Der Verteidiger hatte Kritik an Trainer Gisdol geäußert. Djourou-Konkurrent Mavraj ist zurück. HSV spielt am wenigsten Fußball.
Mavraj meldet sich zurück
Eitel Sonnenschein herrschte zum Start der neuen Trainingswoche beim HSV. Bei prächtigem Frühlingswetter meldete sich Mergim Mavraj am Montagnachmittag zurück im Kreis der Mannschaft – fast vier Wochen nachdem er sich beim Pokal-Aus gegen Mönchengladbach eine Sehne im Knie angerissen hatte. Der Innenverteidiger und die Kollegen wurden von ihren kleinen, großen Fans mit einem HSV-Ständchen begrüßt.
Auch Kyriakos Papadopoulos konnte in die Vorbereitung auf das Heimspiel gegen den 1. FC Köln am Sonnabend (15.30 Uhr) starten. Der Grieche hatte vergangene Woche einen Cut über dem Auge erlitten und eine Trainingseinheit verpasst.
Djourou droht Bestrafung
Apropos Innenverteidigung: Johan Djourou hat sich für seine Kritik an Trainer Markus Gisdol in einem Interview mit der "Aargauer Zeitung" beim Club entschuldigt. „Joe hat eingeräumt, dass bestimmte Aussagen in dem Interview ein Fehler waren“, sagte Sportchef Jens Todt, der sich bereits am Mittag zunächst unter vier Augen mit Djourou zusammengesetzt hatte, ehe auch Trainer Gisdol an dem Gespräch teilnahm. Es gab deutliche Worte für Djourou. „Er wollte der Mannschaft damit nicht schaden, aber er hat uns geschadet“, sagte Todt. „Wir gehen davon aus, dass sich das nicht mehr wiederholen wird.“ Djourou hatte in dem Interview kritisiert, dass Gisdol ihn im November als Kapitän abgesetzt hatte.
Nach der 2:5-Heimpleite im November gegen Borussia Dortmund äußerte sich Djourou kritisch über die von Gisdol verordnete Dreierkette. Das sei ihm als Kritik am Trainer ausgelegt worden, sagte Djourou, der die Niederlage mit einem eklatanten Fehler eingeleitet hatte. „Es war in einer Zeit, in der die Debatten begannen, ob der Trainer weg muss. Es machte den Eindruck, dass der Trainer das Problem an einen anderen Ort zu verschieben versuchte“, sagte Djourou der Zeitung.
Sechs Profis fehlen im Training
Aaron Hunt konnte aufgrund seiner Schienbeinverletzung nur individuell trainieren, er wird am Sonnabend nicht zur Verfügung stehen. Gotoku Sakai, Albin Ekdal, Michael Gregoritsch und Filip Kostic sowie U-21-Nationalspieler Gideon Jung sind noch in Länderspiel-Einsätzen und werden erst im Lauf der Woche in Hamburg zurückerwartet.
Wood: Ohne Klinsmann hätte ich vielleicht aufgehört
Bobby Wood rechnet dem früheren US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann einen großen Anteil an seiner starken Entwicklung zu. "Ich glaube, wenn Jürgen nicht US-Trainer gewesen wäre, dann hätte ich vielleicht mit dem Fußball aufgehört oder hätte irgendwo in der vierten Liga gespielt", sagte der 24 Jahre alte HSV-Stürmer dem Clubmagazin "HSV Live".
Klinsmann habe in einer schwierigen Phase "an meine Qualität geglaubt, und es ist immer schön, wenn du als Spieler so ein Vertrauen geschenkt bekommst", sagte Wood: "Wir stehen noch immer in Kontakt, schreiben uns ab und zu per SMS."
Klinsmann, früherer deutsche Nationalspieler, Weltmeister von 1990 und Bundestrainer,war im November nach mehr als fünf Jahren als Coach der Vereinigten Staaten entlassen worden. Wood debütierte im August 2013 für die US-Boys. Beim HSV entwickelt sich der Zugang von Union Berlin immer mehr zum Leistungsträger, fünf Saisontreffer stehen für ihn bislang zu Buche.
Kommt Schwolow für Adler?
Mit welchem Torhütergespann geht der HSV in die kommende Saison? An Ersatzmann Christian Mathenia ist nicht zu rütteln, aber die Frage der Nummer eins ist weiter offen. Laut dem Fachmagazin "Kicker" scheut der HSV vor einer Vertragsverlängerung mit dem verletzungsanfälligen René Adler zu den bestehenden Konditionen (2,7 Millionen Euro Jahresgehalt) zurück und sondiert deshalb den Markt.
Ein Kandidat wäre demnach der Freiburger Alexander Schwolow (24). Ihn aus seinem bis 2018 gültigen Vertrag herauszukaufen würde allerdings eine Millionenablöse kosten. Und Adler hatte am aktuellen Aufschwung des HSV entscheidenden Anteil, was auch Bundestorwarttrainer Andreas Köpke bescheinigt: "Ein fitter Adler gehört immer noch zu den besten Bundesliga-Torhütern, das ist völlig unstrittig." Adler selbst würde gern in Hamburg bleiben.
Beim HSV rollt der Ball am wenigsten
Bei keiner Bundesliga-Mannschaft wird so wenig Fußball gespielt wie beim HSV. Das ergab eine Auswertung der Nettospielzeiten, die das Fachmagazin "Kicker!" vorgenommen hat. Demnach ist beim HSV der Ball pro Partie durchschnittlich nur 52:25 Minuten im Spiel. Am oberen Ende der Tabelle findet sich – natürlich – der FC Bayern. Der Meister bringt es auf eine Nettospielzeit von 60:50 Minuten, 8:25 Minuten mehr als die Hamburger.
Ob es daran liegt, dass die Münchner gern einmal ein bisschen mehr Nachspielzeit eingeräumt bekommen als andere? Auf die Saison hochgerechnet, rollt der Ball bei den Bayern jedenfalls 284 Minuten länger als beim HSV – das entspricht der Dauer von mehr als drei Spielen.