Ausschlaggebend für seinen Wechsel war auch Ehefrau Lilli Hollunder. Für Pollersbeck findet Adler nur lobende Worte.
Hamburg. Es war schon spät geworden am Mittwochabend, als René Adler sich den Fragen von Moderator Alexander Bommes stellte und im ARD-“Sportschau Club“ über seine Karriere und seinen Nachfolger beim HSV plauderte. Grund für das verspätete Interview war das Confed-Cup-Halbfinale zwischen Chile und Portugal, das der Südamerikameister erst im Elfmeterschießen für sich entscheiden konnte.
Es sei die erste Partie der Mini-WM gewesen, die Adler im TV verfolgt habe, gestand der 32-Jährige. Die Spiele der deutschen Nationalmannschaft, für die der Ex-HSV-Torhüter einst zwischen den Pfosten stand, habe er allesamt verpasst. Zu turbulent waren die vergangenen Wochen für Adler, in denen er einen neuen Karriereschritt einleitete und schließlich beim 1. FSV Mainz einen Zweijahresvertrag unterschrieb.
„Es war an der Zeit, etwas Neues auszuprobieren“, erklärte Adler in seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Bekanntgabe, den HSV im Sommer zu verlassen. Dabei legte der gebürtige Leipziger seine Beweggründe offen, wieso er dem Verein mit seiner Entscheidung zuvorkam und diese noch vor Vertragsgesprächen mit Sportchef Jens Todt über Facebook mitteilte.
Adler wusste nicht, wie es weitergeht
„Mir war es wichtig, den ersten Schritt zu machen und mit den Konsequenzen zu leben. Es gab keine finalen Gespräche mit dem HSV und kein Angebot“, unterstrich Adler. „Ich hatte in dem Moment keinen Verein in der Hinterhand. Ich habe das entschieden, ohne zu wissen, wie es weitergeht. Das war für mich eine sehr wichtige Lebenserfahrung.“
Der Routinier habe zwar Monate zuvor mit dem damaligen Clubboss Dietmar Beiersdorfer über eine Verlängerung sowie einen Anschlussvertrag nach seiner aktiven Karriere verhandelt, doch dann verhinderte in Hamburg mal wieder der Kampf gegen den Abstieg eine schnelle Einigung. „Es war in dem Moment wichtig, sich zunächst einmal dem großen Ziel Klassenerhalt unterzuordnen“, schildert Adler verständnisvoll die brisante Lage, in der sich der Verein befand.
Wechselte Adler wegen Lilli Hollunder nach Mainz?
Während sich Adler mit dem HSV peu à peu aus dem Tabellenkeller befreite, reifte sein Entschluss, den Club zu verlassen. Ausschlaggebend für seine Entscheidung, lukrative Angebote großer Vereine aus dem Ausland auszuschlagen, um für weniger Gehalt beim Ligarivalen in Mainz anzuheuern, waren auch Gespräche mit seiner Ehefrau Lilli Hollunder. „Sie redete auf mich ein und sagte mir, du bist keine Nummer zwei, du bist zu ehrgeizig. Das habe ich mir durch den Kopf gehen lassen und bin zu demselben Entschluss gekommen“, sagte Adler.
Was Adler von Nachfolger Pollersbeck hält
Der HSV wird auch nach seinem Wechsel immer einen Platz in seinem Herzen sicher haben. „Der HSV war eine spannende Zeit, die ich nicht missen möchte“, so Adler, der nach seiner Karriere wieder nach Hamburg zurückkehren will, wo er mit Schauspielerin und Bloggerin Hollunder ein Haus in Harvestehude besitzt. „Für mich war es eine große Ehre, diesen Verein, der eine große Bedeutung in der Stadt genießt, zu repräsentieren.“
Diese Aufgabe wird in Zukunft auf einen 22-jährigen, noch bundesligaunerfahrenen Torwart zukommen. Der HSV hat U-21-Nationalspieler Julian Pollersbeck für 3,5 Millionen Euro aus Kaiserslautern als Adlers Nachfolger verpflichtet. Eine gute Entscheidung, findet sein Vorgänger. „Er hat eine stabile und gute Saison gespielt und hat einen großen Anteil am Finaleinzug bei der U-21-EM“, sagte Adler über Pollersbeck, der im Halbfinale des Nachwuchsturniers mit zwei gehaltenen Elfmetern gegen England auf sich aufmerksam machte.
Eine Garantie, die Nummer eins beim HSV zu werden, sei das aber noch nicht, warnt Adler. „Chris ist ein ehrgeiziger Sportsmann und wird seine Position, die er sich erarbeitet hat, nicht ohne Kampf aufgeben“, sagte Adler über seinen ehemaligen Konkurrenten Christian Mathenia, der in der Schlussphase der abgelaufenen Saison Adler mit starken Paraden im Tor vertrat. „Aber auch Pollersbeck hat seine Ambitionen nach einem starken Turnier, in dem er hoffentlich Europameister wird, und will die Nummer eins werden“, sagte Adler und prophezeite „ein spannendes Duell“.
Internem Konkurrenzkampf, den Adler in Hamburg erst gegen Jaroslav Drobny und dann gegen Mathenia führen musste, wird er sich in Mainz nicht stellen müssen. Der neue Trainer Sandro Schwarz hat den 13-maligen Nationaltorwart mit dem Versprechen, auf ihn als klare Nummer eins zu setzen, in die Karnevalsstadt gelockt.
Am dritten Oktober-Wochenende kommt es zum Wiedersehen mit den alten Kollegen in seiner neuen Heimat. Adlers Kumpel Lewis Holtby stellte schon mal klar, was ihn dann erwarten wird. „Ich hoffe, dir einen einschenken zu können“, sagte der Mittelfeldspieler schmunzelnd in einer eingespielten Videobotschaft.
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