Hamburg. Wie der Rechtsverteidiger eine Hundertprozentige vergab, einen Strafstoß verschuldete und zum „Man of the Match“ wurde.
Die Party zum Spiel der Spiele gönnte sich Dennis Diekmeier erst mit einem Tag Verspätung. Am Sonntag, einen Tag nach dem 3:1-Sieg gegen Stuttgart, stieg der Protagonist des Vortags ins Flugzeug, flog nach Köln und feierte dort am Abend das zehnjährige Bestehen der Beratungsagentur SportsTotal. Auf der Gala gab es vor allem ein Gesprächsthema: Diekmeiers wahrscheinlich ungewöhnlichstes Fußballspiel seiner Karriere. Ein Drama in drei Akten – mit Happy End.
Akt 1: Ein Schuss – kein Tor. 192 Bundesligaspiele hat der frühere Nachwuchsstürmer bereits absolviert. Und seinem ersten Bundesligator ist Diekmeier, dem unangefochtenen Rekordhalter als Profi mit den meisten Einsätzen ohne Tor, wohl noch nie so nahegekommen wie am Sonnabend in der 28. Minute: Nach einem Pass von Kostic musste der Dino beim Dino nur noch einschießen – er scheiterte aber an Stuttgarts Ron-Robert Zieler. Was ihm vor dem Schuss durch den Kopf ging? „Ich dachte: Den haue ich einfach rein“, sagte Diekmeier. „Hab ich dann aber nicht.“ Trost gab es von Aaron Hunt, der kurz zuvor das 1:0 erzielt hatte: „Wir werden bei Dieki nicht aufgeben ...“
Akt 2: Ein Handspiel – ein Pfiff. Selten spielte Diekmeier so gut wie am Sonnabend, doch nach 54 Minuten übernahm der fleißige Rechtsverteidiger erneut die Rolle des Deppen. „Ich bekomme den Ball irgendwie gegen die Hand geköpft oder geschossen. Es war Hand, aber kein absichtliches Handspiel“, erinnerte sich der 28 Jahre alte Fußballer an die Szene, die per Videobeweis zum Strafstoß und dann zum 1:1 führte. „Es war einfach richtig bitter“, sagte Diekmeier.
Die HSV-Profis in der Einzelkritik
Akt 3: Eine Flanke – ein Tor. Doch Diekmeier wäre nicht Diekmeier, wenn er nach seinem Doppel-Fauxpas nicht weiter alles versucht hätte. „Ich bin ein Optimist, ich muss immer weitermachen“, sagte der Familienvater, der sich von seinen Kindern Dion und Delani beim Interviewmarathon nach dem Spiel begleiten ließ. „Papa kommt gleich“, rief er kurz Sohnemann Dion zu, als er dann auch noch vom Happy End des Diekmeier-Nachmittags berichten musste. „Ich habe schon viele schöne Flanken in meiner Karriere geschlagen, aber die Flanke vor Filip Kostics Kopfballtor zum 2:1 war besonders schön“, sagte Diekmeier, der die abwechslungsreichen 90 Minuten mit drei Wörtern zusammenfasste: „Ein geiles Spiel.“
Zugabe: Ein Pass – kein Pass zurück. Dieses „geile Spiel“ hätte fast noch einen Höhepunkt bereitgehalten. Denn Diekmeier bereitete auch noch Fiete Arps Tor zum 3:1 vor, wobei er dies eigentlich ganz anders geplant hatte: „Ich dachte erst: Fiete lässt ihn prallen, dann hätte ich ihn selbst reingemacht.“ Spricht’s – und muss selbst lachen.
Epilog: Ende gut – alles gut. Markus Gisdols Fazit: „Wenn man an allen entscheidenden Situationen beteiligt war, dann ist man Man of the Match.“