Neumünster. Die 3:5-Niederlage im ersten echten Härtetest gegen Holstein Kiel wirft Fragen auf – ebenso wie die Verlegung des Trainingslagers.
Dominik Schmidt konnte sein Glück kaum fassen. Es lief die 79. Spielminute im Testspiel zwischen Holstein Kiel und dem HSV, als der Verteidiger aus rund 70 Metern einfach mal auf das Tor der Hamburger zielte. Zur Überraschung der 6000 Zuschauer in der Grümmi-Arena in Neumünster flog der Ball über den verdutzten HSV-Torhüter Julian Pollersbeck ins Netz. Die Nominierung zum Tor des Monats ist dem Kieler sicher. Am Ende gewann der Zweitliga-Aufsteiger gegen den Bundesligisten mit 5:3 (1:2).
31 Tage vor dem ersten Punktspiel gegen den FC Augsburg konnte HSV-Trainer Markus Gisdol die ersten wichtigen Erkenntnisse der Vorbereitung gewinnen – viele positive gab es nicht. Die Kieler, die bereits in elf Tagen gegen den SV Sandhausen in die Saison starten, gewannen auch in der Höhe verdient gegen die Hamburger, die vor allem körperlich unterlegen waren. „Zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung ist so eine Niederlage normal. Die Abstimmung im Team passt noch nicht“, sagte Trainer Markus Gisdol.
Der HSV ging durch die Tore von Aaron Hunt (7./Foulelfmeter) und Filip Kostic (10.) zwar schnell in Führung, doch Kiel verkürzte durch St. Paulis Leihgabe Marvin Ducksch (12./FE). Nach der Pause trafen Steven Lewerenz (68.), Schmidt und Utku Sen (88./90) für Holstein. Pierre-Michel Lasogga (84.) glich zwischenzeitlich aus. „Natürlich sind wir müde. Aber die Gegentore waren zu einfach“, sagte Aaron Hunt. „Fünf Gegentore sind zu viele“, meinte Kapitän Gotoku Sakai.
HSV muss Standort für das Trainingslager umbuchen
Ärger gab es für den HSV bereits am Vormittag. Nachdem schon bekannt war, dass der vorgesehene Trainingsplatz für das zehntägige Trainingslager von Sonnabend bis zum 1. August im österreichischen Leogang ramponiert wurde, trafen die Hamburger schließlich eine unangenehme Entscheidung. Trotz aller Mühen um eine Wiederherstellung des Rasenplatzes muss der HSV sein Quartier umbuchen. Anstelle von Leogang geht es nun in das 200 Kilometer entfernte Längenfeld. Hintergrund: Nachdem in Leogang in der vergangenen Woche die Fußball-Weltmeisterschaft der Ärzte ausgetragen wurde, ist der Platz in einem derart schlechten Zustand, dass er den Ansprüchen des Bundesligisten nicht mehr genügt.
„Wir waren erschrocken von den Platzverhältnissen. Der Rasen war nicht reparabel“, sagte Trainer Gisdol. Nachdem der HSV am Montag von den Zuständen erfahren hatte, reisten Greenkeeper Christoph Strachwitz und Teammanager Jürgen Ahlert nach Leogang, um sich ein Bild zu machen. Zunächst war man zuversichtlich, den Rasen wieder reparieren zu können. Doch die Zeit reicht nicht aus.
Wer für die Ausfallkosten aufkommt, ist noch unklar
Bei den rund 200 Fans, die mit nach Leogang reisen wollten, um ihren Urlaub dort zu verbringen, dürfte die Nachricht für Frust gesorgt haben. Der HSV bietet ihnen zweimal einen kostenlosen Busshuttle an. Einmal am 25. Juli zum Testspiel gegen Sparta Rotterdam (Ort noch nicht bekannt), den zweiten am Tag darauf zum jährlichen Fanabend im Teamquartier. Der HSV wird wie schon von 2007 bis 2010 im Aqua Dome von Längenfeld wohnen.
Wer für die entstehenden Ausfallkosten aufkommt, ist noch unklar. Der HSV wusste zwar, dass auf dem Gelände in Leogang ein Turnier stattfinden werde, über das mögliche Ausmaß der Ärzte-WM war der Club aber nicht informiert. Dem Wunsch des HSV, das Turnier an einem anderen Ort auszutragen, ignorierte der Veranstalter mit dem Hinweis, es werde schon gut gehen. Greenkeeper Strachwitz war noch am 7. Juli zu Besuch in Leogang, um den Platz zu begutachten. Zuvor hatte RB Salzburg dort sein Trainingslager bestritten. Dass der HSV künftig noch einmal sein Quartier in Leogang buchen wird, ist unwahrscheinlich.
HSV gegen Kiel: Mathenia (46. Pollersbeck) – Diekmeier (82. Arp), Papadopoulos (46. Thoelke), Mavraj (60. Holtby), Sakai (60. Behounek) – Ekdal (46. Jung), Walace (46. Janjicic) – Hunt (46. Müller), Kostic (46. Jatta/77. Lasogga) – Waldschmidt (46. Hahn), Schipplock (46. Wood).