV-Trikot getragen hatte, verkündete der damals 34-Jährige sein Karriereende als Spieler: „Der HSV ist mein Verein, ist der Verein, mit dem ich die schönste Zeit verlebt habe, an dem ich emotional sehr hänge und mit dem ich mich sehr identifiziere. Ich täte mich schwer, mich woanders zu motivieren, und möchte den HSV im Herzen behalten.“
Der gebürtige Unterfranke kehrte zunächst in seine Heimat nach Rimpar zurück, wo sein Eltern einen Metzgerei betreiben, und kündigte an, an seiner Trainerkarriere so zu basteln, „wie ich es auch als Spieler getan habe“. Was er damit meinte: mit Ehrgeiz, Willen, Fleiß und Härte – jenen Attributen, mit denen er seinen Gegnern Respekt einflößte. Mehr als 98 Gelbe Karten (bei drei Platzverweisen) schaffte kaum ein anderer Fußballprofi in seiner Karriere und zeugen davon.
Nach ersten Gehversuchen als Trainer beim VfL 93 in Hamburg (2005) und beim VfB Lübeck in der Regionalliga Nord (2006–07) holte ihn sein Freund Felix Magath im Juni 2007 zum VfL Wolfsburg, wo er als Co-Trainer des Profiteams fungierte und vorübergehend die zweite Mannschaft in der Regionalliga Nord übernahm. Eine weise Entscheidung: Zum Ende der Saison 2008/2009 feierte Hollerbach mit den Niedersachsen den Gewinn der ersten deutschen Meisterschaft.
Hollerbach kennt sich mit Relegationen aus
Als Magath im Sommer 2009 zum FC Schalke wechselte, nahm er seinen Assistenten mit. Genau wie im März 2011, als das Duo direkt nach dem Aus in Gelsenkirchen erneut den VfL Wolfsburg übernahm (bis zum Rausschmiss im Oktober 2012). Danach trennten sich ihre Wege. Magath, der kurz zuvor als Vorstand und Trainer beim HSV im Gespräch war, wechselte 2014 in die Premier League zum FC Fulham.
Hollerbach hingegen übernahm von der Saison 2014/2015 an als Trainer und Manager seinen Heimatverein, die Würzburger Kickers in der Regionalliga Bayern. Über die Relegationsspiele gegen den 1. FC Saarbrücken gelang ihm erst der Aufstieg in die Dritte Liga, 2016 glückte ihm – ebenfalls in der Relegation, dieses Mal gegen den MSV Duisburg – sensationell sofort der erneute Aufstieg in die Zweite Bundesliga. „Organisation, Disziplin und körperliche Fitness sind Grundvoraussetzungen, um Erfolg zu haben“, nannte Hollerbach die wesentlichen Faktoren seiner Arbeit, die stark an die Leitlinien Magaths erinnerten.
Der Start in die Zweitliga-Saison verlief zunächst ähnlich verheißungsvoll – nach der Hinrunde belegten die Kickers mit 27 Punkten Rang sechs, sogar zarte Aufstiegshoffnungen kamen auf. Doch dann ging es steil bergab – in der Rückrunde holte Hollerbach mit seinem Team nur noch sieben weitere Punkte und stieg direkt wieder ab. Am 22. Mai 2017 trat er als Cheftrainer zurück. Sein Nachfolger Stephan Schmidt ist jedoch auch schon wieder Geschichte. Nach elf Spieltagen in der Dritten Liga belegte Schmidt mit den Kickers nur Abstiegsplatz 17.
Magath traut Hollerbach die Wende zu
Dass sich Hollerbach bei seiner ersten Bundesligastation durchsetzen kann, davon ist einer überzeugt, der seine Arbeit bestens beurteilen kann – Felix Magath. „Ich traue Bernd zu, den HSV voranzubringen und die Wende zu schaffen. Er kennt die Bundesliga, was in der jetzigen Situation eine wichtige Voraussetzung ist. Er war kein Anhängsel in meinem Trainerteam, sondern immer ein ganz wichtiger Mitstreiter. Unsere gemeinsamen Erfolge sind auch sein Verdienst“, sagte der 64-Jährige am Sonntag zum Abendblatt.
Den Zeitpunkt des Trainerwechsels hält Magath jedoch nicht für optimal. „Die Chance auf einen Sieg gegen den 1. FC Köln wäre – von außen betrachtet – mit einem neuen Coach wahrscheinlich weit größer gewesen. Da hat der HSV drei Punkte verschenkt.“