Hamburg. HSV zeigt beim 1:1 gegen Espanyol Schwächen im Abschluss. Todt verpasst Partie wegen Linksverteidiger-Suche. Müller will bleiben.
Es sollte ein großes Fest werden für den HSV. 20.147 Gäste waren am Sonntag in den Volkspark gekommen, um die offizielle Saisoneröffnung zu feiern. Wie schon in den vergangenen Jahren hatte der HSV ein großes Rahmenprogramm organisiert. Doch der Tag vor der Generalprobe gegen Espanyol Barcelona begann für den Bundesligisten mit zwei schlechten Nachrichten. Eine Woche vor dem Pflichtspielstart im DFB-Pokal beim VfL Osnabrück hat sich die Verletztenliste beim HSV um zwei Namen erweitert. Nach Filip Kostic und Luca Waldschmidt fallen jetzt auch noch Albin Ekdal und Bjarne Thoelke aus.
HSV erkämpft sich Remis im Test gegen Espanyol
Der Schwede Ekdal muss wegen einer Rückenprellung zehn Tage pausieren und fehlt damit in Osnabrück. Neuzugang Thoelke hat es noch schlimmer erwischt. Der Innenverteidiger zog sich im Training am Sonnabend bei einem Zweikampf mit Bakery Jatta einen Innenbandriss im Knie zu. Thoelke fällt zwei Monate aus. „Für beide ist es bitter. Sie waren gut drauf“, sagte Trainer Markus Gisdol.
Beinahe hätte das Volksparkfest auch noch mit einem weiteren Rückschlag geendet, doch Lewis Holtby rettete mit seinem späten Tor zum 1:1 (0:0) gegen den spanischen Erstligisten die Stimmung. Der HSV hatte gegen Espanyol eine weitestgehend ansprechende Leistung geboten. Doch wie schon in den Testspielen gegen Sparta Rotterdam (1:1) und Antalyaspor (0:2) vergab Gisdols Offensive viele gute Gelegenheiten. „Vom Ergebnis her war das zu wenig. Die Leistung war gut, aber ich hätte mir gewünscht, dass wir uns total belohnen. Die Chancen für drei bis vier Tore waren da“, sagte der Chefcoach.
Spekulationen um Douglas und Walace
Insbesondere Nicolai Müller tauchte in der ersten Halbzeit mehrfach vor dem Tor der Spanier auf. Doch der 29-Jährige traf fast immer die falschen Entscheidungen. „Die Tore haben gefehlt, wie schon in der Vorbereitung“, sagte Müller. „Aber es hat Spaß gemacht. Wir sind spielerisch besser geworden.“ Müller äußerte sich nach den abgebrochenen Vertragsgesprächen und der Wechselofferte des VfL Wolfsburg erstmals zu seiner Zukunft. „Ich gehe davon aus, dass ich auf jeden Fall diese Saison hier bin.“ Müllers Vertrag läuft im Sommer 2018 aus. Der HSV hat einen Wechsel kategorisch ausgeschlossen.
Weniger eindeutig positionierte sich der Club bislang in den Diskussionen um die beiden Brasilianer Douglas Santos und Walace. Um die beiden Olympiasieger gab es Spekulationen über einen möglichen Abgang noch in diesem Sommer. Besonders Santos kokettierte über seine Berater mit einem Wechsel zum PSV Eindhoven. Der Brasilianer selbst wollte sich zu den Gesprächen seiner Agenten mit Sportchef Jens Todt nicht äußern.
Trainer Gisdol beantwortete die Diskussion auf seine eigene Weise. Er ließ die beiden gegen Espanyol in seiner voraussichtlichen Startelf für Osnabrück ran. „Sie hatten gute Aktionen“, sagte Gisdol. Clubchef Heribert Bruchhagen hatte vor dem Spiel die Wechselgerüchte als „Annoncen“ abgetan. „Es gibt keine Angebote.“ Tatsache ist, dass Jens Todt noch einen Spieler für die Defensive sucht.
Angespannte Situation in der Abwehr
Todt verpasste den Test gegen Barcelona am Sonntag. Der Sportchef intensiviert die Suche nach einem weiteren Linksverteidiger, um die Kaderplanung abzuschließen. Allein die schwierige Marktlage verdeutlicht, dass sich der HSV einen Santos-Abgang derzeit gar nicht leisten kann. Die angespannte Situation in der HSV-Abwehr hatte sich gerade erst durch die Verpflichtung des Niederländers Rick van Drongelen von Sparta Rotterdam entspannt. Der Innenverteidiger kann auch auf der linken Abwehrseite spielen.
Durch die Verletzung von Thoelke hat sich die Personallage nun auch im Abwehrzentrum wieder verschärft. Immerhin deutete der 18 Jahre junge van Drongelen nach seiner Einwechslung an, dass er dem HSV auf Anhieb helfen kann. „Er hat gezeigt, dass er nicht nur ein talentierter, sondern ein guter Spieler ist“, sagte Gisdol über seinen jüngsten Neuzugang.
Sein ältester Neuzugang, André Hahn, knüpfte dagegen an ein bekanntes Problem an. Der 26-Jährige scheiterte in der zweiten Halbzeit nach dem Rückstand durch Leo Baptisto (61.) mit einem schwach getretenen Elfmeter, den der belebende Sven Schipplock nach seiner Einwechslung herausgeholt hatte (77.). Schon in der vergangenen Saison hatte Hahn einen Elfmeter vergeben – damals noch für Mönchengladbach gegen den HSV. Auch der HSV hatte in der abgelaufenen Spielzeit alle seine Elfmeter verschossen. Johan Djourou und Aaron Hunt vergaben die einzigen Hamburger Strafstöße.
Problemzone Elfmeterschießen
Bis zum kommenden Sonntag sollte der HSV Elfmeter trainieren. Dann könnte es in der ersten Pokalrunde in Osnabrück möglicherweise zu einem Elfmeterschießen kommen. Vor acht Jahren war der HSV schon einmal im Pokal an der Bremer Brücke ausgeschieden – nach Elfmeterschießen.
Welche Bedeutung der DFB-Pokal haben kann, verdeutlichte der Sonntag. Auf der Tribüne im Volkspark saßen die Pokalsieger von 1987 um Thomas von Heessen, Ditmar Jakobs, Peter Lux und Manfred Kastl. Der Triumph vor 30 Jahren war bis heute der letzte HSV-Titel.
HSV gegen Espanyol: Mathenia (46. Pollersbeck) – Sakai (62. Diekmeier), Papadopoulos (69. van Drongelen), Mavraj, Santos – Walace, Jung (62. Janjicic) – Müller (69. Jatta), Hunt (46. Holtby), Hahn (89. Arp) – Wood (69. Schipplock).
