Rächt sich die Kaderplanung? Vertragslose Spieler wie der Ex-Hamburger Ben-Hatira könnten verpflichtet werden. Was Todt sagt.
Hamburg. Es sind gerade mal drei Spieltage gespielt, doch der HSV geht bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison auf dem Zahnfleisch. Nach den Verletzungen von Aaron Hunt (Muskelfaserriss), Nicolai Müller (Kreuzbandriss) und Bjarne Thoelke (Innenbandriss) gesellten sich nun auch Filip Kostic (ausgeprägter Muskelfaserriss) und Rick van Drongelen (Adduktorenprobleme) ins Lazarett der Hamburger.
Besonders der Ausfall von Kostic wiegt schwer. Markus Gisdol ist durch die vierwöchige Zwangspause des Serben gezwungen, seine Spielweise zu überdenken. Denn die schnelle Flügelzange mit Müller und Kostic muss komplett ersetzt werden. „Welche Mannschaft kann es verkraften, wenn unsere drei Topscorer aus der letzten Rückrunde mit Müller, Kostic und Hunt nicht zur Verfügung stehen? Da müssen wir uns schon was einfallen lassen“, sagte er etwas angesäuert nach dem 0:2 (0:0) gegen RB Leipzig.
Der HSV-Coach weiß, dass die riskante Kaderplanung des Sommers nun auf ihn zurückfällt – denn Gisdol ist gefordert, mit dem überschaubaren Personal eine schlagkräftige Mannschaft auf den Platz zu bringen. "Wir haben bewusst unseren Kader verkleinert, um jedem Spieler eine reelle Chance auf Einsätze zu bieten", rechtfertigte Sportchef Jens Todt am Sonntag seine Kaderplanung und ergänzte im NDR-"Sportclub". "Die aktuellen Verletzungen treffen uns, aber wir werden da durchkommen."
Ben-Hatira wäre ablösefrei zu haben
Eine Option, den Kader zu erweitern gäbe es allerdings noch. Möglich wäre es auch nach Ende der Transferperiode, einen vereinslosen Profi zu verpflichten. „Wir haben nun eine neue Situation und sondieren den Markt“, gibt Todt am Sonntag auf Nachfrage zu. Immerhin 250 vertragslose Fußballer finden sich auf dem Fachportal „transfermarkt.de“, darunter mehr oder weniger bekannte Namen wie der frühere Berliner Patrick Ebert (30), der Ex-Hamburger Änis Ben-Hatira (29), der frühere Hoffenheimer Sejad Salihović (32) oder der einstige 20-Millionien-Euro-Mann José Antonio Reyes (34). "Der Markt ist nach Ablauf der Transferfrist nicht besser geworden", sagt Todt.
Kommentar: HSV muss jetzt auf die Jugend setzen
Doch ein tatsächlicher Transfer eines noch immer vertraglosen und damit ablösefreien Spielers bleibt nach Abendblatt-Informationen trotz des plötzlichen Verletzungspechs äußerst unwahrscheinlich. Und so muss sich vor allem Gisdol für die kommende Partie am Freitag bei Aufsteiger Hannover 96 (20.30 Uhr/Eurosport Player und im störungsfreien Abendblatt-Liveticker) etwas einfallen lassen.
Bilder vom Spiel gegen Leipzig
HSV vs. Leipzig: Elfmeter nach Videobeweis zurückgenommen
Womöglich wird HSV-Retter Luca Waldschmidt für Kostic in die Startelf rücken. Van Drongelen könnte sogar rechtzeitig bis Freitag fit werden. Weitere Verletzungen sollten beim ohnehin schon kleinsten Kader der Liga aber nicht mehr hinzukommen.