Gisdol stellte zur Pause sein System um. Doch da war die Partie bereits gelaufen. HSV rutscht auf Platz 15 ab. Ito debütiert.

Hamburg. Kyriakos Papadopoulos, Sejad Salihovic und Gideon Jung griffen sich an die Hüfte, Dennis Diekmeier an die Schulter: Ratlos ließen die HSV-Profis ihre Köpfe hängen. Zu diesem Zeitpunkt waren gerade einmal 23 Minuten gespielt, als die Hamburger bereits 0:2 nach den Toren von Kevin Volland und Lucas Alario zurücklagen.

Die Partie war damit bereits gelaufen. Die erneut ideenlosen Hamburger konnten sich nicht mehr von dem Rückstand erholen und kassierten kurz vor Schluss sogar noch das 0:3. Es war die vierte torlose Niederlage in Folge. In der Tabelle ist der HSV (6 Punkte) nur noch einen Rang vom Relegationsplatz, den der SC Freiburg (4) belegt, entfernt. "Alle Spieler waren bemüht, aber wir haben verdient verloren", so das ernüchternde Fazit von Sportchef Jens Todt. "Die Leistung war nicht so, dass man in Leverkusen punkten kann."

Doppelschlag von Leverkusen

Vor 27.601 Zuschauern schickte Markus Gisdol dieselbe Formation auf den Platz, die am Mittwoch 0:3 gegen Borussia Dortmund verloren hatte. "Wir stoßen momentan mit dem Kader ab und zu an unsere Grenzen", sagte der HSV-Coach. Weil Albin Ekdal erneut wegen Rückenproblemen ausfiel, blieb Neuzugang Sejad Salihovic in der Startelf. Und der Bosnier feuerte nach anfänglichem Abtasten den ersten Warnschuss ab (15.).

Danach ergriff Leverkusen die Initiative und sorgte mit einem Doppelschlag für die frühe Entscheidung, als der HSV das Verteidigen einstellte. Zunächst ließ Salihovic Bayers Außenverteidiger Benjamin Henrichs flanken, Dennis Diekmeier schaute zu, wie Leon Bailey mit dem Kopf auf Volland ablegte und Gideon Jung reihte sich in die Fehlerkette ein, indem er keinen Druck auf den zehnmaligen Nationalspieler ausübte, der trocken ins Eck traf (20.). "Es fehlten die letzten fünf Meter, um an den Gegner heranzurücken", analysierte auch Gisdol.

HSV verteidigt unterirdisch, Mehmedi vergibt Riesenchance

Der HSV verlor in dieser Phase die entscheidenden Zweikämpfe im Mittelfeld und erlebte nur drei Minuten später ein Déjà-vu. Erneut verteidigten die Hanseaten viel zu passiv. Während Diekmeier Vorlagengeber Wendell gewähren ließ, verlor Mergim Mavraj im Zentrum Lucas Alario aus den Augen, der frei vor Christian Mathenia keine Mühe hatte und zum 2:0 traf (23.).

Der Argentinier erhielt nach einem Wechseltheater mit seinem bisherigen Verein River Plate erst vor drei Tagen die Spielgenehmigung für Bayer. "Nach dem Doppelschlag haben wir uns aus dem Konzept bringen lassen", sagte Gisdol.

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Zum Ende der ersten Hälfte verpasste Leverkusen sogar den totalen K.o. durch Admir Mehmedi (36.), nachdem Bailey zuvor den bereits Gelb-vorbelasteten Papadopoulos ganz als aussehen ließ.

Gisdol stellte zur Pause um

HSV-Trainer Gisdol hatte zur Pause genug gesehen und stellte sein System um. Für die fehlerhaften Walace und Salihovic sollten Bakery Jatta und Luca Waldschmidt mehr Impulse für die Offensive setzen. Einzig Jung blieb aus der ursprünglichen defensiven Dreierreihe im Mittelfeld auf dem Platz.

Gisdols Plan schien zunächst aufzugehen. Holtby (59.) versuchte es aus der Distanz, ehe Waldschmidt nach einem Kontakt mit Charles Aránguiz zu Boden ging und Elfmeter forderte. Doch der Pfiff von Schiedsrichter Robert Kampka blieb aus – eine zweifelhafte Entscheidung. Wenig später vergab André Hahn (70.) nach feinem Pass von Jung die größte Chance für den HSV. Der Ex-Nationalspieler nahm den Ball nicht optimal mit, wodurch der Winkel zu spitz wurde und nach seinem Schuss nur das Außennetz zappelte.

Volland mit dem HSV-K.o.

Fortan übernahm Leverkusen wieder die Spieldominanz. Brandt und Alario ermöglichten nach sehenswertem Zusammenspiel Angreifer Volland (83.) den Doppelpack, der nach dem Querpass seines neuen Sturmpartners Alario den Ball nur noch über die Linie drücken musste. Zuvor war bereits Bailey (73.) mit einem indirekten Freistoß im Strafraum gescheitert. "Das Team tritt nicht so auf, als wäre es in einer Krise", meint Mavraj.

Nach der verdienten Niederlage richtete Rechtsverteidiger Dennis Diekmeier den Blick schon wieder nach vorne. "Am Wochenende haben wir das Derby zu Hause und wollen mit aller Macht die Punkte holen." Denn nach dem Heimspiel gegen Werder Bremen (Sonnabend, 18.30 Uhr) will Diekmeier nicht erneut den Kopf hängen lassen.

Die Statistik

Leverkusen: Leno - Henrichs, Tah, Sven Bender, Wendell - Baumgartlinger, Aranguiz (84. Kohr) - Mehmedi (68. Brandt), Bailey - Alario (86. Pohjanpalo), Volland. - Trainer: Herrlich

HSV: Mathenia - Diekmeier, Papadopoulos, Mavraj, Sakai - Gideon Jung - Walace (46. Waldschmidt), Salihovic (46. Jatta) - Hahn (82. Ito), Wood, Holtby. - Trainer: Gisdol

Schiedsrichter: Robert Kampka (Mainz)

Tore: 1:0 Volland (20.), 2:0 Alario (23.), 3:0 Volland (83.)

Zuschauer: 27.601

Gelbe Karten: Wendell (2), Aranguiz (2) - Walace (2), Papadopoulos (4)

Torschüsse: 15:12

Ecken: 6:3

Ballbesitz: 51:49 %