Pollersbeck löst Mathenia ab. Walaces Wunschverein hat Plan B. Gisdol erster Wackelkandidat. Jansen kann es noch.

Arp und Hunt fallen aus

Aaron Hunt (l.) und Jann-Fiete Arp im Dezember beim Heimspiel gegen Wolfsburg im Gespräch mit Schiedsrichter Christian Dingert
Aaron Hunt (l.) und Jann-Fiete Arp im Dezember beim Heimspiel gegen Wolfsburg im Gespräch mit Schiedsrichter Christian Dingert © imago/MIS | Cathrin Müller

Die schlechte Nachricht deutete sich bereits beim Abschlusstraining am Freitagnachmittag an: Während die HSV-Profis auf dem Gelände neben dem Volksparkstadion am letzten Feinschliff vor dem Rückrundenstart (15.30 Uhr/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de) arbeiteten, mussten Stürmer Jann-Fiete Arp (18) und Spielmacher Aaron Hunt (31) passen. Youngster Arp lag mit einer schweren Erkältung flach, Hunt plagten schon seit Tagen Knöchelprobleme. Beide Offensivspieler traten gar nicht erst die Reise nach Augsburg an und stehen somit nicht im 18-köpfigen Aufgebot. HSV-Trainer Markus Gisdol ist nun gezwungen, im Angriff umzuplanen. Denn sowohl Arp als auch Hunt waren für die Startelf vorgesehen.

Für Torjäger Arp (zwei Saisontore) rückt US-Stürmer Bobby Wood aus dem zweiten Glied in die Anfangsformation. Offensivmann Hunt (ein Tor, zwei Vorlagen) könnte von Luca Waldschmidt ersetzt werden. Denkbar ist auch die Variante mit André Hahn als zweite Spitze neben Wood und dem Japaner Tatsuya Ito auf Rechtsaußen.

Torwartentscheidung gefallen

Eine zentrale Entscheidung gab Markus Gisdol dann direkt nach dem nicht öffentlichen Abschlusstraining bekannt: Julian Pollersbeck (23) ist die neue Nummer eins des HSV. Der U-21-Europameister löst Christian Mathenia (25) ab und wird am Sonnabend sein Bundesligadebüt geben. Das teilte Gisdol den beiden Kontrahenten im Anschluss an die Übungseinheit in einem persönlichen Gespräch mit.

Julian Pollersbeck (l.) löst Christian Mathenia im HSV-Tor ab
Julian Pollersbeck (l.) löst Christian Mathenia im HSV-Tor ab © WITTERS | TimGroothuis

Ganz überraschend kommt die Entscheidung nicht. Mathenia, nach dem Wechsel von René Adler nach Mainz zur Nummer eins aufgestiegen, hatte sich in der Hinrunde mehrere Patzer geleistet. Gisdol hatte dennoch an ihm festgehalten, auch weil sich sein Widersacher im Training nicht eben durch Leistung aufdrängte. Pollersbeck, im Sommer für 3,5 Millionen Euro aus Kaiserslautern geholt, musste sich wegen seiner angeblich laschen Einstellung sogar harsche Kritik seines Mentors Gerald Ehrmann gefallen lassen. Auch an der Fitness soll es gefehlt haben. Bei der 0:2-Niederlage auf Schalke Mitte November schaffte es Pollersbeck nicht einmal mehr in den HSV-Kader.

Beim Trainingslager Anfang des Monats in Jerez dann wendete sich das Blatt. Pollersbeck wirkte frisch, konnte im Training überzeugen und auch beim Testspiel gegen Bundesliga-Konkurrent SC Freiburg – und gab somit Gisdol jetzt Gelegenheit, im Abstiegskampf ein Zeichen zu setzen.

Wer spielt neben Jung auf der Sechs?

Bereits am Donnerstag hatte Gisdol klargestellt, dass Walace nicht mit der Mannschaft nach Augsburg reist. Gisdol hatte den wechselwilligen Brasilianer am Donnerstag als „mental nicht fit“ abgekanzelt. Da auch Albin Ekdal für das defensive Mittelfeld ausfällt, können sich Routinier Sejad Salihovic und Youngster Vasilije Janjicic die größten Hoffnungen auf einen Platz neben dem gesetzten Gideon Jung machen.

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Beide warten lange genug darauf. Routinier Salihovic (33) kam letztmals bei der 2:3-Niederlage in Mainz am 14. Oktober zum Einsatz – und das auch nur für elf Minuten. Der einzige nennenswerte Einsatz von Youngster Janjicic (19) in dieser Saison liegt noch länger zurück: Beim 0:0 im Nordderby gegen Werder Bremen am 30. September stand der Schweizer über die vollen 90 Minuten auf dem Feld. Weiterer Kandidat ist Kapitän Gotoku Sakai.

Atlético Mineiro hat Alternative zu Walace

Trotz aller Dementis: In den vergangenen Tagen schien sich Walaces Wechsel zu Atlético Mineiro abzuzeichnen. Der Club aus Belo Horizonte soll wie berichtet bereit sein, bis zu 8,5 Millionen Euro Ablöse für den brasilianischen Olympiasieger zu bezahlen – rund 700.000 Euro weniger, als ihn sich der HSV vor einem Jahr kosten ließ. Trainer Markus Gisdol plant offenbar nicht mehr mit Walace, am Donnerstag nahm der 22-Jährige schon nicht mehr am Mannschaftstraining teil.

Rithely spielt seit 2011 für Sport Recife
Rithely spielt seit 2011 für Sport Recife © imago/MB Media Solutions | Bpa

Doch Atlético-MG, wie der erste offizielle Landesmeister in Brasilien genannt wird, hat offenbar einen Plan B fürs defensive Mittelfeld: Francisco Rithely vom Erstligakonkurrenten Sport Recife. Laut einem Bericht des Internet-Portals „Universo Online“ haben beide Clubs Gespräche wiederaufgenommen, nachdem sie Ende vergangenen Jahres zunächst abgebrochen worden waren.

Seinerzeit habe Atlético-MG 1,5 Millionen Euro für 50 Prozent der Anteile an Rithelys Transferrechten angeboten, was Recife abgelehnt habe. Jetzt sei ein Leihgeschäft im Gespräch – und Rithelys Club habe sich aufgeschlossen gezeigt. Das Portal „Transfermarkt“ bewertet den Marktwert des 26-Jährigen mit 2,75 Millionen Euro.

Sollte der HSV Walace nach dessen Streikaktion tatsächlich noch bis zum Ende der Transferfrist am 31. Januar loswerden wollen – was Sportchef Jens Todt hartnäckig bestreitet –, dann müsste der Club also möglicherweise doch über ein Leihgeschäft nachdenken. Hieran hatte Flamengo Rio de Janeiro Interesse angemeldet, ebenso der spanische Erstligist Deportivo Alavés.

Gisdol ist für die Fans größter Wackelkandidat

Markus Gisdol trainiert seit September 2016 den HSV
Markus Gisdol trainiert seit September 2016 den HSV © dpa | Axel Heimken

Markus Gisdol ist der erste Bundesliga-Trainer, der in der Rückrunde seinen Posten verliert. Das glauben laut einer repräsentativen Umfrage des Portals „Bundesliga-Barometers“ 76,4 Prozent der deutschen Fans. Damit ist der HSV-Trainer der mit Abstand größte Wackelkandidat. Die weiteren folgen deutlich dahinter: 29,6 Prozent glauben, dass der Mainzer Sandro Schwarz der erste Trainer ist, der gehen muss, 15,4 Prozent tippen auf Stuttgarts Hannes Wolf.

Ohnehin scheint Gisdol bei den Fans nicht besonders hoch im Kurs zu stehen. Bei einer „Bundesliga-Barometer“-Umfrage im vergangenen Sommer belegte der HSV-Coach in der Rangliste der beliebtesten Trainer den 15. Platz. Sieger der Umfrage damals: Kölns Peter Stöger. Die Beliebtheit schützte ihn bekanntlich nicht vor der Entlassung.

Schnoor geht fremd

Jahrelang war Stefan Schnoor als Experte für den Fernsehsender Sport1 im Einsatz. Jetzt geht der frühere HSV-Profi (131 Bundesligaspiele zwischen 1991 und 1998) fremd: An diesem Freitagabend wird er von 19.30 Uhr an die Eurosport-Zuschauer in der Talkrunde „#TGIM – Thank God It’s Matchday“ auf den Rückrundenstart der Bundesliga einstimmen.

Mit ihm in der Runde sitzen die Exprofis Valérien Ismaël und Jan Schlaudraff sowie „Kicker“-Chefreporter Karlheinz Wild. Die Sendung wird im frei empfangbaren Eurosport-Signal ausgestrahlt. Wer im Anschluss das Spiel zwischen Bayer Leverkusen und Bayern München (20.30 Uhr) sehen will, braucht dagegen einen Zugang zum Eurosport-Player – oder schaltet ins ZDF um.

Schnoor (46), der in Rellingen wohnt, ist seit dem vergangenen Somer als Sportdirektor für den Regionalligaclub VfB Lübeck tätig. Am Sonntag läuft er beim Legenden-Hallenturnier in Flensburg für die Traditionsmannschaften seiner Exclubs HSV und VfL Wolfsburg auf.

Jansen kann es noch

Einen prominenten Trainingsgast hatte der HSV III in dieser Woche: Marcell Jansen. Ex-Profi Marcell Jansen (32) mischte in der Oberligamannschaft mit und hatte sichtlich Spaß.

Der frühere Nationalspieler Jansen hatte seine Karriere im Alter von nur 29 Jahren beendet. Plant er jetzt etwa ein Comeback? „Er könnte definitiv noch Oberliga spielen“, sagte Teammanager Milenko Mutabdzija dem Online-Portal „Fussifreunde“: "Es war eine richtig gute Stimmung, so als ob Marcell und unsere Spieler sich schon seit Jahren kennen."

Möglicherweise war das Gastspiel aber auch nur Teil der Bewerbungskampagne Jansens, der einen Posten im Aufsichtsrat anstrebt. Seinen entsprechenden Facebook-Eintrag versah Jansen mehrdeutig mit dem Hashtag „Ehrenamt“.