Hamburg. Vor dem Spiel bei Werder Bremen geht der HSV-Trainer auf Schmusekurs mit den Fans. Sorgen muss sich Gisdol aber ums eigene Personal.

Viel Liebe, kein Hass – diese Botschaften übermittelte HSV-Cheftrainer Markus Gisdol in der Pressekonferenz zwei Tage vor dem Nordderby in der Fußball-Bundesliga beim SV Werder Bremen (Ostersonntag, 15.30 Uhr).

"Ich finde es überhaupt nicht passend, dass wir vor dem für uns sehr brisanten Nordderby Kampfansagen machen", sagte Gisdol am Karfreitag gerade auch vor dem Hintergrund des Attentats von Dortmund.

Stattdessen wünsche er sich ein Spiel, in dem sich zwei formstarke Mannschaften rein sportlich messen sollen. "Es soll ein Fest des Sports und des Fußballs werden", sagte Gisdol, der deshalb selbst auch auf markige Worte verzichten möchte.

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    Gisdol spürt die Liebe der Fans

    Emotional wurde der 47-Jährige dann im Bezug auf die eigenen Fans, denen er einen großen Anteil am Aufschwung zuschreibt. "Es ist eine tolle Verbindung entstanden, die uns Kraft und Sicherheit gibt", sagte Gisdol.

    "Es macht mir Freude, dass die Fans stolz über den HSV sprechen können." Um die Liebe der Anhängerschaft neu zu entfachen, habe es "einen absoluten Tiefpunkt benötigt, in dem alle große Ängste und Zweifel hatten, wie es mit unserem Club weitergeht".

    Nun werde es honoriert, wenn die Mannschaft alles gibt. "Es gibt dir Selbstsicherheit, wenn du weißt, da stehen Tausende Leute hinter dir, die dir auch Fehler verzeihen", sagte Gisdol. Das Team werde alles dafür tun, um dieses Gut möglichst lange zu erhalten.

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      Lange Ausfallliste gegen Werder

      Welche Spieler dafür an Ostern in der Verantwortung stehen, steht indes noch nicht abschließend fest. Sicher sind nur die Ausfälle der verletzten René Adler, Nicolai Müller und Albin Ekdal sowie des gelbgesperrten Kyriakos Papadopoulos.

      Bei Johan Djourou, der die vergangenen zwei Wochen nicht mit der Mannschaft trainieren konnte, werde es wohl ebenfalls nicht für einen Einsatz im Weserstadion reichen.

      Größere Hoffnung besteht laut Gisdol bei Gideon Jung, der das Abschlusstraining ebenso absolvieren soll wie der von einer Grippe kurierte Aushilfsverteidiger Ashton Götz. Auch Douglas Santos stehe nach leichter Blessur parat.

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        Wood muss sein Okay geben

        Ein Fragezeichen steht dagegen noch hinter der Derby-Premiere von Bobby Wood. Der US-Nationalstürmer hatte einen Schlag aufs Knie abbekommen. Danach schwoll das Gelenk an.

        Um die genaueren Umstände, die zur Verletzung führten, machte Gisdol ein Geheimnis: "Das sagen wir nicht." Noch am Freitag sollte Wood trainieren und danach Auskunft über sein Schmerzempfinden und seine Einsatzbereitschaft erteilen.

        Ein Risiko eingehen will Gisdol beim 24 Jahre alten Hamburger Topschützen (fünf Treffer) allerdings nicht. Zur Not werde Wood eben erst wieder zum Heimspiel gegen Darmstadt am nächsten Sonnabend (15.30 Uhr) zurückkehren.

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        Erstes Training vor dem Derby – und schon ist Zug drin. Hier helfen sich Michael Gregoritsch (vorn l.) und Luca Waldschmidt auf
        Erstes Training vor dem Derby – und schon ist Zug drin. Hier helfen sich Michael Gregoritsch (vorn l.) und Luca Waldschmidt auf © WITTERS | TimGroothuis
        Trainer Markus Gisdol wappnete sich mit dicker Jacke und Mütze gegen das launenhafte Aprilwetter
        Trainer Markus Gisdol wappnete sich mit dicker Jacke und Mütze gegen das launenhafte Aprilwetter © WITTERS | TimGroothuis
        ... und setzte zum Aufwärmen erst einmal Handarbeit auf den Trainingsplan. Hier nimmt Mergim Mavraj (l.) Gideon Jung in Manndeckung. Die beiden dürften auch im Nordderby das Duo in der Innenverteidigung bilden
        ... und setzte zum Aufwärmen erst einmal Handarbeit auf den Trainingsplan. Hier nimmt Mergim Mavraj (l.) Gideon Jung in Manndeckung. Die beiden dürften auch im Nordderby das Duo in der Innenverteidigung bilden © WITTERS | TimGroothuis
        Hiergeblieben! Gideon Jung (r.) kann Nabil Bahoui nicht halten
        Hiergeblieben! Gideon Jung (r.) kann Nabil Bahoui nicht halten © WITTERS | TimGroothuis
        No-Look-Pass: Filip Kostic beweist Händchen
        No-Look-Pass: Filip Kostic beweist Händchen © WITTERS | TimGroothuis
        Da legst' di nieder: Michael Gregoritsch
        Da legst' di nieder: Michael Gregoritsch © WITTERS | TimGroothuis
        Matthias Ostrzolek (l.) ist vor Lewis Holtby am Ball
        Matthias Ostrzolek (l.) ist vor Lewis Holtby am Ball © WITTERS | TimGroothuis
        Luca Waldschmidt (l.) im Zweikampf mit Nabil Bahoui
        Luca Waldschmidt (l.) im Zweikampf mit Nabil Bahoui © WITTERS | TimGroothuis
        Finn Porath wartet seit November auf seinen zweiten Bundesligaeinsatz
        Finn Porath wartet seit November auf seinen zweiten Bundesligaeinsatz © WITTERS | TimGroothuis
        Michael Gregoritsch (l.) und  Mergim Mavraj haben ihren Spaß
        Michael Gregoritsch (l.) und Mergim Mavraj haben ihren Spaß © WITTERS | TimGroothuis
        Matthias Ostrzolek hofft auf den nächsten großen Wurf
        Matthias Ostrzolek hofft auf den nächsten großen Wurf © WITTERS | TimGroothuis
        Aaron Hunt (l. mit Nabil Bahoui) brennt besonders auf das Duell mit seinem Exclub
        Aaron Hunt (l. mit Nabil Bahoui) brennt besonders auf das Duell mit seinem Exclub © WITTERS | TimGroothuis
        Bei Lewis Holtby (l.) und Filip Kostic ist die Stimmung besser als das Wetter – kein Wunder, nach den guten Resultaten zuletzt
        Bei Lewis Holtby (l.) und Filip Kostic ist die Stimmung besser als das Wetter – kein Wunder, nach den guten Resultaten zuletzt © WITTERS | TimGroothuis
        Torwart Christian Mathenia muss wieder für den verletzten René Adler ran
        Torwart Christian Mathenia muss wieder für den verletzten René Adler ran © WITTERS | TimGroothuis
        Pierre-Michel Lasogga schießt sich für das Derby warm. Der Stürmer brachte es zuletzt nur noch auf Kurzeinsätze
        Pierre-Michel Lasogga schießt sich für das Derby warm. Der Stürmer brachte es zuletzt nur noch auf Kurzeinsätze © WITTERS | TimGroothuis
        Auch sie hat Markus Gisdol noch in Reserve: Bakery Jatta und Luca Waldschmidt (v.l.)
        Auch sie hat Markus Gisdol noch in Reserve: Bakery Jatta und Luca Waldschmidt (v.l.) © WITTERS | TimGroothuis
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        "Da kommt eine Wucht auf uns zu"

        Für den Angriff im Nordderby habe er in Michael Gregoritsch, Pierre-Michel Lasogga oder Luca Waldschmidt ausreichend Alternativen, sagte Gisdol, der gegen Werder taktisch so spielen lassen wolle wie zuletzt.

        "In Bremen ist es sehr wichtig, dass du gut dagegenhalten kannst", sagte Gisdol, der vor allem das Umschaltspiel des Nordrivalen hervorhob: "Da kommt eine Wucht auf uns zu."

        Trotz der guten Tendenz sieht Hamburgs Coach beide Kontrahenten weiterhin im Abstiegskampf. Befreit aufspielen könne daher keiner der beiden Clubs. Dennoch erwartet Gisdol ein interessantes Spiel, das "alleine schon von der Spannung getragen sein" werde.

        Gisdol über Werder: "Da kommt eine Wucht auf uns zu"

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          Einzelgespräche wegen Dortmund

          An den Abläufen vor dem Spiel solle nach dem Anschlag auf den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund nichts geändert werden. Thema gewesen seien die Vorkommnisse rund um das Champions-League-Spiel des BVB gegen Monaco aber auch beim HSV.

          "Die Spieler sind teilweise befreundet mit Spielern aus Dortmund", sagte Gisdol. Deshalb habe er seine Profis vereinzelt auf das Ereignis angesprochen. In großer Runde sei es allerdings nicht thematisiert worden.

          "Wir alle sind natürlich betroffen über die Vorkommnisse rund um das Spiel in Dortmund", sagte Gisdol am Freitag. "Jetzt sollten wir schnell den Fußball wieder in den Vordergrund rücken."

          Doch eines wird sich für Gisdol trotz aller Anti-Gewalt-Appelle wohl auch beim Nordderby nicht verhindern lassen: "Es wird bestimmt einen genau so freudigen Empfang für unseren Bus geben wie für den Schalker Bus in Dortmund", prophezeit der einstige S04-Assistent.