Eine Grillparty, hinterhältige Spieler und der Profi mit der Lizenz 001. Felix Magaths Rauswurf beim HSV 1997 war eine unfassbare Posse.
Hamburg. Felix Magath soll wieder zum HSV kommen. Zu seinem HSV. Außer Uwe Seeler gibt es keinen lebenden Fußballer, Trainer, Masseur oder Platzwart, der eine größere Affinität, eine engere Beziehung zu dem traditionsreichen Club mit der Raute hat. Aber wie war das damals, als Magath den HSV verließ? Verlassen musste, weil Vereinspräsident Seeler ihn rauswarf?
Es zählt nicht zu den ruhmreichen Seiten des Vereins, was im Mai 1997 geschah. Es hat zu tun mit einem überforderten Vereinschef, dem gefürchteten Spitzen-Quartett um Seeler, einem taffen Geschäftsführer, zwei hinterlistigen Spielern und einer fast gelungenen Grillparty.
Denn Uwe Seeler war nur HSV-Präsident geworden, weil er drei enge Freunde mit in die Clubspitze nehmen konnte: Ex-Innensenator Volker Lange, seinen Freund Jürgen Engel (Unternehmer, Hotelier) und Harry Bähre, ehemaliger Mitspieler Seelers und der deutsche Fußball-Profi mit der Lizenznummer 001. Sie wollten gemeinsam den damals angeschlagenen HSV retten. Was ihnen kurzfristig gelang.
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Allerdings gab es später Ungereimtheiten, weil der HSV-Vorstand, Seelers Quartett, außerhalb des Spielfeldes foul spielte. So wurden für gut 19 Millionen Mark steuersparende Ost-Immobilien gekauft, um sie zum Teil an Spieler weiterzuverkaufen. Man dachte, man bietet langfristig gebundenen Spielern eine Investitionsmöglichkeit. Allerdings floss beim Erwerb der Immobilien eine Provision in Höhe von 993.000 Mark.
Und die soll Schatzmeister Engel, Freund von Uwe Seeler, kassiert haben. Dafür wurde er später vom Gericht zu zwei Jahren verurteilt. Schon vorher traten Uwe Seeler und seine Freunde der Reihe nach zurück.
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Zurück zum Magath-Rauswurf 1997: Der Trainer hatte zunächst großen Erfolg, nachdem er vom Assistenten Benno Möhlmanns zum Chef aufgerückt war. Sogar der Uefa-Pokal wurde erreicht. Dann ging es sportlich bergab. Die Mannschaft drohte nach der Saison 1997 sogar abzusteigen. Deshalb hatte sich der Vorstand um Seeler bereits überlegt, kurz vor Saisonende Magath zu entlassen.
Entscheidend war ein Spiel gegen den 1. FC Köln (0:4). Magath hatte vor dem Spiel zu Journalisten gesagt, sie sollten Sven Kmetsch und Harald Spörl genau beobachten. Beide hatte er als Arbeitsverweigerer ausgemacht. 0:4 war eine klare Sprache, die Mannschaft bäumte sich überhaupt nicht auf.
Kurz darauf luden Seeler und seine Vorstandskollegen Magath auf eine Grillparty zu Harry Bähre ein, um dem Trainer die Entlassung zu verkünden. Aber Seeler zierte sich offenbar. Er wollte von Magath wissen, wie es weitergehen soll. Magath sagte nach Teilnehmerangaben der Grillparty sinngemäß: Wir werfen Spörl und Kmetsch raus und schaffen mit frischem Wind, viel Training und neuem Geist noch den Klassenerhalt.
Das fand Seeler auch. Man müsse die Ärmel hochkrempeln und fighten, wie er das früher getan habe.
Dann mischte sich Hackmann (später selbst Club-Boss) ein. „Uwe, wir wollten Felix doch noch was sagen.“ Seeler: „Ja, Felix, wie soll es denn weitergehen?“
Wieder sagte Magath, der schon in Begleitung seines Anwalts gekommen war, wie er sich das vorstellt mit dem Klassenerhalt. Und wieder grollte Hackmann: „Uwe, jetzt sag’s ihm!“
So ging das eine Weile hin und her, bis die Sache klar war und sich Seeler einen Ruck gab. Da kam Harry Bähre wieder in die Runde. Schließlich waren noch Bier und Gegrilltes zu verteilen, und Harry Bähre ist ein netter Mensch und ein guter Gastgeber. „Die Wurst ist fertig.“ So hat Uwe Seeler Felix Magath beim HSV gefeuert.
Ironie der Geschichte: Seeler musste selbst bald gehen, Magath kam nach einigen weiteren Trainerstationen zu Bayern München, gewann vier Titel in zwei Jahren, ging später nach Wolfsburg, wurde wieder Meister – und steht jetzt vor einem Comeback als HSV-Verantwortlicher.