Hamburg. Der erst 18 Jahre alte Schweizer überzeugt bei seiner Startelfpremiere nicht nur seinen Trainer. Janjicic selbst gibt sich routiniert.
Handgestoppte zwei Minuten und zwei Sekunden dauerte sein erstes Interview. Vasilije Janjicic stand in den Katakomben des Volksparkstadions und wurde nach dem 0:0 seines HSV gegen Mainz zu seinem ersten Startelfspiel in der Bundesliga befragt. Ob er gar nicht nervös gewesen sei, wurde der 18-Jährige gefragt. „Nur ein bisschen in den ersten zehn Minuten“, antwortete Janjicic. Ob ihm die Brisanz der Partie gegen Mainz gar nichts ausgemacht hätte? „Nein, wir wollten einfach alles geben.“ Wann er erfahren habe, dass er ausgerechnet in der existenziell wichtigsten Phase des Abstiegskampfes von Beginn an spielen würde? „Ganz normal vor dem Spiel“, sagte Janjicic.
Mavraj hat „Riesenrespekt“ vor Janjicic
Hätte man nicht gewusst, dass der erst im November volljährig gewordene Schweizer mit serbischen Wurzeln gerade sein erstes Spiel über 90 Minuten hinter sich gebracht hatte, man hätte tatsächlich von einem ganz normalen Nachmittag sprechen können. Janjicic, der normalerweise vor 300 Zuschauern an der Wolfgang-Meyer-Sportanlage in Stellingen für die U21 spielt, machte vor mehr als 50.000 Zuschauern im defensiven Mittelfeld einen ziemlich unaufgeregten Eindruck. Er lief 11,84 Kilometer, gewann 13 Zweikämpfe, brachte 22 Pässe zum Mitspieler. Ganz normale Werte für einen Mittelfeldmann.
Einzelkritik: Mavraj ist der "Bolzer des Tages"
Doch normal war das nicht, was Janjicic am Sonntagnachmittag erlebte. „Ich habe Riesenrespekt vor dem Jungen. Hochachtung“, sagte Mitspieler und Routinier Mergim Mavraj über den Auftritt des Nachwuchsspielers. „Er hat das sehr, sehr gut gemacht. Wie ein alter Hase“, so Mavraj, dem Aaron Hunt, Routinier Nummer zwei, nur beipflichten konnte: „Kompliment. Er war eine Hilfe.“
Die Bilder des Spiels:
HSV verpasst Sieg gegen Mainz im Abstiegskampf
Nur absolute Kenner kannten Janjicic
Der U-19-Nationalspieler der Schweiz war vor der Saison vom FC Zürich zum HSV gekommen. Ein Name, den bis dahin nur absolute Kenner der Szene kannten. Auch in der U21 fiel Janjicic zunächst kaum auf. Entsprechend groß war bereits die Überraschung, als HSV-Trainer Markus Gisdol ihn im Januar mit in das Trainingslager nach Dubai nahm. Im April wechselte ihn Gisdol beim 0:3 in Dortmund das erste Mal in der Bundesliga ein. Nun also das erste Mal Startelf. Gisdol sah sich bestätigt in seiner Einschätzung. „Da wächst ein richtig guter Spieler für uns heran“, sagte der Trainer über das Talent. „Vasilije hat das auch heute grundsolide gemacht. Er war zweikampfstark, hat so gut wie keinen Fehler gemacht.“
Kommentar: Bitte schön spielen statt schön reden
Weitere Einsatzchancen hat sich Janjicic in jedem Fall verdient. „Wir haben noch zwei Spiele, in denen wir alles geben werden, um die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu sichern“, sagte der Debütant am Ende seines Interviews. Worte, die man eben so sagt nach einem ganz normalen Bundesligaspiel. Im ganz normalen Abstiegskampf des HSV.