Hamburg. Der Verein hat sein ursprüngliches Ziel kassiert, den Gehaltsetat in diesem Jahr von 56 auf 48 Millionen Euro zu reduzieren.
„Lassen Sie es mich mal so sagen“, sagte Heribert Bruchhagen am Donnerstag im Volksparkstadion, „wir haben drei Viertel der Strecke absolviert und sind sehr, sehr zufrieden.“ Der HSV-Vorstandschef war gekommen, um ein wenig Einblick in die Personalplanungen des Vereins zu geben, einen Tag nach der endgültigen Rückholaktion von Kyriakos Papadopoulos und der überraschenden Verpflichtung von Bjarne Thoelke. „Aber es sind weitere Dinge zu regeln, und ich bin optimistisch, dass dies gelingt.“
Am Abend wurde dann auch die Rückkehr von André Hahn von Borussia Mönchengladbach für angeblich rund sechs Millionen Euro perfekt. Der Wunschspieler von Trainer Markus Gisdol unterschrieb bis 2021. Von 2008 bis 2010 spielte der 26-Jährige schon in der zweiten HSV-Mannschaft. „André ist ein beweglicher Stürmer, der uns aufgrund seiner Flexibilität noch mehr Alternativen in der Offensive ermöglicht“, sagte Sportchef Jens Todt. „Hinzu kommen seine hervorragende Mentalität und sein absoluter Siegeswille.“
Bruchhagen: „Es ist nicht so einfach“
Einen weiteren Innenverteidiger, einen linken Außenverteidiger und einen kreativen Mittelfeldspieler (Bruchhagen: „In dieser Reihenfolge“) haben sie beim HSV auch noch auf der Wunschliste. Todt guckt also hier und sondiert da. An diesem Freitag fährt er zudem nach Polen, um sich das Finale der U-21-EM zwischen Deutschland und Spanien mit dem neuen HSV-Elfmeterhelden Julian Pollersbeck anzuschauen. Gesprächsmöglichkeit mit Kollegen und Beratern gibt es dort sicher auch. Denn beim HSV geht es ja nicht nur darum, neue Spieler zu kaufen, sondern einige auch abzustoßen.
„Wir haben zurzeit 34 Spieler unter Vertrag, mein Gefühl ist, es sollten 26 Spieler sein“, erklärte Bruchhagen. Todt habe deshalb die Spieler und ihre Berater schon informiert, die Gisdol in der neuen Saison für entbehrlich hält. Aber zwingen kann man sie nicht, den Verein zu verlassen. „Es ist nicht so einfach“, sagte Bruchhagen.
Für die Pierre-Michel Lasoggas, Aaron Hunts und Nabil Bahouis im Kader gibt es eben dummerweise aus HSV-Sicht noch keine Anfragen. Auch Michael Gregoritsch ist bislang nur Gegenstand von Spekulationen. Eine Anfrage aus Freiburg gebe es nicht, und das Interesse aus Köln habe sich laut Bruchhagen „erledigt“.
Dafür aber gibt es Interesse an Spielern, die beim HSV bleiben sollen. Wie Nicolai Müller. Den mag der VfL Wolfsburg Da immerhin hat Bruchhagen zunächst einmal einen Riegel vorgeschoben: „Es ist nicht geplant, dass er geht. Müller ist ein wichtiger Bestandteil unseres Teams, und er hat einen Vertrag bis 2018. Wir wollen mit ihm verlängern.“ Gleiches gelte auch für Gotoku Sakai. Lewis Holtby, dessen Papiere ebenfalls bis 30. Juni 2018 laufen, erwähnte er dagegen nicht.
Ursprüngliches Ziel kassiert
So oder so hat der HSV mittlerweile sein ursprüngliches Ziel kassiert, den Gehaltsetat in diesem Jahr von 56 auf 48 Millionen Euro zu reduzieren. Investor Klaus-Michael Kühne hatte in der vergangenen Woche den Aufsichtsrat und den Vorstand zu schnellerem Handeln aufgefordert und in diesem Zusammenhang offenbar seine Bereitschaft erklärt, eben nicht „nur“ Millionenablösen zu stemmen, sondern zusätzlich auch Millionengehälter.
„Die angedachten 48 Millionen sind sicherlich in unseren Gremien in der Diskussion“, räumte der Clubchef nun also ein. „Sie werden Beweglichkeit nach oben erfahren. Dank Herrn Kühne“, sagte Bruchhagen, „seine Unterstützung ist eminent wichtig für uns.“
Dabei hat der HSV in René Adler, Matthias Ostrzolek und Johan Djourou vor der Saison schon drei Großverdiener abgegeben. Die Vertragsverlängerung von Bobby Wood, die Zugänge von Pollersbeck, Papadopoulos und Hahn kosten aber auch richtig, ebenso die angedachten Vertragsverlängerungen mit Müller und Sakai.
Ein Teufelskreis der roten Zahlen, aus dem der HSV nur ausbrechen kann, wenn er angesichts der dann deutlich höheren Fernseheinnahmen endlich wieder einmal die oberen Ränge in der Bundesliga erreicht. Oder gar den Europacup. Dass dies in der kommenden Saison eher noch schwieriger wird als in der Vergangenheit, ahnt Bruchhagen jedoch auch: „Es wird eine ganz harte Saison für alle Vereine. Ich denke, dass zehn Clubs darum kämpfen, die Plätze 16, 17 und 18 zu vermeiden. Und dazu gehören wir sicher auch.“