Kopfmüde? Bruchhagen widerspricht Todt. Mathenia kehrt zurück. Wechselt Hunt nach England? Mainz-Trainer mit forschen Tönen.

Gisdol: "Situation hat sich gravierend verändert"

Drei Niederlagen bei 2:8 Toren – wie ist der sportliche Abwärtstrend des HSV nach einer furiosen Aufholjagd zu erklären? "Die Mannschaft schafft es aktuell nicht, das Top-Niveau aus dem Winter zu halten", erklärt Markus Gisdol. "Sonst hätten wir die Rückrunde auf Champions-League-Niveau beendet." Mit 20 Punkten rangiert der HSV auf Platz neun der Rückrunden-Tabelle. Vor der Niederlagenserie hatten sich die Hamburger bei ausschließlicher Betrachtung der Rückserie auf den internationalen Plätzen eingenistet.

"Die Situation hat sich nach dem Augsburg-Spiel nochmal gravierend verändert", sagt der Trainer über den Absturz auf den Relegationsplatz des Tableaus nach dem 31. Spieltag. "Ich bin aber überzeugt, dass die Mannschaft gegen Mainz ein ganz anderes Gesicht zeigen wird." Die Minusleistung beim 0:4 in Augsburg zu wiederholen, wäre allerdings auch ein schwieriges Unterfangen.

Gisdol: So fiel die Trainingslager-Entscheidung

Markus Gisdol nahm im Saal "Auerhahn" Platz und schaute ernst. In gediegener Atmosphäre – viel Holz an den Wänden, riesiger Kronleuchter an der Decke – schwor der Trainer des schwächelnden HSV sein Team im Krisencamp von Rotenburg auf das Saisonfinale ein. "Wir wollen hier extrem eng zusammenrücken und den Geist beschwören, der uns ausgezeichnet hat", sagte Gisdol.

Wie es zu der Entscheidung gekommen sei, ins Trainingslager an die Wümme zu fahren? "Auch die Mannschaft hat das Signal gegeben, ins Trainingslager zu fahren. Die Entscheidung fiel gemeinsam und war eine rein sportliche Erwägung." Die Mannschaft sei intakt, betonte Gisdol erneut. „Wir haben einen tollen Zusammenhalt und Umgang im Team. Es ist toll, was sich in der letzten Zeit untereinander entwickelt hat."

Gisdol gibt grünes Licht für Mathenia im HSV-Tor

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    "Feiger Drecksack": Gisdol äußert sich zur Beleidigung

    Nach dem Rauswurf von Nabil Bahoui wollte Markus Gisdol die geschmacklose Reaktion des Beraters des Schweden nicht weiter kommentieren. "Das Niveau dieser Aussagen spricht für sich. Ich habe natürlich Verständnis, wenn ein Spieler darüber verärgert ist. Aber es war eine rein sportliche Erwägung", sagte der HSV-Trainer zur Verbannung des Mittelfeldspielers aus dem Kader. Der Agent von Bahoui, Nochi Hamasor, hatte Gisdol zuvor unter anderem als "feigen Drecksack" attackiert.

    Gisdol gibt grünes Licht bei Mathenia

    Markus Gisdol rechnet mit den Einsätzen von Christian Mathenia (Knieprellung), Aaron Hunt (Erkältung) und Lewis Holtby, der am Freitag nach einem Schlag aufs Schienbein kurzzeitig behandelt wurde. "Alle drei sind einsatzfähig. Sie haben das Training problemlos beendet", sagte der HSV-Trainer. Damit dürfte Mathenia die Nummer drei, Tom Mickel, im Tor verdrängen.

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    Bruchhagen widerspricht Todt und Gisdol

    HSV-Boss Heribert Bruchhagen rechnet damit, dass sich die abstiegsbedrohten Hamburger auch in diesem Jahr retten. „Es ist eine ambivalente Situation. Wir sind sehr angespannt, aber vom Ziel Klassenerhalt überzeugt“, sagte der Vorstandsvorsitzende, der am Freitag ins Trainingslager in Rotenburg an der Wümme eingetroffen ist, um sich ein Bild von der Mannschaft zu machen. „Es steht Spitz auf Knopf – aber auch noch für vier weitere Vereine. Wir müssen uns im Existenzkampf behaupten“

    Trotz der jüngsten Negativ-Bilanz von drei Niederlagen in Serie habe er weiterhin „ein großes Grundvertrauen“ in die Mannschaft von Trainer Markus Gisdol. „Wir müssen in den drei Spielen alles abrufen“, forderte Bruchhagen mit Blick auf das Restprogramm. Für die Hanseaten stehen noch zwei Heimspiele gegen die Abstiegskonkurrenten Mainz (Sonntag, 15.30 Uhr) und Wolfsburg (20. Mai) sowie am 13. Mai das Gastspiel auf Schalke auf dem Spielplan.

    Kopfmüde? Bruchhagen widerspricht Todt und Gisdol

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      Dass die HSV-Profis „kopfmüde“ sein könnten, wie Sportchef Jens Todt und Gisdol nach der 0:4-Pleite in Augsburg vermuteten, lässt der Clubchef nicht gelten. Natürlich sei die Aufholjagd des schwach in die Saison gestarteten HSV sehr kraftaufwendig gewesen, „aber als Profi muss man in der Lage sein, 34-mal voll konzentriert ein Spiel angehen zu können. Da darf man nicht mit diesem Argument kommen, da muss ein Profi auch Profi sein“, betonte Bruchhagen.

      Über das dreitägige Trainingslager in Rotenburg sagte Bruchhagen: „Diese Aktion soll eine Bündelung und Konzentration der Kräfte bringen.“

      Hunt und Papa melden sich fit

      Aufatmen beim HSV: Die für den Abstiegskampf so wichtige Mentalitätsbestie, wie Markus Gisdol Innenverteidiger Kyriakos Papadopoulos getauft hat, konnte die Einheit am Freitag voll mittrainieren und meldete damit grünes Licht für einen Einsatz im Abstiegs-Kracher gegen Mainz. Am Donnerstag hatte der Grieche das Training nach zehn Minuten abgebrochen, was der HSV als Belastungssteuerung verkaufte.

      Ebenfalls wieder auf dem Platz stand auch Aaron Hunt, der seinen grippalen Infekt überwunden hat.

      Engländer heiß auf Hunt?

      Apropos Hunt: Wie die „Bild“ erfahren haben will, sollen sich mehrere Scouts von Vereinen aus der englischen Premier League für die Partie am Sonntag im Volksparkstadion angemeldet haben. Der Vertrag des 30-Jährigen läuft noch bis 2018, für den Mittelfeldspieler wäre also eine Ablöse fällig. Da Hunt zu den Topverdienern gehört und die neue Führung um Club-Chef Bruchhagen einen Sparkurs angekündigt hat, dürfte der HSV dem Ex-Bremer bei einem Wechsel keine Steine in den Weg legen.

      Schon im Winter sollte Hunt, der momentan einen hohen Stellenwert unter Gisdol genießt, an den türkischen Erstligisten Trabzonspor abgegeben werden.

      Mainz träumt von Hauptrolle in Hamburg

      Es sind die üblichen verbalen Scharmützel vor einem wichtigen Fußballspiel. „Es wird ein Krimi in Hamburg. Wir wollen die Hauptrolle spielen und als Sieger hervorgehen!“, kündigt Mainz-Trainer Martin Schmidt forsch an. „Es wird auch eine Nervosität im Spiel sein. Über Kampf und Teamwork müssen wir uns reinknechten und das Spiel auf unsere Seite bringen.“

      Die Qualitäten des HSV sieht Schmidt vor allem in der Zweikampfführung. „Der HSV ist eine unheimlich zweikampf- und laufstarke Mannschaft. Wir erwarten ein sehr intensives, kampfbetontes Spiel", meinte der 50-Jährige und kündigte an: "Wir haben eine Strategie, die wir knallhart verfolgen."