Frankfurt/Hamburg. Gisdol und der frühere Hamburger Kovac werfen sich die Bälle zu beim Plausch über die Elfmeter-Szene. Wood sagt US-Länderspiele ab.

Nach dem Spiel waren sich die Verantwortlichen vom HSV und Eintracht Frankfurt schnell über die Bewertung des Remis einig. „Unter dem Strich ist das Unentschieden hier okay“, sagte Markus Gisdol über das 0:0. „Ich kann mit dem Punkt sehr gut leben“, ergänzte der frühere HSV-Profi und Eintracht-Trainer Niko Kovac. Mehr hatten beide Mannschaften auch nicht verdient.

Beim von vielen Fouls geprägten Fehlpassfestival in der Commerzbank-Arena brachten die Hamburger gerade mal 51 Prozent ihrer Zuspiele an den Mann. Mit 58 Prozent war die Passgenauigkeit der Gastgeber nur unwesentlich besser. Dass René Adler in der 72. Minute gegen Michael Hector den einzigen Torschuss der gesamten Partie abwehrte (Saison-Minusrekord), rundet das Ergebnis eines schwachen Bundesligaspiels ab. „Es war sicher kein schönes Spiel“, gab Gisdol zu.

HSV wird Elfmeter verwehrt

Einen Aufreger lieferte das Sonnabend-Topspiel dann aber doch. Als Filip Kostic im Strafraum an David Abraham vorbeizog und Frankfurts Innenverteidiger die Sense von hinten rausholte, hätte es Elfmeter für den HSV geben müssen (61.). Doch die Pfeife von Schiedsrichter Benjamin Cortus blieb stumm und er entschied in seinem 7. Bundesligaspiel auf Abstoß. Eine Fehlentscheidung – darüber waren sich hinterher alle Beteiligten einig.

Hier wird dem HSV ein Elfmeter verwehrt
Hier wird dem HSV ein Elfmeter verwehrt © imago/Eibner

„Es hätte sich wohl niemand beschwert, wenn der Schiedsrichter Strafstoß gepfiffen hätte“, sagte Gisdol, der schon im Heimspiel vor zwei Wochen gegen Hertha BSC (1:0) nach einem elfmeterwürdigen Foul an Aaron Hunt verzweifelt auf den Pfiff des Unparteiischen gewartet hatte. „Für uns ist es schade, weil wir zuletzt in engen Situationen keinen Elfer bekommen haben.“ Und auch Adler meinte: „Es war ein klarer Elfmeter. Jeder, der sagt, es war keiner, der hat Unrecht.“

HSV nimmt Fehlentscheidung eindrucksvoll auf

Dennoch gingen die Hanseaten erstaunlich souverän und gelassen mit dem verwehrten Strafstoß um, der das Spiel wohl entschieden und dem HSV drei wichtige Punkte im Abstiegskampf beschert hätte. „Damit würde man es sich zu einfach machen. Man weiß nicht, ob Frankfurt dann noch einen gemacht hätte. Wir waren kämpferisch gut, aber spielerisch dafür nicht – daran müssen wir arbeiten“, betonte Gisdol.

Einzelkritik: Feuerwehrmann Papadopoulos

Als hätten sie sich abgesprochen, wollte auch Adler der Elfmeter-Szene unmittelbar nach dem Abpfiff nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken. „Wenn wir jede Aktion auf die Goldwaage legen, verlieren wir den Fokus. Heute ist es bitter, aber im nächsten Spiel haben wir vielleicht wieder Glück. Das gleicht sich im Laufe einer Saison immer aus“, hofft der Torhüter. „Unter dem Strich ist das 0:0 gerecht.“

Gisdol und Kovac werfen sich die Bälle zu

Dass der verwehrte Strafstoß nicht zum Streitthema wurde, lag auch an den Hessen, die sich bemerkenswert fair präsentierten. Eintracht-Kapitän Marco Russ, der erstmals nach seiner überstandenen Krebserkrankung wieder in der Startelf stand, und sein Trainer Kovac waren nach dem Spiel einer Meinung. „Es war ein Elfmeter, da hatten wir Glück“, so die nahezu identische Antwort beider Frankfurter. „David berührt den Ball ganz leicht, aber das reicht nicht aus, um keinen Elfmeter zu geben“, ergänzte Kovac.

Kommentar – Gisdols neuer Vertrag: HSV setzt richtiges Signal

„Für diese Aussage hat Niko den zweiten Fairnesspreis verdient“, scherzte Gisdol anerkennend über seinen Kollegen, der am Donnerstag mit dem Fairplay-Preis des Deutschen Sports 2016 geehrt wurde, weil er nach der Relegation im letzten Jahr die unterlegenen Nürnberger Spieler in den Arm nahm und tröstete. „Ich sehe es genauso wie Niko“, sagte Gisdol.

Elfmeter-Ärger beim HSV in Frankfurt

Foul, aber kein Elfmeter: David Abraham (l.) trifft Filip Kostic zuerst am Fuß und erst dann den Ball
Foul, aber kein Elfmeter: David Abraham (l.) trifft Filip Kostic zuerst am Fuß und erst dann den Ball © WITTERS | ThorstenWagner
HSV-Torwart René Adler stand  beim Schuss von Hector (verdeckt) goldrichtig
HSV-Torwart René Adler stand beim Schuss von Hector (verdeckt) goldrichtig © WITTERS | ThorstenWagner
Albin Ekdal (r.) behauptet sich gegen Frankfurts Marco Fabian
Albin Ekdal (r.) behauptet sich gegen Frankfurts Marco Fabian © Bongarts/Getty Images | Alex Grimm
HSV-Stürmer Bobby Wood (o.) konnte sich in der Anfangsphase des Öfteren  gegen Timothy Chandler durchsetzen
HSV-Stürmer Bobby Wood (o.) konnte sich in der Anfangsphase des Öfteren gegen Timothy Chandler durchsetzen © imago/Jan Huebner | imago sportfotodienst
Reine Kopfsache: Frankfurts David Abraham (r.) und Bobby Wood im Luftkampf um den Ball
Reine Kopfsache: Frankfurts David Abraham (r.) und Bobby Wood im Luftkampf um den Ball © dpa | Hasan Bratic
Kyriakos Papadopoulos grätscht Timothy Chandler den Ball weg
Kyriakos Papadopoulos grätscht Timothy Chandler den Ball weg © dpa | Hasan Bratic
Michael Hector (r.) konnte sich gegen HSV-Verteidiger Dennis Diekmeier kaum einmal durchsetzen
Michael Hector (r.) konnte sich gegen HSV-Verteidiger Dennis Diekmeier kaum einmal durchsetzen © dpa | Hasan Bratic
Marco Fabian kann Aaron Hunt (r.) nicht am Abschluss hindern
Marco Fabian kann Aaron Hunt (r.) nicht am Abschluss hindern © Bongarts/Getty Images | Alex Grimm
HSV-Torwart René Adler rettet in vermeintlich höchster Not gegen Branimir Hrgota (l.). Allerdings hatte das Schiedsrichtergespann zuvor eine Abseitsstellung erkannt – zu Unrecht
HSV-Torwart René Adler rettet in vermeintlich höchster Not gegen Branimir Hrgota (l.). Allerdings hatte das Schiedsrichtergespann zuvor eine Abseitsstellung erkannt – zu Unrecht © imago/Revierfoto | imago sportfotodienst
Lewis Holtby (l.) war von Frankfurts Marco Fabian bisweilen nur mit unlauteren Mitteln aufzuhalten
Lewis Holtby (l.) war von Frankfurts Marco Fabian bisweilen nur mit unlauteren Mitteln aufzuhalten © Bongarts/Getty Images | Alex Grimm
Hoch das Bein: Marco Fabian (r.) und HSV-Kapitän Gotoku Sakai ...
Hoch das Bein: Marco Fabian (r.) und HSV-Kapitän Gotoku Sakai ... © dpa | Hasan Bratic
... und HSV-Verteidiger Dennis Diekmeier (l.), wiederum gegen Fabian
... und HSV-Verteidiger Dennis Diekmeier (l.), wiederum gegen Fabian © dpa | Hasan Bratic
Einer flog über Filip Kostic: Frankfurts Timothy Chandler (o.)
Einer flog über Filip Kostic: Frankfurts Timothy Chandler (o.) © dpa | Hasan Bratic
Der HSV-Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen stand bei seiner Rückkehr an alte Wirkungsstätte im Fokus der Fotografen
Der HSV-Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen stand bei seiner Rückkehr an alte Wirkungsstätte im Fokus der Fotografen © WITTERS | ThorstenWagner
Auch für Eintracht-Trainer Niko Kovac war es das Wiedersehen mit seinem früheren Verein
Auch für Eintracht-Trainer Niko Kovac war es das Wiedersehen mit seinem früheren Verein © WITTERS | ThorstenWagner
HSV-Trainer Markus Gisdol (l.) plauschte vor dem Spiel im Sky-Studio mit Rekordnationalspieler Lothar Matthäus
HSV-Trainer Markus Gisdol (l.) plauschte vor dem Spiel im Sky-Studio mit Rekordnationalspieler Lothar Matthäus © dpa | Hasan Bratic
HSV-Sportdirektor Jens Todt fand vor dem Spiel noch Zeit für einen Plausch
HSV-Sportdirektor Jens Todt fand vor dem Spiel noch Zeit für einen Plausch © WITTERS | ThorstenWagner
Bei Eintracht-Sportdirektor Bruno Hübner ist die Stimmung nach einer Serie von Misserfolgen zuletzt gedämpft
Bei Eintracht-Sportdirektor Bruno Hübner ist die Stimmung nach einer Serie von Misserfolgen zuletzt gedämpft © WITTERS | ThorstenWagner
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Wood sagt Länderspiel-Reise ab

So aber blieb die Pfeife von Schiedsrichter Cortus stumm und der HSV muss sich mit einem Punkt zufriedengeben. „Der Punkt hier ist ein Erfolgserlebnis, das muss man klar festhalten“, betonte Gisdol. „In den letzten drei Spielen haben wir sieben Punkte gegen gute Gegner geholt. Wir sind froh, so in die Länderspielpause zu gehen.“ Sportchef Jens Todt ergänzte: „Wir stehen zwar noch auf dem Relegationsplatz, aber die Mannschaft hat in den letzten Wochen gut gepunktet und eine Energieleistung nach der anderen abgerufen. Sie hat es sich jetzt verdient, einmal durchzuatmen.“

Bevor das nächste Heimspiel gegen den 1. FC Köln (Sonnabend, 1.4.) ansteht, hat Gisdol nur einen Wunsch für die anstehende Länderspielpause. „Hoffentlich verletzt sich keiner.“

Nicht mal mehr 24 Stunden später war Gisdols Hoffnung schon verflogen. Bobby Wood, seit Wochen in bestechender Form, musste seine Reise zur US-Nationalmannschaft wegen Rückenproblemen absagen. Eine genaue Diagnose steht noch aus, weitere Untersuchungen sollen folgen.