Hamburg. Beim Kauf von Stafylidis legte der Investor offenbar ein Veto ein. Auch mit Sportchef Todt rechnet er ab. Der hat inzwischen reagiert.

Einen Tag vor dem Bundesliga-Auftakt gegen den FC Augsburg am Sonnabend hat HSV-Investor Klaus-Michael Kühne weitere verbale Giftpfeile gegen den Verein abgefeuert. In einem Interview mit dem "Spiegel" knöpfte sich der 80 Jahre alte Unternehmer die Mannschaft vor. "Der HSV ist ein Phänomen, weil die Luschen immer hier hängen bleiben", sagte Kühne. Ein gutes Beispiel sei Angreifer Pierre-Michel Lasogga: "Ich weiß gar nicht, ob ich an ihm beteiligt war: Musste der nach einer halben guten Saison mit einem Fünfjahresvertrag und einem Jahresgehalt von über drei Millionen Euro ausgestattet werden? Das war Harakiri, der Flop des Jahrhunderts." Der HSV hatte Lasogga vor zwei Jahren für 8,5 Millionen Euro von Hertha BSC verpflichtet.

Die Mutter und ihr Mandant: Kerstin und Pierre-Michel Lasogga
Die Mutter und ihr Mandant: Kerstin und Pierre-Michel Lasogga © Imago/Christoph Reichwein

Kerstin Lasogga empörte sich darüber, schoss scharf zurück und warf dem Milliardär Ahnungslosigkeit vor. "Ich bin schon etwas überrascht über diese Aussagen. Das ist eine Unart, die sich eingeschlichen hat. Darunter leiden Verein und Fans. Wer ein Welt-Unternehmen führen kann, hat noch längst keine Ahnung von Fußball", sagte sie bei "Sky" und giftete weiter: "Ständig kritisiert der Investor Trainer, Manager und einzelne Spieler – und das ohne jegliche Kenntnis der Lage. Nicht umsonst gibt es den Satz: Schuster bleib bei Deinen Leisten."

Kühne kündigte wiederum an, in Zukunft vorsichtiger mit Investitionen in seinen Lieblingsklub zu sein. "Ich bin etwas frustriert und werde wesentlich zurückhaltender sein als bisher. Ich war einfach zu unkritisch", sagte der HSV-Anteilseigner und ließ sein weiteres finanzielles Engagement offen: "Man soll nie nie sagen. Ich halte eine neue Motivation für nicht ausgeschlossen und bin nicht dogmatisch."

Veto bei Stafylidis-Transfer?

Bei der Suche nach einem weiteren Außenverteidiger für die neue Saison habe der in der Schweiz lebende Milliardär bereits eine finanzielle Unterstützung abgelehnt. "Da habe ich mich verweigert", sagte der Unternehmer. Zuletzt soll hinter den Kulissen über einen Wechsel von Augsburgs Konstantinos Stafylidis an die Elbe verhandelt worden sein.

Zuvor hatte Kühne nach Trainer Markus Gisdol und der Vereinsspitze des HSV auch Sportchef Jens Todt ins Visier genommen. „Es gehört zu einem Sportdirektor, dass er nicht nur gut einkaufen kann, sondern auch gut verkaufen. Da habe ich einiges zu beanstanden“, monierte der Milliardär am Freitag in einem Interview, das der TV-Sender Sky seit drei Tagen in Auszügen ausstrahlt. Der 80-Jährige wirft Todt vor, im Bemühen um den Verkauf von HSV-Großverdienern erfolglos zu sein.

Kommentar: Der HSV, mein Raumschiff und ich

„Da wird meines Erachtens zu wenig Druck gemacht, da wird – sagen wir mal – zu wenig Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt“, kritisierte der HSV-Fan und -Gönner, der 17 Prozent Anteile an der Fußball-AG hält. Er ergänzte: „Beim Verkauf von Spielern ist bisher ja wirklich herzlich wenig gelaufen. Da hat man wenig Erfolg gehabt.“

Dass Ex-Nationalspieler Todt nun HSV-Sportdirektor sei, müsse man „anerkennen und ihm viel Glück wünschen“, sagte Kühne im Bemühen um eine positivere Darstellung. Aber: Der Sportchef müsse „mehr Backing bekommen von seinem Management und braucht mehr Entscheidungsfreude. Das fehlte in letzter Zeit, und das wünsche ich mir“, betonte Kühne.

Todt reagiert auf Kühne-Kritik

Todt reagierte zurückhaltend auf die Vorwürfe: „Wir freuen uns auf den Saisonstart und konzentrieren uns voll auf unser Spiel gegen Augsburg. Wir stehen uneingeschränkt hinter jedem einzelnen Spieler unserer Mannschaft. Wir stehen wie bisher in einem konstruktiven Austausch mit Herrn Kühne", sagte er dem Abendblatt.

An den Vortagen hatte sich HSV-Aktionär Kühne bereits Trainer Gisdol und die Vereinsführung vorgeknöpft und erklärt, was sie zu tun hätten, aber stets unterließen. Gisdol müsse „mehr mit der Mannschaft arbeiten“, Clubchef Heribert Bruchhagen sei „auf der falschen Chaussee“.

Für seine Störfeuer hatte der Investor am Donnerstag harsche Kritik vom Ex-Bundesliga-Profi Hans Sarpei geerntet. „Lieber Herr Kühne, Sie sind das Problem des HSV“, schrieb Sarpei dem Milliardär in einem offenen Brief bei Facebook. „Es ist eine Schande, wie es Ihnen Jahr für Jahr gelingt, vor dem Saisonstart den HSV-Trainer oder die Führung zu degradieren. Sie sind kein Fan des HSV, sondern dessen natürlicher Feind. Ohne Ihre vergifteten Millionen wäre der HSV vermutlich schon längst viel weiter, als er es 'dank' Ihnen ist. Schämen Sie sich. Ziehen Sie sich zurück. Den HSV wird es auch ohne Sie geben. Einen wiedererstarkten HSV vermutlich nur ohne Sie."