Hamburg. Dirk Weetendorf ist beinahe in Vergessenheit geraten. Er bewahrte den HSV 1997 vor dem Abstieg. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Die Beatles erinnern in Sergeant „Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ an einen wichtigen Moment vor 20 Jahren, in dem es darum geht, wie man eine Gruppe das Spielen lehrt. In Hamburg darf man sagen: Von den Beatles lernen heißt siegen lernen. Und da wären wir beim HSV, der vor 20 Jahren in Abstiegsnot geriet, aber mit einem damals kaum bekannten Spieler diese Herausforderung annahm. Dieser Profi war ein blonder Stürmer, der ein bisschen an Horst Hrubesch erinnern sollte und an Uwe Seeler, wenn auch seine Fähigkeiten weit unter denen dieser HSV-Ikonen und Legenden lagen. Dirk Weetendorf war dieser Mann, den die Fans „Horst-Uwe“ nannten.
Der damals 24-Jährige kam aus der zweiten Mannschaft und stand schon auf dem Feld, als der HSV am 32. Spieltag 0:4 zuhause gegen den 1. FC Köln verlor. Trainer Felix Magath wurde entlassen, das Präsidium um Uwe Seeler schickte Trainer Ralf Schehr als Retter an die Front. Und der brachte am 33. Spieltag Dirk Weetendorf, der beide Tore beim 2:1 gegen Borussia Dortmund köpfte.
Weetendorf: "So einfach war das"
Natürlich wurde geunkt, dass die Dortmunder nur mit angezogener Handbremse spielten, weil sie wenige Tage später im Finale der Champions League gegen Juventus Turin spielen sollten (3:1-Sieg). Doch dem HSV, Schehr und Weetendorf war das gleich. Im letzten Saisonspiel bei Fortuna Düsseldorf gab es noch ein 1:1, der HSV beendet die Saison als 13.
Kurios, aber wahr: Trotz aller Legenden um Magath und Schehr und Weetendorf wäre der HSV auch ohne die Punkte aus den letzten beiden Spielen in der Bundesliga geblieben.
Weetendorf wechselte später zu Weder Bremen und zu Eintracht Braunschweig, ehe er seine Karriere beendete. Einen wie ihn könnte der HSV von heute gut gebrauchen. Immerhin Bobby Wood erinnert in seiner Torgefahr an „Horst-Uwe“. Weetendorf sagte später in einem Interview für „11 Freunde“, wie die Tore gegen Dortmund und seinen Gegenspieler Weltmeister Jürgen Kohler zustandekamen. „Rodolfo Cardoso zuckerte zwei Flanken auf meinen Schädel und ich nickte ein. So einfach war das.“