Hamburg/Leverkusen. Sven Schipplock bricht das Training ab. Der HSV steckt sportlich und personell in einer schweren Krise. Und jetzt kommt Werder Bremen.

0:2, 0:2, 0:3, 0:3 - einen Monat nach der Tabellenführung für eine Nacht ist beim Hamburger SV die Krise wieder zurück. Vor dem Nordderby gegen den Erzrivalen Werder Bremen brodelt es an der Elbe. „Wir brauchen nicht mehr lange drumherum reden - wir haben jetzt eine echte Krise“, sagte Torwart Christian Mathenia nach der nächsten Pleite bei Bayer Leverkusen: „Wenn man in vier Spielen zehn Buden kassiert und keine macht, ist das frustrierend.“

Vorne harmlos, hinten fahrig und unkonzentriert - die jüngsten Auftritte der Mannschaft von Trainer Markus Gisdol wecken bei vielen Fans unschöne Erinnerungen an die schlimmen Spielzeiten mit Abstiegskampf pur in der Vergangenheit. Doch davon wollen die Verantwortlichen (noch) nichts hören. „Wir wissen, wo wir herkommen und dass wir schon schlimmere Zeiten überstanden haben“, sagte Sportdirektor Jens Todt: „Wir dürfen den Glauben an uns nicht verlieren.“

Bei Gisdol wachsen Zweifel

Doch bei Gisdol wachsen offenbar schon erste Zweifel an seiner Mannschaft. „Wir stoßen momentan mit dem Kader ab und zu an unsere Grenzen“, hatte der 48-Jährige bei Sky gesagt und die Aussage kann durchaus auch als kleiner Seitenhieb gegen Todt verstanden werden. Ausfälle wie die der Offensiv-Kräfte Nicolai Müller, Filip Kostic, Aaron Hunt sowie Mittelfeldmann Albin Ekdal kann das Team jedenfalls nicht auffangen. Am Montag musste auch noch Angreifer Sven Schipplock mit einem Hexenschuss das Training abbrechen. "Er kommt kaum noch die Treppe hoch", hieß es.

In Hamburg regiert mittlerweile das Prinzip Hoffnung, dass mit einem Sieg im „Not-Derby“ (Bild-Zeitung) gegen den Tabellenvorletzten Bremen am Sonnabend schon irgendwie die Wende zum Guten gelingt. „Wir wollen das Derby jetzt unbedingt gewinnen“, sagte Gisdol: „Dafür müssen wir unter der Woche sauber arbeiten, dann haben wir eine gute Chance, um die drei Punkte im Volkspark zu behalten.“

Bruchhagen geht auf Kuschelkurs

Und dafür geht selbst Clubchef Heribert Bruchhagen auf Kuschelkurs. Man dürfe jetzt „auch nicht zu hart mit den Spielern ins Gericht gehen, weil sie im nächsten Spiel wieder ranmüssen“, sagte der Vorstandsvorsitzende und relativierte die Pleiten gegen Leipzig, Hannover, Dortmund und Leverkusen: „Es waren zuletzt auch nicht die leichtesten Gegner. Wir müssen uns jetzt voll auf das Derby konzentrieren.“

Bruchhagen habe schon von „Anfang an gesagt, dass es eine spannende Frage wird, wer am Ende 18., 17. und 16. wird. Das ist ein permanenter Behauptungskampf“, sagte er. Und sein HSV steckt schon wieder mittendrin.