Hamburg. Linksverteidiger suchte im Sommer nach drei Jahren beim HSV eine neue Herausforderung und trifft nun auf seinen Ex-Club.

Matthias Ostrzolek saß auf einem kleinen Tisch neben der Ersatzbank und blickte verträumt in den Himmel. 20. Mai, 17.25 Uhr. Der HSV hatte soeben am letzten Spieltag durch den späten 2:1-Sieg gegen Wolfsburg den direkten Klassenerhalt geschafft. Die Party im Volkspark war nicht mehr aufzuhalten. Nur Ostrzolek schien für einen Moment in Gedanken an einem anderen Ort zu sein. „Es war eine besondere Situation“, sagt der 27-Jährige vier Monate später im Gespräch mit dem Abendblatt.

Was zu diesem Zeitpunkt nur Ostrzoleks engste Vertraute wussten: Der Linksverteidiger hatte soeben sein letztes Spiel für die Hamburger bestritten. „Ich hatte noch mit niemandem beim HSV gesprochen. Aber ich wusste, dass ein Kapitel für mich zu Ende geht.“ Bereits drei Tage später unterschrieb Ostrzolek überraschend einen Vertrag bei Hannover 96. An diesem Freitag trifft er mit seinem neuen Club auf seinen alten.

Drei Jahre spielte der frühere Augsburger beim HSV. Drei Jahre ging es nur gegen den Abstieg. „Es war eine mental sehr intensive und für den Kopf häufig auch belastende Zeit mit großen Drucksituationen“, sagt Ostrzolek rückblickend. Der HSV hatte seine Zukunft lange offen gelassen. Als die Hamburger mit ihm verlängern wollten, wollte Ostrzolek nicht mehr. „Der HSV hat Signale gesendet, mit mir weitermachen zu wollen. Im Laufe der Rückrunde ist in mir aber der Entschluss gewachsen, im Sommer etwas Neues machen zu wollen. Das Gefühl hat sich immer weiter verfestigt. Ich wollte wieder bei Null starten.“

Ostrzolek wünscht sich ein spezielles HSV-Tor

Der Neustart in Hannover ist geglückt. Ostrzolek ist Stammspieler, bereitete gleich im ersten Spiel ein Tor vor und ist mit dem Aufsteiger ungeschlagen. „Ich fühle mich hier sehr wohl. Sportlich läuft es gut an. Ich kann hier wieder befreiter aufspielen.“ Am Freitag kann 96 mit einem Sieg gegen den HSV sogar Tabellenführer werden.

Verhindern will das vor allem Ostrzoleks Kumpel aus HSV-Zeiten, Dennis Diekmeier. Die beiden treffen auf ihrer Außenbahn aufeinander. Via „Mopo“ hatte Diekmeier bereits das Duell angeheizt („Auf dem Feld gibt es keine Freunde“). Ostrzoleks Konter: „Er spielt gerne hart, aber ich haue auch gerne mal dazwischen. Da kann es schon einmal krachen, aber das ist okay. Auf dem Platz wird es keine Probleme geben.“

Ostrzolek, der vor zehn Monaten für den HSV sein erstes Bundesligator erzielt hatte, hofft sogar darauf, dass Rekordhalter Diekmeier (184 torlose Spiele) in Kürze nachzieht. „Ich wünsche ihm wirklich, dass ihm mal ein Bundesligator gelingt, aber damit sollte er noch bis zum fünften Spieltag warten.“