Hamburg. Das 0:2 gegen den 1. FC Köln besiegelte das Ende der Ära Markus Gisdol beim HSV. Nun soll Hollerbach den HSV retten.

Bringt das die Wende im Bundesliga-Abstiegskampf? Die Trennung des HSV von Markus Gisdol als Trainer ist besiegelt. Sportchef Jens Todt und Club-Boss Heribert Bruchhagen haben Gisdol und seine beiden Co-Trainer Frank Fröhling und Frank Kaspari am Sonntagmorgen über die Freistellung informiert. Und auch sein Nachfolger steht bereits fest: Ex-Profi Bernd Hollerbach wird neuer HSV-Coach. Er soll einen Vertrag bis Sommer 2019 erhalten.

Gisdols Freistellung schien unausweichlich nach dem erschütternden 0:2 gegen den 1. FC Köln, einen Mitkonkurrenten im Kampf gegen den Abstieg oder den Relegationsplatz in der Bundesliga. Der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt mittlerweile bereits fünf Punkte.

Gisdol: "Ich hätte gern weitergemacht"

Markus Gisdol verlässt nach seiner Freistellung am 21. Januar die Geschäftsstelle des HSV
Markus Gisdol verlässt nach seiner Freistellung am 21. Januar die Geschäftsstelle des HSV © dpa

"Ich hätte gerne weitergemacht", sagte Gisdol traurig, als er um 10.35 Uhr die Geschäftsstelle verließ. Zuvor hatte er sich von der Mannschaft verabschiedet. "Ich möchte jetzt erst einmal nach Hause und das sacken lassen." Der Verein zitierte ihn mit den Worten: "Die Mannschaft kann es dieses Jahr wieder schaffen. Davon bin ich total überzeugt." Während seiner Amtszeit verlor der HSV exakt 50 Prozent seiner Bundesligaspiele (24 von 48).

Bruchhagen: "Neue Impulse notwendig"

Kurz darauf äußerste sich auch Vorstandsvorsitzender Bruchhagen zu der Entscheidung. „Vorzeitige Trennungen von Trainern sind grundsätzlich nicht gewollt, aber wir glauben, dass neue Impulse zwingend notwendig sind, um das nach wie vor angestrebte Ziel Klassenerhalt zu erreichen. Es gab keine Alternative zu diesem Schritt." Die Eintscheidung sei einstimmig zwischen Bruchhagen, Finanzvorstand Frank Wettstein und Sportdirektor Jens Todt gefallen.

Zudem erhoffe man sich durch den Trainerwechsel, dass die Verunsicherung innerhalb der Mannschaft gelöst werde. "Wir haben Gisdol unseren Dank ausgesprochen. Er hat in der Rückrunde der vergangenen Saison den Klassenerhalt geschafft."

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Nachfolger vor Gisdol-Freistellung kontaktiert

Wer die neuen Impulse geben soll, ist schon entschieden. Auch wenn Bruchhagen einzelne Kandidaten nicht kommentieren wollte, soll Hollerbach den HSV vor dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte bewahren. Der Aufsichtsrat muss seinen Vertrag in einer Sitzung am Sonntagnachmittag um 15 Uhr noch absegnen. Dann soll Hollerbach bereits am morgigen Montag um 15 Uhr sein erstes Training beim HSV leiten.

Der HSV kontaktierte Hollerbach bereits vor der Freistellung Gisdols, um auf das letztlich eingetretene Szenario einer Niederlage vorbereitet zu sein. "Der neue Trainer hat sich bereits ein intensives Bild von der Mannschaft gemacht", sagte Bruchhagen. Das Vormittagstraining am Sonntag leitete noch Athletik-Trainer Daniel Müssig. Die Einheit fand im Kraftraum statt.

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Hollerbach absolvierte in seiner aktiven Karriere als Spieler 224 Pflichtspiele für den HSV. In seiner Cheftrainer-Vita steht erst ein Verein: die Würzburger Kickers, mit denen Hollerbach in zwei Jahren von der Regionalliga Bayern in die Zweite Liga durchstartete. Nach dem Abstieg in die Dritte Liga wurde er im Mai 2017 entlassen.

Hollerbach war einst langjähriger Co-Trainer von Felix Magath beim VfL Wolfsburg (2007 bis 2009 und 2011 bis 2012) und auf Schalke (2009 bis 2011). Im Jahr 2009 wurde Hollerbach als Co-Trainer Deutscher Meister bei den Wölfen. Als Sohn eines Metzgers hatte der Franke Hollerbach ursprünglich geplant, den Betrieb seines Vaters nach dessen Ruhestand zu übernehmen.

Gisdol folgte 2016 auf Labbadia

Nun könnte ihn seine zweite Trainerstation zurück zum HSV führen, wo Trainer Gisdol die Entwicklung der vergangenen Monate zum Verhängnis wurde. Nur zwei der vergangenen 17 Bundesligaspiele gewann der HSV unter seiner Regie, wobei das 0:2 gegen Köln spielerisch und kämpferisch den Tiefpunkt zeigte. In der Folge hatte Sportchef Jens Todt nach der Heimniederlage ein klares Bekenntnis zum Trainer vermieden.

So hatte Gisdol bereits bei der Pressekonferenz nach dem Spiel den Eindruck erweckt, als ahnte er, dass seine Entlassung bevorstand. Seine Aussage zur aktuellen Situation klang wie eine Abschiedsrede. "Ich kann nur sagen, dass ich vom ersten Tag mit unglaublicher Leidenschaft und mit Herz versucht habe, alles herauszuholen."

16 Trainer in 14 Jahren beim HSV:

15 Trainer in 14 Jahren beim HSV

Thomas Doll (18. Oktober 2004 – 1. Februar 2007)
Thomas Doll (18. Oktober 2004 – 1. Februar 2007) © Witters
Huub Stevens (1. Februar 2007 bis 30. Juni 2008)
Huub Stevens (1. Februar 2007 bis 30. Juni 2008) © Witters
Martin Jol (1. Juli 2008 bis 26. Mai 2009)
Martin Jol (1. Juli 2008 bis 26. Mai 2009) © Witters
Bruno Labbadia (1. Juli 2009 bis 26. April 2010)
Bruno Labbadia (1. Juli 2009 bis 26. April 2010) © Witters | TimGroothuis
Michael Oenning (13. März 2011 bis 19. September 2011)
Michael Oenning (13. März 2011 bis 19. September 2011) © Witters
Rodolfo Cardoso (19. September 2011 bis 10. Oktober 2011 und 17. September 2012 bis 24. September 2012)
Rodolfo Cardoso (19. September 2011 bis 10. Oktober 2011 und 17. September 2012 bis 24. September 2012) © Witters
Thorsten Fink (17. Oktober 2011 bis 17. September 2013)
Thorsten Fink (17. Oktober 2011 bis 17. September 2013) © Witters
Bert van Marwijk (25. September 2013 bis 15. Februar 2014)
Bert van Marwijk (25. September 2013 bis 15. Februar 2014) © Witters
Mirko Slomka (16. Februar 2014 bis 15. September 2014)
Mirko Slomka (16. Februar 2014 bis 15. September 2014) © WITTERS | TimGroothuis
Joe Zinnbauer (16. September 2014 bis 22. März 2015)
Joe Zinnbauer (16. September 2014 bis 22. März 2015) © dpa
Peter Knäbel (23. März 2015 bis 14. April 2015)
Peter Knäbel (23. März 2015 bis 14. April 2015) © Witters
Bruno Labbadia (15. April 2015 bis 25. September 2016)
Bruno Labbadia (15. April 2015 bis 25. September 2016) © dpa | Christian Charisius
Markus Gisdol (25. September 2016 bis 21. Januar 2018)
Markus Gisdol (25. September 2016 bis 21. Januar 2018) © WITTERS | TimGroothuis
Bernd Hollerbach (21. Januar bis 12. März 2018)
Bernd Hollerbach (21. Januar bis 12. März 2018) © Witters
Christian Titz (seit 12. März 2018)
Christian Titz (seit 12. März 2018) © Witters
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Der 48-Jährige hatte den Trainerposten im September 2016 als Nachfolger von Bruno Labbadia übernommen. Davor mussten in den vergangenen fünf Jahren bereits Josef Zinnbauer, Mirko Slomka, Bert van Marwijk und Thorsten Fink gehen. Und so muss der HSV nach der Entlassung von Gisdol wieder einmal eine Abfindung zahlen.

HSV zahlte 15,2 Millionen Euro Abfindung seit 2009

Vorstandsvorsitzende

 

 

Bernd HoffmannAmtszeit: 1.2.2003 – 16.3.2011            Abfindung: 650.000 Euro

 

Carl JarchowAmtszeit: 16.3.2011 – 25.1.2015    Abfindung: keine

 

Dietmar BeiersdorferAmtszeit: 1.7.2014 – 11.12.2016Abfindung: 3 Millionen Euro

Sportchefs

 

 

Dietmar BeiersdorferAmtszeit: 1.9.2002 – 23.6.2009Abfindung: 1 Million Euro

 

Bastian ReinhardtAmtszeit: 25.5.2010 – 30.6.2011Abfindung: keine

 

Frank ArnesenAmtszeit: 1.7.2011 – 22.5.2013Abfindung: 1,4 Millionen Euro

 

Oliver KreuzerAmtszeit: 11.6.2013 – 14.7.2014Abfindung: 800.000 Euro

 

Peter KnäbelAmtszeit: 1.10. 2014 – 9.5.2016Abfindung: 450.000 Euro

Trainer

 

 

Bruno LabbadiaAmtszeit: 1.7.2009 – 26.4.2010Abfindung: 1,2 Million Euro

 

Armin VehAmtszeit: 1.7.2010 – 13.3.2011Abfindung: 500.000 Euro

 

Michael OenningAmtszeit: 13.3.2011 – 19.9.2011Abfindung: 500.000 Euro

 

Thorsten FinkAmtszeit: 17.10.2011 – 17.9.2013Abfindung: 800.000 Euro

 

Bert van MarwijkAmtszeit: 25.9.2013 – 15.2.2014Abfindung: 2 Millionen Euro

 

Mirko SlomkaAmtszeit: 17.2.2014 – 15.9.2014Abfindung: 1,8 Millionen Euro

 

Joe ZinnbauerAmtszeit: 16.9.2014 – 22.3.2015Abfindung: keine

 

Bruno LabbadiaAmtszeit: 15.4.2015 – 25.9.2016Abfindung: 1,3 Mio. Euro (Restgehalt)

Markus Gisdol

Amtszeit: 26.9.2016 – 21.1.2018Abfindung:  ???

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Transfers: Wird der HSV noch aktiv?

Am Dienstag wird sich Hollerbach mit Sportchef Todt zusammensetzen und den aktuellen Kader analysieren. Dabei wird auch besprochen, ob der HSV bis 31. Januar noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden sollte und wie es mit dem Brasilianer Walace weitergehen soll. Hollerbach ist bekannt für einen fairen, aber auch strengen Umgang mit seinen Spielern. So lustlos, wie sich der wechselwillige Streikprofi Walace zuletzt in Hamburg präsentierte, wird er wohl auch unter Hollerbach keinen leichten Stand beim HSV haben.

Unabhängig von der Personalie Walace stand in den vergangenen Wochen Dominik Kaiser ganz oben auf dem Wunschzettel für den Winter. Ob der 29 Jahre alte Leipziger auch von Hollerbach als Verstärkung eingeschätzt wird, ist noch nicht bekannt. Feststeht, dass Kaiser, dem mehrere unterschriftsreife Angebote vorliegen, nach Abendblatt-Informationen weiterhin zum HSV wechseln will. Einen möglichen Transfer zu den Hanseaten macht der Mittelfeldspieler nicht von Gisdol, mit dem er bereits in der U23 Hoffenheims zusammengearbeitet hatte, abhängig.

HSV ist sich mit Kaiser einig

Sollte sich Hollerbach für Kaiser entscheiden, könnte es ganz schnell gehen. Denn der HSV ist sich mit Kaiser bereits einig. Nach Abendblatt-Informationen wurde ein Vertrag bis 2020, der zu reduzierten Bezügen auch für die Zweite Liga gilt, ausgehandelt. Zu einem Transfer käme es aber erst nach dem Leipzig-Spiel (27.1.). Diese Einigung traf der HSV mit den RB-Verantwortlichen.

Beim kommenden Gegner muss Hollerbach also voraussichtlich mit dem vorhandenen Kader auskommen. Ihre Bundesligatauglichkeit ließen die HSV-Profis allerdings in den vergangenen Monaten vermissen.