Hamburg. Beim HSV gehen die Verantwortlichen davon aus, dass man sich mit Ex-Vorstand Joachim Hilke vor Gericht trifft.
Heribert Bruchhagen hatte am Sonnabend sichtlich Spaß an seiner Reise in die Vergangenheit. „Ich habe von der Waldbühne Standing Ovations bekommen“, freute sich der HSV-Vorstandsvorsitzende und frühere Frankfurt-Chef, der den Applaus an alter Wirkungsstätte aber einordnen konnte: „Das waren wohl genau die, die früher oft gepfiffen haben.“
Mauschelei und Veruntreuung?
Mit einer weit weniger erfreulichen Reise in die Vergangenheit will Bruchhagen dagegen weiterhin nichts zu tun haben: „Das ist Aufsichtratssache“, beantwortet der neue HSV-Chef ausweichend die immer öfter gestellte Frage nach Ex-Vorstand Joachim Hilke und dessen Verbindungen zum bisherigen HSV-Dienstleister Match IQ.
Zur Erinnerung: Der HSV hatte in der vergangenen Woche Hilke fristlos gekündigt und den noch anderthalb Jahre laufenden Vertrag mit dem Trainingslager- und Testspielanbieter mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Eine offizielle Begründung hat der HSV weder Hilke noch Match IQ mitgeteilt. Hinter vorgehaltener Hand wird von Mauschelei und vom Verdacht der Veruntreuung gesprochen.
Schreiben an alle Clubs
Während Hilke, der eigentlich zum 1. April als Geschäftsführer bei Match IQ anfangen wollte, vehement eine direkte oder indirekte Beteiligung in seiner Zeit als HSV-Vorstand bestreitet, ist am Wochenende Match-IQ-Gründer Nicholas MacGovan in die Gegenoffensive gegangen.
Der Gesellschafter hat an alle Bundesligaclubs, die mit der Hamburger Agentur vertraglich verbunden sind, ein Rundschreiben geschickt. Man werde eine unabhängige Untersuchung der Gerüchte und Anschuldigungen hinsichtlich der Zusammenarbeit von Match IQ und Hilke vornehmen, hieß es in dem Schreiben an die Partnerclubs aus der Ersten und Zweiten Liga.
Gerichtliche Auseinandersetzung wahrscheinlich
Nach Abendblatt-Informationen wollen mehrere Bundesligaclubs die weitere Entwicklung der Hilke-Affäre abwarten, ehe man konkrete Schritte einleitet. Dabei läuft alles auf eine gerichtliche Auseinandersetzung zwischen dem HSV und Hilke auf der einen und dem HSV und Match IQ auf der anderen Seite hinaus. Öffentlich äußern wollte sich am Wochenende niemand.
Die Beweislage sei erdrückend, hieß es lediglich beim HSV. So soll Hilke trotz einer vom früheren Aufsichtsrat angeforderten Liste über alle Vertragsverhältnisse mit einem Volumen von jährlich mehr als 25.000 Euro bewusst die Zahlungen an Match IQ nicht aufgeführt haben. Dabei wurde einst eine Match-IQ-Provisionsgrenze von jährlich 120.000 Euro vertraglich vereinbart.
Hilke, der seinerseits einen Anwalt eingeschaltet hat (Abendblatt berichtete), war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.