Hamburg/Kalkutta. Trotz des Führungstreffers des HSV-Talents verliert Deutschlands U17 1:2 gegen Brasilien. Was das für Fiete Arp jetzt heißt.

98 Minuten waren im Stadion Vivekananda-Yuba-Bharati-Krirangan in Kalkutta abgelaufen, als der US-amerikanische Schiedsrichter Jair Marrufo ein letztes Mal pfiff. Aus, vorbei. 2:1 hatte die brasilianische Seleção gegen Deutschlands Nachwuchs-Nationalmannschaft im U17-WM-Viertelfinale gewonnen und damit auch den Titeltraum der HSV-Bubis Fiete Arp und Josha Vagoman zerstört. Statt im Halbfinale am Mittwoch gegen England zu stehen müssen die beiden Hamburger nun zurück in die Heimat reisen und dürfen sich dort nur noch über das kleine Trostpflaster Herbstferien freuen.

„Das wird die beiden wohl kaum trösten, aber wir sind natürlich trotzdem extrem stolz auf unsere HSV-Jungs. Fiete und Josha waren super“, sagte HSV-Sportchef Jens Todt, der sich die Partie vom heimischen Sofa aus anschaute. „Es ist schon klasse, dass die beiden eine so wichtige Rolle bei dieser Weltmeisterschaft übernommen haben. Nun sollen sie in Ruhe zurückreisen und sich erst einmal von den ganzen Strapazen erholen.“

Grund für ein paar Tage Ruhe gibt es mehr als genug. In zwei Wochen haben Arp und Co. fünf Spiele unter zum Teil extremen Wetterbedingungen absolviert. Auch beim Viertelfinalspiel gegen Brasilien in Kalkutta zeigte das Thermometer trotz der späten Anstoßzeit (20 Uhr/Ortszeit) noch immer 28 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent an. „Die Bedingungen in Indien sind schon krass“, sagte Arp dem Abendblatt bereits nach dem ersten Gruppenspiel gegen Costa Rica (2:1).

Arp mit fünf Turniertoren

Am Sonntag schienen die DFB-Talente allerdings zunächst genauso wenig Probleme mit den Bedingungen wie mit den angeblichen Wunderstürmern aus Brasilien zu haben. Besonders Hamburgs Linksverteidiger Vagoman wusste gegen Flamengos Wesley zu gefallen. Bis auf einen Pfostenschuss durch Alan (6.) konnte sich der Favorit aus Brasilien kaum eine Chance im ersten Durchgang erarbeiten.

Ganz anders die Deutschen, die bereits im Achtelfinale Kolumbien mit 4:0 überrannt hatten. Und auch gegen Kolumbiens südamerikanische Nachbarn sah es am Sonntag zunächst gut aus. Als Lucas Halter den quirligen John Yeboah im eigenen Strafraum von den Beinen holte, entschied Schiedsrichter Marrufo nach 21 Minuten sogar auf Stafstoß. HSV-Talent Arp schnappte sich den Ball und traf trocken zur verdienten Führung – sein fünfter WM-Treffer im fünften Spiel. „Damit ist Fiete der bislang erfolgreichste Torschütze dieser WM. Das ist schon eine bemerkenswerte Leistung“, lobte Manager Todt, der bei einem Halbfinaleinzug nach Indien fliegen wollte.

Dass sich Hamburgs Sportchef die strapaziöse Reise nun sparen kann, lag vor allem am zweiten Durchgang, in dem Brasilien zunehmend besser ins Spiel kam. Während Arp in den zweiten Halbzeit kaum noch für Entlastung sorgen konnte, wirbelte das brasilianische Trio Infernale mit Paulinho, Brenner und Lincoln, für den der FC Barcelona dem Vernehmen nach im Winter 30 Millionen Euro zahlen will, die deutsche Hintermannschaft durcheinander.

Arp soll häufiger bei den Profis trainieren

Die logische Folge: Erst der Treffer zum 1:1 durch den eingewechselten Weverson (71.), dann das Siegtor durch Paulinho (77.) aus 20 Metern. „Es ist sehr bitter, dass dem zweiten Tor der Brasilianer ein Schlag ins Gesicht gegen unseren Spieler Jan Boller vorausgeht“, ärgerte sich Nationaltrainer Christian Wück, der trotzdem stolz auf seine Mannschaft war: „Die WM hat gezeigt, dass wir mit dem 2000er-Jahrgang mit den besten Teams der Welt mithalten können.“

Einen Tag wird Wück seine Youngster noch trösten („Die Jungs sind wahnsinnig traurig, dass ihr WM-Traum auf so schmerzhafte Art geplatzt ist. Im Moment herrscht eine große Enttäuschung“), ehe in der Nacht vom Montag auf Dienstag über Frankfurt der Heimflug geplant ist.

Für Fiete Arp und Josha Vagoman beginnt der post-weltmeisterliche Alltag in einer Woche: Arp muss im Heidberg-Gymnasium für sein Abitur büffeln, der Poppenbüttler Vagoman drückt im H13 in Kellinghusen die Schulbank. „Besonders im Fall von Fiete versuchen wir, eine Lösung zu finden, durch die er häufiger bei uns mittrainieren kann. Er hat sich zu einer echten Alternative entwickelt“, sagt Todt, der sich auf seine WM-Jungs freut: „Trotz der Niederlage werden sie dieses Erlebnis nie vergessen.“

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von Youtube, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung