Hamburg. Der HSV erwartet gegen die Eintracht Schietwetter und einen schwierigen Gegner. Trainer Niko Kovac ist plötzlich in aller Munde.

Schneeregen, der Platz geräumt, aber tief. Alles eklig und unangenehm, harte Fußballarbeit – das Abschlusstraining im Volkspark bot schon einen fiesen Vorgeschmack auf das, was die HSV-Profis auch an diesem Dienstag (20.30 Uhr/Sky und Liveticker bei abendblatt.de) erwartet. Es wird wieder kalt, zum einen. Zum anderen ist Gegner Eintracht Frankfurt wahrscheinlich das Undankbarste, was man derzeit bespielen kann. „Ein unglaublich stabiles Auswärtsteam, ein dicker Brocken“, sagt Trainer Markus Gisdol.

Natürlich hofft er auf drei Punkte zum Heimspielausklang vor der Winterpause, dann wäre der Wunsch von Clubchef Heribert Bruchhagen von 18 Zählern schon vor der abschließenden Partie am Freitagabend in Mönchengladbach erfüllt. Tatsächlich aber ist dieser Wunsch angesichts der aktuellen Tabellensituation mit 15 Zählern inzwischen reine Notwendigkeit.

Nach den Ergebnissen der Konkurrenz am Wochenende war der eine Punkt aus dem Spiel gegen Wolfsburg (0:0) zu wenig. Die Abstiegsgefahr ist wieder größer geworden. „Die Leistungsentwicklung im Vergleich zum Vorjahr ist deutlich zu sehen“, sagt Sportchef Jens Todt, „leider ist uns aber damit punktemäßig kein großer Sprung gelungen.“

Eintracht Frankfurt nach Bayern bestes Auswärtsteam

Deshalb: Wieder Tabellenkeller. Und nun ein Spiel, das eine Punkte-Bescherung zu Weihnachten keinesfalls selbstverständlich erscheinen lässt. Eintracht Frankfurt hat auswärts erst einmal verloren. Hat 15 seiner 22 Punkte auf dem Platz des Gegners geholt, wo viermal gewonnen wurde, und ist damit nach Bayern München zweitbestes Auswärtsteam der Liga. Trotzdem ist die Eintracht in der Wahrnehmung eher graue Maus als stolzer Adler, auch das macht dieses Spiel so gefährlich: „Wir werden nicht viele Torchancen bekommen“, sagt Gisdol, „wir müssen geduldig bleiben, ohne Konterchancen dem Gegner zu eröffnen.“

Sein Trainerkollege Niko Kovac hat gemeinsam mit Sportchef Fredi Bobic wieder eine Truppe zusammengebastelt, die nur wenig Gegentore zulässt und effektiv ihre Chancen nutzt. Auswärts haben die Hessen sogar erst sechs Gegentreffer kassiert – Ligabestwert. Torwart Lukas Hradecky ist inzwischen bei Bayer Leverkusen im Gespräch, falls deren Keeper Bernd Leno im Winter wechselt. „Wir müssen vor dem Tor effektiver werden“, mahnt Gisdol deshalb an, „wir müssen an Lösungen arbeiten, um zu Chancen zu kommen. Aber Frankfurt gibt da nicht viel preis.“

Am Sonnabend hat die Eintracht 0:1 gegen die Bayern verloren und dabei laut Kovac „das beste Spiel der Saison gemacht“. Der langjährige HSV-Profi auf der Eintracht-Trainerbank zieht daraus viel Selbstvertrauen für den Auftritt in seiner sportlichen Heimat von 1999 bis 2001, mit der ihn noch „viele schöne Erinnerungen“ verbinden. „Wir schauen positiv nach vorn. Meine Mannschaft hat gezeigt, dass sie mithalten kann“, sagt der 46-Jährige. In Hamburg will er sein Team aber umstellen: „Wir brauchen dort wieder eine sehr lauf- und kampfstarke Mannschaft.“

Was Niko Kovac auszeichnet

Seit dem 8. März 2016 ist der gebürtige Berliner Cheftrainer der Eintracht. Es ist seine erste Trainerstation bei einer Clubmannschaft, nachdem er 2013 bis 2015 Nationaltrainer Kroatiens war. Kovac schaffte mit der Eintracht 2016 den Klassenerhalt in der Relegation gegen Nürnberg, führte die Mannschaft in der vergangenen Saison auf Platz elf und ins DFB-Pokalfinale. „Niko ist ein jung gebliebener Fußballer“, sagt Bobic, „gleichzeitig fordert er Disziplin und Ordnung.“ Kovac könne „die Jungs schon mal hart anpacken“, aber er habe auch „eine menschliche Art, die super ankommt“.

So ist es nur bedingt überraschend, dass auch Kovac zu den Kandidaten für die Nachfolge von Jupp Heynckes bei Bayern München gezählt wird. Sein Vertrag in Frankfurt läuft bis Mitte 2019. „Niko hat einen Vertrag bei uns, und wir gehen klar und offen miteinander um“, sagte Bobic dem „Kicker“. Kovac wisse es sehr zu schätzen, „dass er hier damals die Chance bekommen hat und wir jetzt gemeinsam etwas aufbauen und entwickeln können“.

Das sind die gleichen Träume, die auch immer wieder in Hamburg geträumt werden. Traditionsclubs unter sich also im Kampf um eine sichere Zukunft in schwierigem Umfeld, um Stabilität in der Liga. Dreimal in Folge hat der HSV zuletzt zu null gespielt. Ist das schon Stabilität? „Eine Momentaufnahme, mehr nicht“, wehrt Gisdol ab, „wir müssen das Woche für Woche bestätigen. Dafür müssen wir hart arbeiten.“ Auch wenn das eklig ist, kalt und unangenehm.

HSV vs. Eintracht Frankfurt

Matsch: Wegen der Winterwitterung stehen zahlreiche Parkplätze auf Rot und Braun nicht zur Verfügung.

HSV: Mathenia – Diekmeier, Papadopoulos, Mavraj, Santos – Walace, Jung – Hunt, Wood, Kostic – Arp

Frankfurt: Hradecky – Chandler, Salcedo, Abraham, Falette – M. Wolf, K.-P. Boateng, G. Fernandes, Willems – Rebic, Hrogta

Schiedsrichter: Gräfe (Berlin).