Gegen Frankfurt droht der schlechteste Besuch seit mehr als einem Jahrzehnt. Wood fällt erneut aus. Bruchhagen würdigt Kovac.

Bruchhagen will Clubs für Investoren öffnen

HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen (69) hat sich für eine Lockerung bei der 50+1-Regel ausgesprochen. Die Vorschrift habe "dazu geführt, dass die Bundesliga nach wie vor die beste und die gesündeste Liga der Welt ist. Trotzdem haben wir klare Tendenzen, dass Mannschaften mit Investoren, die mehr als 50 Prozent halten dürfen, immer mehr eine bedeutende Rolle spielen, zulasten der großen Traditionsvereine", sagte Bruchhagen in der Fernsehsendung "Heimspiel!" des Hessischen Rundfunks.

Die 50+1-Regel besagt, dass Kapitalanleger nicht die Mehrheit an Clubs übernehmen dürfen, die ihre Profimannschaft ausgegliedert haben. Ausnahmen können genehmigt werden, wenn ein Investor den Verein mehr als 20 Jahre ununterbrochen und erheblich gefördert hat.

"Wir sollten sehr vorsichtig sein mit Veränderungen dieser Regel, aber wir sollten es nicht grundsätzlich ausschließen", sagte Bruchhagen und wies Vorwürfe zurück, Klaus-Michael Kühne greife beim HSV ins operative Geschäft ein: "Das kann nur jemand sagen, der mich nicht kennengelernt hat. Herr Kühne ist ein großer Anhänger unseres Vereins, er ist ein Fußballenthusiast, und er hat uns wiederholt geholfen. Aber dass er Macht ausübt, das ist eine groteske Vorstellung."

Wood fällt aus, Holtby und Salihovic nicht dabei

Noch hat der HSV den Kader für das heutige Bundesligaspiel gegen Eintracht Frankfurt (20.30 Uhr, Volksparkstadion/Sky, Liveticker auf Abendblatt.de) nicht bekannt gegeben, aber nach dem Abschlusstraining am Montag zeichnete sich bereits ab, dass es wohl der gleiche wird wie am vergangenen Sonnabend gegen Wolfsburg (0:0). Stürmer Bobby Wood konnte die Einheit zwar wieder mitmachen, hat aber noch mit seiner Kniereizung zu kämpfen und wird daher ausfallen. Die Offensivkräfte Lewis Holtby und Sejad Salihovic werden von Trainer Markus Gisdol aus sportlichen Gründen erneut nicht berücksichtigt.

Weiterhin nicht zur Verfügung stehen Angreifer Nicolai Müller (Kreuzbandriss) und Verteidiger Bjarne Thoelke (Syndesmoseriss).

Frankfurt will Bayern verdrängen

Auch Gegner Frankfurt ist nicht vollzählig. Makoto Hasebe fehlt wegen eines grippalen Infekts, sein japanischer Landsmann Daichi Kamada ist ebenfalls erkrankt – Einsatz fraglich. Einige Spieler seien nach dem aufopferungsvollen Kampf am Sonnabend gegen Bayern München (0:1) „körperlich ein bisschen angeknackst“, sagte Trainer Niko Kovac. Er wollte deshalb mit 19 oder 20 Spielern anreisen, auch wenn er nur 18 nominieren darf. Kovac versprach aber: „Körperlich und geistig werden wir auf der Höhe sein.“

Das Selbstbewusstsein ist durchaus angebracht. 15 ihrer 22 Punkte hat die Eintracht ín fremden Stadien gesammelt. Mit einem Sieg beim HSV würde sie in der Auswärtstabelle die Bayern vorläufig von der Spitze verdrängen.

Bruchhagen würdigt Kovac

Heribert Bruchhagen (r.) holte Niko Kovac 2016 als Cheftrainer zur Eintracht
Heribert Bruchhagen (r.) holte Niko Kovac 2016 als Cheftrainer zur Eintracht © imago/Zink | imago sportfotodienst

Heribert Bruchhagen sagt Eintracht-Trainer Niko Kovac eine große Zukunft voraus. „Wenn er mich persönlich fragen würde, dann würde ich aus dem Gefühl heraus sagen, dass er sicherlich mal große Vereine trainieren wird, aber dass seine Mission in Frankfurt aus meiner Sicht noch nicht beendet ist“, sagte der HSV-Vorstandsvorsitzende in der Fernsehsendung „Heimspiel!“ des Hessischen Rundfunks.

Bruchhagen (69) hatte Kovac (46) im März vergangenen Jahres nach Frankfurt geholt. Der frühere HSV-Profi wird auch als Nachfolger von Bayern-Trainer Jupp Heynckes gehandelt. Für Kovac ist es nach Leverkusen, Hertha BSC und dem FC Bayern das vierte Spiel nacheinander gegen einen Exclub.

Bruchhagen stand mehr als zwölf Jahre lang an der Spitze der Eintracht. Deshalb sei es für ihn kein Spiel wie jedes andere. „Ich werde sicherlich viele ehemalige Leidensgenossen und Freudgenossen treffen, von daher freue ich mich auch auf die privaten Begegnungen“, sagte Bruchhagen: „Ich habe die Eintracht begleitet und durch die Konsolidierung, die die Basis für die heutige Entwicklung ist, eine Rolle gespielt. Von daher ist es selbstverständlich, dass man sehr stark mit dem Verein sympathisiert.“

Einbruch bei Zuschauerzahlen

Erkaltet die Liebe der HSV-Fans? Allmählich gibt der Zuschauerrückgang Anlass zur Sorge. Bislang sind für das heutige Spiel erst knapp 40.000 Eintrittskarten verkauft. Gibt es keinen Last-Minute-Ansturm mehr, dann droht der schlechteste Besuch seit mehr als einem Jahrzehnt. Am ersten Spieltag der Saison 2005/06 wohnten nur 41.877 Zuschauer am Volkspark dem 3:0-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg bei – damals waren die Schulferien in Hamburg allerdings noch nicht zu Ende.

Wird auch diese Marke heute unterboten, dann wären letztmals am 27. Oktober 2004 weniger Zuschauer gekommen (37.967 beim 4:0-Sieg gegen Freiburg). Jener zehnte Spieltag fiel ebenfalls in eine englische Woche, was immer auswärtige und ganz junge Fans kostet. Neben dem Wetter ist auch das eine Erklärung für den schwachen Zuspruch heute. Aber nicht die einzige.

An den Eintrittspreisen kann es eigentlich nicht liegen. Wie schon bei den Heimspielen gegen Stuttgart (3:1), Hoffenheim (3:0) und Wolfsburg (0:0) sind die günstigsten Sitzplatzkarten bereits für 26 Euro zu haben. Die gleichen Plätze kosteten für das Bayern-Spiel noch 41 Euro – und waren trotzdem vergriffen.

Schlechtester Schnitt seit 2005

Im Volksparkstadion bleiben immer mehr Plätze leer
Im Volksparkstadion bleiben immer mehr Plätze leer © WITTERS | TimGroothuis

Überhaupt sind die mutmaßlich interessantesten Spiele gegen Werder Bremen (0:0), Borussia Dortmund (0:3), RB Leipzig (0:2) und ebenjene Bayern bereits absolviert. Das lässt befürchten, dass der Zuschauerschnitt weiter sinkt. Er liegt mit 51.366 in dieser Saison bereits knapp unter dem Vorjahreswert (52.341) – und so niedrig wie seit der Saison 2004/05 nicht (48.928).

Dabei füllen sich die Stadien in der Vorweihnachtszeit im Allgemeinen gut. Am 20. Dezember vergangenen Jahres, ebenfalls einem Dienstag, wollten noch immerhin 49.789 Zuschauer das Spiel gegen Schalke sehen (2:1). Da allerdings lag das letzte Heimspiel nicht drei, sondern zehn Tage zurück – ein Faktor, der sicherlich zu berücksichtigen ist.

Bruchhagen erklärt den Rückgang

In der Zuschauertabelle ist der HSV vom vierten auf den sechsten Platz zurückgefallen, Aufsteiger VfB Stuttgart (55.717) und Borussia Mönchengladbach (51.725) sind vorbeigezogen. Die Stadionauslastung des HSV (90,1 Prozent) ist aktuell die fünftschlechteste der Liga, nur beim FC Augsburg (89,2), beim VfL Wolfsburg (85,2), bei Mainz 05 (80,8) und Hertha BSC (64,9) bleiben prozentual mehr Plätze leer.

„Es ist eine Entwicklung, mit der wir uns beschäftigen müssen“, sagte Vorstandschef Heribert Bruchhagen der „Bild“-Zeitung. Seine naheliegende Vermutung: Der chronische Abstiegskampf des HSV könnte den Fans den Nerv geraubt haben.