Hamburg. Die Nationalspieler sind beim HSV zurück, Verletzte wieder dabei – doch bei 100 Prozent sind nur wenige der Profis.

Als Erster kam Mergim Mavraj die Treppe vom Volksparkstadion zum Trainingsplatz herunter. Okay, keine Überraschung. Dann Dennis Diekmeier. Aber da: Tatsuya Ito. Und André Hahn, Filip Kostic, Albin Ekdal, Bobby Wood, Gotoku Sakai. Erleichterung bei den wenigen Beobachtern. Alle wieder da, voller Betrieb am Donnerstagnachmittag. HSV-Trainer Markus Gisdol sah es mit Freude. „Die Optionen sind wieder größer geworden“, sagte er zwei Tage vor dem Auswärtsspiel am Sonnabend (15.30 Uhr/Sky, Liveticker abendblatt. de) beim FSV Mainz 05. Der Anfang vom Ende der Verletztenmisere scheint erreicht.

Seit Anfang der Woche mischt auch Rick van Drongelen wieder im Mannschaftstraining mit. Der Niederländer hat sein Knochenödem ausgeheilt und wird wieder eine Alternative im Abwehrverbund. Der 18-Jährige konnte sich während der Länderspielpause in Hamburg pflegen, weil der niederländische Verband auf eine Berufung zur Nationalmannschaft nach Rücksprache mit den Vereinsärzten verzichtet hatte. So schuftete der Verteidiger im Kraftraum, beim Lauftraining und seit Montag mit dem Team am Ball. „Ich habe keine Probleme mehr“, sagt er, „wir müssen von Tag zu Tag schauen, wie es sich entwickelt.“ Ein Einsatz über 90 Minuten in Mainz kommt zu früh.

Kurzeinsatz für Kostic

Auch Kostic wird in Mainz höchstens zu einem Kurzeinsatz gekommen. Der Serbe wurde in der WM-Qualifikation am Montag beim 1:0-Erfolg über Georgien nach überstandenem Muskelfaserriss für zwei Minuten eingewechselt. „Ich fühle mich fit“, hatte er dem Verein nach geglückter Qualifikation getextet. Am Mittwoch wurde er von den Doktoren gründlich gecheckt. „Ich bin in enger Abstimmung mit den Ärzten“, sagte Gisdol. „Es sieht gut aus für den Kader.“

Fiete Arp spielt

Da ist dann wieder Ito die erste Alternative für den Posten des schnellen Flügelflitzers links. Seine Magen-Darm-Pro­bleme hat der kleine Japaner offenbar überwunden. Ebenso wie André Hahn, den Gisdol bereits im Testspiel vor einer Woche gegen Rugenbergen als Mittelstürmer-Alternative für Bobby Wood ausprobiert hatte. „Es ist unsere Aufgabe Varianten zu entwickeln, wenn Spieler so eine lange Reise hinter sich haben.“

Große Auswahl für Gisdol

Erst am Mittag war Wood nach der gescheiterten WM-Qualifikation mit den USA in Hamburg gelandet und mischte gleich anschließend bei den Übungseinheiten mit. Er durfte allerdings vor den anderen aufhören. Jeder Reisende hat das außerdem schon erlebt: der schlimmste Jetlag kommt oft erst am dritten Tag – wenn in Mainz Anstoß ist. „Diese langen Reisen sind eine große körperliche Belastung“, weiß Gisdol. Auch Gotoku Sakai ist davon betroffen, flog allerdings Richtung Westen, was einfacher ist, und scheint ein guter Reisetyp zu sein. „Go hat das in der Vergangenheit immer gut wegstecken können“, berichtete der Coach.

So erfreut sich Gisdol vor dem richtungsweisenden Spiel gegen die punktgleichen Mainzer zwar einer großen Auswahl – nur Sead Salihovic (Fleischwunde) und der gesperrte Kyriakos Papadopoulos fehlen neben dem langzweitverletzten Nicolai Müller – , aber wenige seiner Spieler sind bei einhundert Prozent. Es ist ein Taktieren mit Ungewissheiten, Risiken und Möglichkeiten. „Die richtigen Elf rauszusuchen ist eine Herausforderung. Wir wollen die stärkste Mannschaft bringen, ohne das Risiko bei dem einen oder anderen zu überreizen“, erklärt Gisdol. „Wir müssen alles gut abwägen, schließlich haben einige fünf bis sechs Wochen nicht gespielt.“

HSV-Boss Bruchhagen: "Tabellarisch schwierige Situation"

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    Die Bedeutung der Partie ist allen klar, dafür genügt ein Blick auf Tabelle und Spielplan. Auch Mainz auf Platz 13 hat sieben Punkte, bis zum Zehnten, Hertha BSC, sind es nur zwei Zähler. „Mainz wird unglaublich aggressives Pressing und voll Power spielen“, sagt Gisdol. „Sie haben in Heimspielen eine hohe Qualität.“ Grundsätzlich sieht sich der HSV mit den Rheinhessen „auf Augenhöhe“. Mainz 05 gehört also zu den Kontrahenten im Kampf um den Klassenerhalt, gegen die Zählbares mitgenommen werden sollte. Wünscht sich auch der Chef.

    Besonderes Spiel

    „Dieses Spiel ist von besonderer Bedeutung. Wir wissen, dass danach das Heimspiel gegen Bayern München und ein Auswärtsspiel in Berlin folgen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen. „Wir könnten also tabellarisch in eine schwierige Situation kommen.“ 18 Punkte erhofft er bis zum Ende der Hinrunde, einfach wird das alles nicht. „Die 14 Tage waren unruhig, der Trainer musste verletzte Spieler wieder heranführen und auf Nationalspieler verzichten. Und lange Reisen und Zeitumstellungen sind nun mal keine guten Vorbereitungen für unsere Spieler auf die Bundesliga.“

    An diesem Freitag schaut sich Markus Gisdol seine Profis noch einmal ganz genau im Training unter Ausschluss der Öffentlichkeit an, dann beginnt das schwierige Personalpuzzle: „Wir brauchen in Mainz Spieler, die Vollgas geben können. Ich muss mir genau überlegen, was geht.“