Hamburg. Der erst vor zwei Wochen verpflichtete Niederländer ersetzt den wechselwilligen Santos und erreicht dabei einen Rekord.

Normalerweise redet Markus Gisdol nicht gerne über einzelne Spieler. Doch bei Linksverteidiger Rick van Drongelen machte der HSV-Trainer eine Ausnahme. „Er war sehr stabil im Zweikampf und hat genau die Dinge erfüllt, die ich mir wünsche. Seine Leistung war bemerkenswert, obwohl er nicht auf seiner Position spielte“, schwärmte Gisdol über den gelernten Innenverteidiger, der mit 18 Jahren und 242 Tagen als jüngster niederländischer Debütant Bundesliga-Geschichte geschrieben hat.

Dass der Youngster gegen Augsburg (1:0) den auf die Tribüne verbannten Linksverteidiger Douglas Santos ersetzte, war eine Bauchentscheidung von Gisdol, die unter der Woche reifte. „Der Trainer teilte mir vor ein paar Tagen mit, dass ich vielleicht spielen könnte“, sagte van Drongelen. Als er dann am Spieltag erfuhr, beim Bundesligaauftakt in der Startelf zu stehen, sei er überglücklich, aber auch ein bisschen nervös gewesen.

Van Drongelen: Respekt gleich zu Beginn

Durch die Anfeuerung auf den Rängen, wo auch seine Mutter und seine Freundin mitfieberten, konnte van Drongelen seine Anfangsnervosität schnell ablegen. Die rechte Seite der Augsburger mit Außenverteidiger Raphael Framberger und Mittelfeldspieler Jonathan Schmid prallte vor allem in der ersten Halbzeit regelmäßig an der niederländischen Wand ab.

„Er hat sich gleich zu Beginn Respekt verschafft“, lobte Sportchef Jens Todt. Zur Belohnung erhielt der erst vor zwei Wochen für drei Millionen Euro von Sparta Rotterdam verpflichtete van Drongelen bei jedem gewonnenen Zweikampf und jeder Balleroberung Szenenapplaus von den HSV-Fans. „Mir ist das ab und zu aufgefallen“, so van Drongelen, der bislang nur in Auswärtsspielen bei Ajax Amsterdam und Feyenoord Rotterdam vor einer vergleichbaren Kulisse spielte. „Es ist sehr schön, jetzt jedes Heimspiel vor so vielen Zuschauern zu bestreiten.“, sagte der niederländische U19-Kapitän.

Gewöhnen muss sich van Drongelen allerdings nicht nur in die Größe der Bundesliga-Stadien, sondern auch an das höhere Tempo im Vergleich zur Eredivisie. „Er hat mir in der Halbzeit gesagt, dass die Bundesliga sehr intensiv ist und er möglicherweise Probleme bekommen könnte, heute durchzuspielen“, gab Gisdol zu. Während der Partie hielt der Trainer immer wieder Blickkontakt zu seinem Schützling, der sich in der Schlussphase auffällig häufig dehnte, um Krämpfen vorzubeugen.

Gisdol hat mit dem Youngster noch viel vor

In der Phase unterlief van Drongelen auch der eine oder andere Fehlpass. „Hinten heraus gingen ihm seine Waffen aus, aber er hat sich durchgebissen und mir zehn Minuten vor Schluss signalisiert, dass er durchspielen kann“, so Gisdol.

Einzelkritik: van Drongelen eine echte Kante

Für die Zukunft plant der Coach mit van Drongelen im Abwehrzentrum. Denn bereits in der kommenden Woche soll in Augsburgs Konstantinos Stafylidis, der gegen den HSV nicht im Kader stand, ein neuer Linksverteidiger verpflichtet werden und gleichzeitig Santos zur PSV Eindhoven wechseln. Sollte wiederum Mergim Mavraj (Nackenbeschwerden) länger ausfallen, könnte van Drongelen bereits am Freitag in Köln (20.30 Uhr) an der Seite von Kyriakos Papadopoulos auflaufen – seiner größten Bezugsperson im Verein.

„Papadopoulos hilft mir sehr viel auf und neben dem Platz. Er ist sehr wichtig für mich. Wir haben ein spezielles Verhältnis zueinander“, sagte van Drongelen, der in seiner Heimat aufgrund seiner Beliebtheit der „Chiellini vom Kasteel“ nach dem Namen des Sparta-Stadions genannt wurde. Fällt van Drongelen beim HSV weiter durch seine kompromisslose Spielweise auf, dürfte er auch in Hamburg bald Kult-Status genießen.