Freiburg/Hamburg. Das vernichtende Urteil des ehemaligen DFB-Sportdirektors bleibt nicht ohne Konter. Vor allem Sakai nimmt kein Blatt vor den Mund.
Als Markus Gisdol bei seiner Spielanalyse dem destruktiven Auftritt noch etwas Positives abgewinnen wollte, hatte Matthias Sammer sein vernichtendes Urteil über den HSV schon gefällt. "Die Hamburger sollen doch den Antrag stellen, dass sie ohne Ball spielen", sagte der frühere Sportdirektor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) nach dem 0:0 des HSV im Kellerduell beim SC Freiburg im Eurosport-Studio: "Das ist für mich für die Bundesliga zu wenig."
Die harsche Kritik Sammers hat schnell ein Nachspiel. Gisdol, der mit dem sechsten Unentschieden im sechsten Duell mit seinem Trainerkollegen Christian Streich zufrieden war, wusste direkt nach dem Spiel zwar noch nichts von der Fundamentalkritik und war gut gelaunt.
"Ich bin happy. Fußballerisch waren zwar Defizite da – aber für uns ist es vor allem wichtig, nach fünf Auswärts-Niederlagen einen Punkt mit nach Hause zu nehmen. Das tut uns gut", sagte Gisdol im Anschluss an das schmeichelhafte Remis: "Wir haben sicher nicht unser bestes Spiel gemacht, aber kämpferisch haben wir alles reingeworfen. Wir müssen das Positive herausarbeiten - wir haben zu null gespielt."
Sakai sind Sammers Aussagen "scheißegal"
Am Sonnabend wiederholte Gisdol die Selbstkritik, warf Sammer im gleichen Atemzug aber Populismus vor: „Ich war natürlich ein bisschen überrascht darüber. Dass wir aber fußballerisch nicht auf bestem Niveau bei dem Spiel waren, ist ganz klar. Nur: Grundsätzlich kann ich mit solchen populistischen Aussagen nichts anfangen."
Noch deutlicher wurde HSV-Kapitän Gotoku Sakai: „Wir sind nicht Bayern München. Wichtig ist, dass eine Mannschaft genau weiß, was sie leisten kann. Es ist scheißegal, ob jemand unsere Art von Fußball kritisiert. Das ist egal, was er (Sammer, d. Red.) denkt und meint. Wichtig ist, dass wir als Mannschaft zusammenhalten und in die gleiche Richtung marschieren.“
Mathenia verteidigt das Spiel des HSV
Auch Torwart Christian Mathenia verteidigt das HSV-Spiel: „Wer uns in den vergangenen beiden Partien gegen Hoffenheim und jetzt Freiburg beobachtet hat, der hat gesehen, dass wir wieder einfachen Fußball gespielt haben. Das hat uns in der Vorsaison auch ausgezeichnet. In der Vergangenheit haben wir oft ansehnlichen Fußball gespielt, haben aber eben nicht gepunktet. Das Ziel haben wir jetzt erreicht.“
In der Tat war es der starken Defensive um Abwehrchef Kyriakos Papadopoulos zu verdanken, dass die Hamburger ihre chronische Auswärtsschwäche überwinden und den Absturz auf den Relegationsplatz verhindern konnten. Durch den ersten Punktgewinn in der Fremde seit über drei Monaten haben die Hanseaten (14 Zähler) den Drittletzten aus dem Breisgau (12) auf Distanz gehalten.
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HSV und Freiburg gruseln sich um die Wette
Wie für Gisdol war auch für die Profis dieser Fakt entscheidend. Die destruktive Vorstellung der Gäste vor 24.000 Zuschauern im ausverkauften Schwarzwaldstadion war ein Stück weit sogar gewollt. "Wir wollten einfachen und effektiven Fußball spielen", erklärte Torwart Christian Mathenia.
Arp hing im Sturm weitgehend in der Luft
Diese Spielweise führte allerdings dazu, dass Jungstar Jann-Fiete Arp im Sturm weitgehend in der Luft hing. Der 17-Jährige durfte nur mit einer Ausnahmegenehmigung auflaufen – normalerweise dürfen Jugendliche nach 20.00 Uhr nicht mehr beschäftigt werden. Ob der U17-Nationalspieler, der am 6. Januar volljährig wird, auch künftig beim HSV beschäftigt sein wird, scheint nach wie vor offen zu sein.
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"Er, sein Berater und seine Eltern werden eine verantwortliche Entscheidung treffen", sagte Vorstandsboss Heribert Bruchhagen: "Wir werden alles dafür tun, ihn an den Verein zu binden. Es ist doch selbstverständlich, dass man will, dass er in Hamburg bleibt – aber ganz ohne Druck."
Druck lastet dagegen auf den Freiburgern. Vor allem die Abschlussschwäche könnte im Kampf um den Klassenerhalt zur Hypothek werden. Das weiß auch Streich. "Wir haben das schon ein paar Mal so gehabt. Wir schaffen es nicht, das Tor zu machen", sagte der frustrierte Trainer: "Die Spielanlage ist gut. Die Struktur ist gut. Die Wille ist da. Aber im Strafraum gelingt es uns nicht, die Qualität zu erzeugen, die wir brauchen. Das ist die Problematik – und darum stehen wir da, wo wir stehen."