Hamburg. Investor Klaus-Michael Kühne konnte die Kontrolleure offenbar vom Spardiktat abbringen. Kommt jetzt Pollersbeck?
Zweieinhalb Wochen sind es noch bis zum Trainingsauftakt des HSV am 6. Juli, und noch immer ist kein An- oder Verkauf zu vermelden. Doch jetzt könnte Bewegung in die stockenden Transfertätigkeiten der Unabsteigbaren kommen. Bei einem Treffen mit Aufsichtsratschef Andreas Peters und weiteren Kontrolleuren am vergangenen Wochenende soll es Investor Klaus-Michael Kühne gelungen sein, die Blockade zu lösen.
Demnach ist der Aufsichtsrat von seiner strikten Forderung abgerückt, erst Spieler zu verkaufen, bevor neue Verpflichtungen getätigt oder Verträge verlängert werden dürfen. Erklärtes Ziel war, den Gehaltsetat von etwa 56 auf 48 Millionen Euro zu reduzieren.
Kühne, der dem HSV eine Beihilfe von etwa 20 Millionen Euro für Verstärkungen in Aussicht gestellt hat, hatte zuvor in einem Sat.1-Interview den Druck auf die Vereinsspitze verstärkt: „Es fehlt so ein bisschen die Dynamik, und da versuche ich etwas zu ermahnen: Nun tut mal was, und bewegt euch ein bisschen schneller!“
Pollersbeck erster Wechselkandidat
Die Botschaft ist offenbar angekommen. Vorstandschef Heribert Bruchhagen und Sportdirektor Jens Todt sollen vom Aufsichtsrat grünes Licht bekommen haben, auf Einkaufstour zu gehen. Jetzt könnte es nach wochenlangem Stillstand plötzlich ganz schnell gehen.
Mit U-21-Nationaltorwart Julian Pollersbeck (22) soll sich der HSV bereits weitgehend einig sein. Der 1. FC Kaiserslautern, bei dem Pollersbeck noch bis 2020 unter Vertrag steht, pocht allerdings auf eine Ablöse von mehr als vier Millionen Euro. Und auch wenn Pollersbecks Auftritt am Sonntag beim EM-Auftaktspiel gegen Tschechien fehlerhaft war: Der Preis für den potenziellen René-Adler-Nachfolger dürfte im weiteren Verlauf des Turniers nicht sinken – und der Kreis weiterer Interessenten eher steigen. Wolfsburg und Frankfurt sollen ebenfalls an Pollersbeck dran sein.
Stürmer André Hahn (26) von Borussia Mönchengladbach und Innenverteidiger Felix Uduokhai (19) von 1860 München sind angeblich grundsätzlich an einem Wechsel nach Hamburg interessiert. Selbst ein Verbleib von Leihspieler Kyriakos Papadopoulos (25) scheint plötzlich wieder möglich zu sein. Laut „Kicker“ hat Bruchhagen am Sonnabend ein konkretes Angebot bei Bayer Leverkusen hinterlegt.
Nordtveit – oder doch Kempf?
Die angebotene Ablöse soll zumindest als Verhandlungsgrundlage brauchbar sein. Leverkusen forderte zuletzt zehn Millionen Euro, der HSV wollte nicht mehr als sechs Millionen ausgeben. Innenverteidiger Papadopoulos war in der zweiten Halbserie auf Anhieb zum Führungsspieler aufgestiegen und soll sich in Leverkusen persönlich für seine Freigabe stark gemacht haben.
Havard Nordtveit (26) wäre eine Alternative – aber wohl keine günstigere. Den früheren Mönchengladbacher, der sich bei West Ham United in der vergangenen Premier-League-Saison nicht durchsetzen konnte, scheint es aber ohnehin eher zu 1899 Hoffenheim zu ziehen. Die Kraichgauer hatten erst vergangene Woche das niederländische Abwehrtalent Justin Hoogma verpflichtet – ein Transfer, den der HSV laut Exprofi Erik Meijer verschlafen hat.
Möglicherweise hat der HSV bei Marc-Oliver Kempf (22) vom SC Freiburg mehr Glück. Der U-21-Nationalspieler, der am Sonntag wie Pollersbeck gegen Tschechien auf dem Feld stand, könnte laut „Bild“ eine Option sein, falls sich der Nordtveit-Transfer nicht realisieren lässt.
Wood und Müller sollen bleiben
Auch in die stockenden Verhandlungen mit aktuellen Spielern könnte Bewegung kommen. Erklärtes Ziel bleibt, US-Stürmer Bobby Wood zu halten. Der neue Vertrag dürfte allerdings deutlich besser dotiert sein als der bisherige. Und auch Flügelspieler Nicolai Müller, einer der wenigen Leistungsträger der abgelaufenen Saison, soll vom HSV eine Verlängerung seines 2018 auslaufenden Vertrages in Aussicht gestellt worden sein.
Endet die HSV-Sommerpause auf dem Transfermarkt also doch noch früher als auf dem Trainingsgelände? Es sieht ganz danach aus.
Der Sommerfahrplan des HSV