Hamburg. Der erfolgreichste HSV-Spieler aller Zeiten teilt gegen seine Nachfolger aus und wirft der Vereinsführung Ahnungslosigkeit vor.

HSV-Legende Manfred Kaltz hat zu einem verbalen Rundumschlag gegen seinen früheren Club ausgeholt. „Wenn ich den HSV emotional begleiten würde, hätte ich Magengeschwüre“, sagte der 64-Jährige in einem Interview mit der Zeitschrift „Sport-Bild“. Er betrachte die Spiele des HSV „nur noch von außen“. Etwa zehn- bis zwölfmal pro Saison sei er im Stadion. Und was er da zu sehen bekomme, gefalle ihm nicht: „Beim letzten Heimspiel gegen Hoffenheim war es okay. Das 3:0 war um ein Tor zu hoch, aber sie haben es gut gemacht. Über eine ganze Saison macht der HSV aber keinen Spaß mehr.“

Spielerisch wie taktisch sieht Kaltz bei seinen Nachfolgern große Defizite. „Wenn ich die spielen sehe, fällt mir überhaupt nicht ein, was die geheim trainiert haben könnten. Die haben überhaupt keinen Matchplan“, sagte Kaltz. Zu seiner Zeit habe jeder beim Training zuschauen können. „Wenn wir geflankt haben, wusste jeder, wohin der Ball kommen sollte. Da kam er auch an, war aber trotzdem nicht zu verteidigen.“

Mit Netzers Abgang begann der Niedergang

Kaltz war der Prototyp des stürmenden Außenverteidigers, bestritt 581 Bundesligaspiele für den HSV und gewann alle bedeutenden Titel. Nachdem der "Flankengott" 1991 seine aktive Laufbahn beendete, verlor er die Bindung zum Verein. Ein Job sei ihm nie angeboten worden – wie so vielen anderen Legenden des Clubs auch nicht. Kaltz: „Das wurde total verschlafen. Die Bayern hatten immer Fußballer an der Spitze und Kaufleute dahinter. Beim HSV ist das anders. Fußball kommt an dritter Stelle. Und die, die keine Ahnung haben, stehen vorne. Das ist das Problem.“

Nachdem Günter Netzer 1986 als Manager aufhörte, „hatte hier niemand mehr einen klaren Plan, wohin man will“. Ein Jahr später schoss Kaltz den HSV im DFB-Pokal-Finale zum bis dato letzten großen Titel. „Es gibt immer nur ein Thema: Der HSV holt nichts mehr. Das macht doch keinen Spaß. Es muss doch mal was nachkommen.“