Hamburg. Der hoch verschuldete HSV hat als einziger Bundesligaclub noch keinen Spieler gekauft oder verkauft. Die Konkurrenz nutzt das Dilemma.

HSV: Ausgaben: null Euro, Einnahmen: null Euro. Es gibt diese Listen im Internet, auf denen die Transferaktivitäten der Fußballbundesligisten zusammengestellt sind. Fakten, keine Gerüchte. Und da stand eben auch am Dienstag noch fest wie eine Abwehrreihe von Huub Stevens: die Null.

Gut drei Wochen vor Trainingsbeginn am 6. Juli hat Sportchef Jens Todt (47) noch keinen Spieler verkauft und noch keinen gekauft. Der HSV ist der einzige Erstligist, bei dem sich auf den Konten nichts bewegt. Die Hamburger stecken im Transferstau fest, weil der Aufsichtsrat – auch nach „Hinweisen“ der DFL – als Konsequenz der jahrelangen Misswirtschaft nun vorgegeben hat: Ohne Reduzierung der Gehaltsausgaben von 56 Millionen Euro auf 48 Millionen geht nichts. Sonst würden die Schulden immer weiter wachsen. Die Verbindlichkeiten lagen im vergangenen Geschäftsjahr bei rund 75 Millionen Euro. „Es muss ein Wechselspiel zwischen Zu- und Abgängen sein“, fordert Aufsichtsratschef Andreas Peters.

Konkurrenz kennt das HSV-Dilemma

Auch Vorstandschef Heribert Bruchhagen ist bekannt dafür, nicht mehr Geld auszugeben, als eingenommen wird. Unter anderem deswegen wurde er vom HSV im Dezember verpflichtet. Seine Vision von hanseatischem Handel: „Das Machbare wird unter Berücksichtigung der wirtschaftlichen Vernunft machbar gemacht.“

Also muss Todt Spieler loswerden, bevor er neue holen kann. Der Konkurrenz ist dieses HSV-Dilemma natürlich bestens bekannt. Ebenso, dass in Klaus-Michael Kühne jemand bereit steht, der Ablösesummen zahlt – aber keine Gehälter, Boni und sonstige Nebengeräusche. Das bedeutet nach den Gesetzen des Marktes: Spieler, die den HSV verlassen sollen, werden billig, Spieler, die kommen sollen, werden zu teuer.

Der Sommerfahrplan des HSV

6. Juli: Trainingsauftakt

Trainingsauftakt und Beginn der Vorbereitung auf die Bundesligasaison am Volkspark.

9. bis 13. Juli: Trainingslager I

Der Grundstein für die kommende Saison soll in Rotenburg (Wümme) gelegt werden, wo die Mannschaft in der vergangenen Saison schon zweimal ihre Kräfte bündeln konnte. Vom 9. bis zum 13. Juli zog sie ins bewährte „Hotel Landhaus Wachtelhof“. Auf dem Programm stand vor allem Lauf- und Konditionstraining.

12. Juli: Testspiel

Im Stadion In der Ahe siegte der HSV gegen den örtlichen Landesligisten Rotenburger SV mit 8:0.

15. Juli: Testspiel "Gemeinsam für Timo"

In Buchholz (Otto-Koch-Kampfbahn) trat der HSV zu einem Benefizspiel für die Hinterbliebenen des verstorbenen Merchandisingleiters Timo Kraus an. 60 Minuten spielte das Team gegen Oberliga-Vizemeister Buchholz 08 (4:0), weitere 60 Minuten gegen Kreisligist Buchholzer FC (8:1).

18. Juli: Media Day

An diesem Tag stellte sich der Kader und der Betreuerstab für die offiziellen Porträts der neuen Saison auf.

19. Juli: Testspiel

Gegen Zweitliga-Aufsteiger Holstein Kiel setzte es vor 6000 Zuschauern in Neumünster (ausverkauft) eine 3:5 (2:1)-Niederlage. Das Spiel hatte ursprünglich im Städtischen Stadion Nobiskrug Rendsburg stattfinden sollen, wurde aus Sicherheitsgründen aber in die Grümmi-Arena des VfR Neumünster verlegt.

22. Juli bis 1. August: Trainingslager II

Nach einer weiteren Trainingswoche am Volksparkstadion reisen die Rothosen dann ins zweite Trainingslager, das in Längenfeld in Tirol stattfinden wird. Hier will sich der HSV den spielerischen und taktischen Feinschliff holen. Ursprünglich sollte das Trainingslager in Leogang im Salzburger Land stattfinden, es wurde jedoch wegen des schlechten Zustands des Rasens kurzfristig verlegt.

25. Juli: Testspiel

In Imst spielte der HSV 1:1 (0:1) gegen den niederländischen Erstligisten Sparta Rotterdam. Torschütze: Bakery Jatta.

31. Juli: Testspiel

In Leogang heißt der Gegner Antalyaspor aus der türkischen Süperlig. Anstoß ist um 18 Uhr.

6. August: Volksparkfest

Bei der Generalprobe empfängt der HSV zur offiziellen Saisoneröffnung um 15 Uhr im Volksparkstadion den spanischen Erstligisten Espanyol Barcelona.

13. August: DFB-Pokal, 1. Runde

Der HSV muss zum Drittligisten VfL Osnabrück an die Bremer Brücke reisen. Anstoß ist um 15.30 Uhr.

18. bis 20. August: Bundesliga-Auftakt

Die 55. Spielzeit mit dem HSV als dem einzigem noch nie abgestiegenem Gründungsmitglied beginnt. Erster Gegner ist im heimischen Volkspark der FC Augsburg.

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Drei Innenverteidiger werden benötigt

Wie Torwart Julian Pollersbeck, für den der 1. FC Kaiserslautern fünf Millionen Euro fordert. Wie Kyriakos Papadopoulos, den Trainer Markus Gisdol unbedingt als Abwehrchef und Führungsspieler behalten will. Der Leihspieler war im Winter ein Volltreffer. Obwohl der verletzungsanfällige Grieche bei Bayer Leverkusen keine Rolle spielt, hat Rudi Völler ihm nun das Preisschild „zehn Millionen“ angeklebt, dazu kommen etwa drei Millionen Jahresgehalt. Das ist derzeit für den HSV nicht zu stemmen.

„Es wird sehr schwer, ihn zu verpflichten“, erklärt Sportchef Todt. In Pokerspielen muss man eben auch mal passen. Das schließt einen Wiedereinstieg nicht aus, wenn sich die Bedingungen ändern sollten. Einziger gelernter Innenverteidiger im Kader ist nun der Albaner Mergim Mavraj, drei weitere werden gesucht. Felix Uduokhai (19) von Drittliga-Zwangsabsteiger 1860 München gilt innerhalb der nationalen Gerüchteküche als ein Kandidat.

Und dann ist da noch die Variante André Hahn. Der Offensivspieler möchte Borussia Mönchengladbach verlassen, für fünf Millionen Euro wäre er wohl zu haben. Allerdings sind Medienberichten zufolge auch der FC Augsburg, Hertha BSC und Eintracht Frankfurt interessiert – Vereine, die handlungsfähig sind. Anders als der HSV.