Hamburg. HSV-Idol kritisiert Aussagen der Spieler nach der 1:2-Niederlage gegen Frankfurt. Trainer Markus Gisdol kündigt Konsequenzen an.

Einen Tag nach der 1:2-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt im letzten Bundesliga-Heimspiel des Jahres erwägt HSV-Trainer Markus Gisdol Veränderungen. „Wir spielen gefühlt gut, besser als letztes Jahr, aber fahren die Punkte nicht ein, die wir aufgrund der Leistung verdient hätten. Deswegen ist die Situation gefährlich“, sagte er bei einer Presserunde am Mittwoch.

Mit 15 Punkten Gisdols seine Mannschaft auf den Relegationsrang abgerutscht und kann am Abend sogar auf den Abstiegsrang 17 zurückfallen, wenn Werder Bremen bei Bayer Leverkusen mindestens ein Unentschieden holt.

Der Anspruch, spielerisch zum Erfolg zu kommen, sei in der prekären Situation des Clubs nicht immer angemessen. „Wir müssen wieder mehr Gift in unser Spiel bringen“, sagte Gisdol, „ein bisschen mehr von den unschönen Dingen, die man vielleicht nicht so gerne sieht.“

Bild mit Symbolkraft: Frankfurts Kevin-Prince Boateng (r.) rempelt Hamburgs Albin Ekdal (l.) und Mergim Mavraj einfach um
Bild mit Symbolkraft: Frankfurts Kevin-Prince Boateng (r.) rempelt Hamburgs Albin Ekdal (l.) und Mergim Mavraj einfach um © imago/Jan Hübner | Ulrich

Konkret forderte Gisdol eine intensivere Zweikampfführung und eine konsequentere Spielweise. Die Frankfurter hätten es seiner Mannschaft vorgemacht: „Jeden Ball, der bei ihnen in die letzte Reihe gefallen ist, haben sie kompromisslos nach vorn in unsere letzte Reihe gespielt und sind auf den zweiten Ball gegangen. Wir haben immer die schöne Lösung gesucht. Das war gestern nicht angebracht.“

Für das letzte Hinrundenspiel am Freitag bei Borussia Mönchengladbach (20.30 Uhr/ZDF) kündigte Gisdol an, dass er „vielleicht die eine oder andere Position wechseln“ werde. Der HSV habe eine „gute Chance“, dort etwas mitzunehmen, wenn die Leistung stimme.

20 Minuten lang „zu leichtfertig“

Am Dienstag hatte sich der HSV nach dem Führungstor durch Kyriakos Papadopoulos einen 20-minütigen Blackout geleistet, den die Frankfurter nutzten, um das Spiel zu drehen. Eine schlüssige Erklärung konnte Trainer Gisdol auch mit einem Tag Abstand nicht liefern: „Wir waren richtig gut drin in der Partie, haben das Tor gemacht. Vielleicht sind wir dann zu leichtfertig geworden.“ Nach dem Ausgleichstor sei jeder seiner Spieler „ein Stück weit weg von der Normalform“ gewesen. Gisdol: „Diese Phase hat uns das Spiel gekostet, das war bitter.“

HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen hatte im Sky-Interview bemängelt, dass die Mannschaft „ohne jede Raumaufteilung“ gespielt habe: „Das war teilweise vogelwild.“

Seeler fordert Verstärkungen

Bei HSV-Idol Uwe Seeler sitzt der Frust nach nur einem Punkt aus den Heimspielen gegen Wolfsburg am Sonnabend (0:0) und eben Frankfurt tief. „Ja klar, das bewegt mich schon, denn ich weiß nicht, wie sie da rauskommen wollen“, sagte der 81-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. „Das hat sich schon länger abgezeichnet, aber ich will nicht weiter Öl ins Feuer gießen.“

Enttäuscht ist Seeler vor allem von den Kommentaren einiger Spieler und Verantwortlicher: „Wenn ich verliere, kann ich nicht gut gespielt haben.“ Er glaubt auch nicht, dass der HSV einen Aufschwung ohne Verstärkung bewältigt: „So schaffen sie das nicht, da muss mehr kommen. Es wäre das Beste und Sicherste, im Winter einzukaufen, wenn wir nicht das Schlimmste erleben wollen.