Hamburg. Der Investor hatte die sportliche Führung für den bislang schleppenden Kader-Umbau kritisiert. Der HSV-Boss wehrt sich.
HSV-Vorstandschef Heribert Bruchhagen zeigt sich nach der Kritik von Investor Klaus-Michael Kühne unbeeindruckt. Kühne hatte in einem Interview die sportliche Führung des Fußball-Bundesligisten für den bislang schleppenden Kader-Umbau kritisiert. „Es ist etwas ganz anderes, ob ich Journalist, Fan oder Förderer eines Vereins bin – oder ob ich in der Verantwortung stehe“, sagte Bruchhagen der "Morgenpost am Sonntag" und fügte hinzu: „Natürlich können wir an einem Nachmittag mit Bobby Wood verlängern, am nächsten dann Kyriakos Papadopoulos kaufen und Julian Pollersbeck noch dazu. Aber ich bin der Verantwortliche und muss die Bedingungen prüfen. Das ist die Realität.“
Der HSV-Investor hatte am Freitag während einer Schiffstaufe von Hapag Lloyd im Hamburger Hafen einige Fragen eines Sat.1-Reporters zur aktuellen Situation des HSV beantwortet. Harte Kritik äußerte Kühne dabei etwa auf die Frage, wie reibungslos die Zusammenarbeit mit der Vereinsführung laufe: "Sie läuft ein bisschen langsam. Im Prinzip sind sich alle einig – es muss etwas passieren. Aber es fehlt die Dynamik und da versuche ich immer etwas zu ermahnen: 'Nun tut mal was und bewegt euch mal ein bisschen schneller'. Man sieht es ja bei den anderen Vereinen. Da werden täglich Meldungen über Neuverpflichtungen von sehr interessanten Spielern veröffentlicht – beim HSV gab es bislang keine einzige."
Kühne: "HSV muss sich am Riemen reißen"
Kühne mahnte weiter: „Es ist inzwischen ein bisschen spät. Also der HSV muss sich sehr am Riemen reißen. Aufsichtsrat, Vorstand, Sportdirektor, Trainer – alle müssen ihr Bestes geben.“
Zur Personalie Kyriakos Papadopoulos sagte Kühne: "Das ist einer der markanten Spieler, die ich mir weiter wünsche aber es geht natürlich immer um viel Geld und er ist verletzungsanfällig."
Auch bei Bobby Wood sparte Kühne nicht mit Kritik: "Wood hängt noch in der Luft. Auch da wünsche ich mir ein gewisses anderes Verhalten."
Bruchhagen: "Es ist alles im Fluss"
HSV-Chef Heribert Bruchhagen hatte sich zuletzt sehr wohlwollend über Kühne geäußert. "Alle Gremien sind sich der Bedeutung von Herrn Kühne bewusst", so der Vorstandschef vor wenigen Tagen. "Es gibt niemanden in den Gremien des HSV, der nicht dankbar für das Engagement von Herrn Kühne ist. Hier gab und gibt es nicht die geringsten Bestrebungen, dieses Engagement nicht wertzuschätzen." Reinreden lassen will er sich von dem HSV-Investor trotz allem offenbar nicht.
Am Mittwoch noch hatte sich Bruchhagen gegenüber dem Abendblatt angesichts fehlender Transfers gelassen gegeben: „Es ist alles im Fluss“, sagte der Vorstandsvorsitzende. Bruchhagen widersprach damit der Darstellung, wonach der Aufsichtsrat dem Sportchef Jens Todt die Maßgabe erteilt habe, zunächst Spieler verkaufen zu müssen, bevor Geld ausgegeben werde. „Es gibt kein Dogma bei der Reihenfolge. Es geht nur um eine plausible Reihenfolge“, sagte Bruchhagen und fügte hinzu: „Wir sind handlungsfähig.“