Der Keeper weiß, dass seine Fehler den HSV in dieser Saison Punkte gekostet haben. Dennoch bleibt er Stammtorwart.
Hamburg. Der Gang ins Studio fiel ihm sichtbar schwer. Viel geschlafen habe er nicht, sagte Christian Mathenia am späten Sonntagabend bei der Begrüßung von Moderator Gerhard Delling im NDR-“Sportclub“. Dennoch sei es für den HSV-Torhüter keine Option gewesen, den Termin abzusagen. Mathenia stellt sich den Fragen, auch wenn diese kritisch ausfallen. Das gehöre für ihn „zum Job dazu“.
Zwei Tage zuvor vermittelte Mathenia noch einen anderen Eindruck. Nach seinem schweren Patzer beim dritten Gegentor gegen Mainz 05 (2:3) marschierte er ungewohnt wortlos durch die Mixed Zone der Opel-Arena. Er wusste ganz genau, dass sein Fehler den HSV erneut Punkte kostete. Und das frustrierte ihn selbst am meisten. „Er ist teilweise viel zu selbstkritisch und zu lieb. Er muss böser sein“, beschreibt Trainer Markus Gisdol den Mensch Mathenia.
Im „Sportclub“ erklärte Mathenia ausführlich, wie es dazu kam, dass ihm ein eigentlich harmloser Distanzschuss des Mainzers Danny Latza durch die Finger rutschte. „Ich hatte zwei Gedanken in dieser Situation. Erst wollte ich den Ball zur Seite abwehren, weil er einen komischen Effet nach außen hatte. Dann habe ich im Augenwinkel den Herrn De Blasis gesehen und habe mich dazu entschlossen, den Ball festhalten zu wollen“, sagt Mathenia. Eine folgenschwere Entscheidung. „Es war im Endeffekt die falsche Entscheidung, das Gegentor muss ich auf meine Kappe nehmen.“
Mathenia ist Wiederholungstäter
Es sind ehrliche Worte eines authentischen Typen, der in einer schwierigen Situation steckt. Bereits bei der 0:2-Pleite Mitte September in Hannover verschuldete der 25-Jährige beide Gegentore. Auch im Heimspiel vor einer Woche gegen Werder (0:0) wirkte Mathenia unsicher und hatte mehr Glück als Verstand, das Nordderby mit einer weißen Weste überstanden zu haben.
Und auch in Mainz trat Mathenia nicht nur beim dritten Gegentor negativ in Erscheinung. Beim 1:2 nach einer Ecke wirkte er orientierungslos. In der ersten Halbzeit wähnte er einen Latza-Distanzschuss im Aus, hob daher den Arm, um zu signalisieren, nicht eingreifen zu müssen und wurde schließlich überrascht, als der Ball ans Lattenkreuz klatschte.
Einzelkritik: Sakai eine schlechte Kopie
Dennoch packt Trainer Markus Gisdol seinen Schlussmann weiterhin in Watte und erstickt eine Torwartdiskussion bereits im Keim. „Er ist unsere Nummer eins. Ich sehe momentan nichts anderes“, sagt der Trainer.
Pollersbeck ist noch keine Alternative
Mathenia weiß um das Vertrauen im Verein. „Die Rückendeckung tut sehr gut. Gerade in so einer Phase, in der ich zum ersten Mal in meiner Karriere drinstecke. Der Fehler hat Punkte gekostet, aber ich muss daraus lernen“, sagt der 25-Jährige, der in seiner Geburtsstadt vor den Augen seiner Familie und Freunde, für die er im Vorfeld 25 Tickets für die Partie besorgt hatte, gerne anders in Erscheinung getreten wäre. „Ich habe mir die Rückkehr nicht so vorgestellt.“
Dass er gegen im kommenden Heimspiel gegen Bayern München wieder zwischen den Pfosten steht, liegt nicht nur an der Rückendeckung des Trainers, sondern auch an seinem Konkurrenten Julian Pollersbeck (23). Der vor der Saison für 3,5 Millionen Euro von Zweitligist Kaiserslautern verpflichtete Keeper übt im Training zu wenig Druck auf Mathenia aus. Schon in der Vorbereitung leistete sich der U21-Europameister mehrere Patzer.
Der HSV schenkt Mainz und Adler drei Punkte
Und so bleibt dem HSV-Coach nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass der vor der Saison zum Stammtorwart erklärte Mathenia seine Formkrise möglichst schnell überwindet. „Wir müssen ihm Vertrauen geben. Es ist eine große Aufgabe, die Nummer eins in Hamburg zu sein. Für ihn ist das eine neue Situation, aus der er sich jetzt freischwimmen muss“, sagt Gisdol.
Schon in einer Woche bekommt Mathenia die nächste Chance, das in ihn gesteckte Vertrauen zu rechtfertigen. Möglichkeiten sich auszuzeichnen, wird er gegen die von Jupp Heynckes trainierten Bayern wohl genug erhalten.