Hamburg. Der HSV-Trainer hofft gegen Freiburg auf den vierten Sieg in Folge – und eine baldige Vertragsverlängerung.
Am Mittwochabend war Markus Gisdol mehr denn je gefragt – und versagte. Der HSV-Trainer war in den hohen Norden nach Kiel gereist, um dort als Glücksbringer für den Champions-League-Auftritt des THW gegen den ungarischen Spitzenclub MKB Veszprem herzuhalten. „Es ist ja bekannt, dass ich einen sehr guten Kontakt zum THW habe. Mein Besuch war einfach mal wieder fällig“, sagte der bekennende Handballfan am Tag danach. Nur Glück brachte Gisdol seinen Kieler Freunden keines: Am Ende eines abwechslungsreichen Handballabends verlor der THW mit 25:27.
Beim HSV führen Erfolge von heute oft zu Fehlern von morgen
An diesem Wochenende will Markus Gisdol sein Glück nun wieder in die eigenen Hände nehmen. Beim Fußball, wohl gemerkt. Der SC Freiburg gastiert am Sonnabend (18.30 Uhr) im Volkspark. Und nach der gefühlt erfolgreichsten HSV-Woche seit der Erfindung des Farbfernsehens gibt es die Hoffnung, dass Gisdol als Verantwortlicher auf der Trainerbank mehr Glück als als Talisman auf der Tribüne bringt. „Wenn man drei Spiele in Folge zu null gewonnen hat, kann man mit breiter Brust in das nächste Bundesligaspiel gehen“, stellte HSV-Chef Heribert Bruchhagen am Donnerstag klar.
„Niemand spielt gerne gegen Freiburg“
1:0 gegen Bayer, 2:0 gegen Köln und 3:0 in Leipzig – da muss man kein Rechengenie sein, um das allgemeine Wunschergebnis gegen den SC Freiburg zu prognostizieren.
Doch Fußball ist bekanntlich keine Mathematik – und der SC Freiburg, immerhin Tabellenachter der Bundesliga, laut HSV-Coach Gisdol sicher nicht das nächste HSV-Opfer. „Freiburg mag ein relativ kleiner Name sein, für den man aber eine große Leistung braucht“, sagt der 47-Jährige, der warnt: „Von der Wahrnehmung mögen die Freiburger nicht da sein, wo sie hingehören. Aber niemand spielt gerne gegen Freiburg.“
Die HSV-Transfers 2016/17:
Die HSV-Bewegungen auf dem Transfermarkt 2016/17
Gisdol kennt das Geschäft. Es ist nicht einmal zwei Wochen her, dass die Stimmung nach dem 1:3 gegen Ingolstadt in Hamburg auf dem Nullpunkt war. Drei Spiele, drei Siege und eine fast historische Möglichkeit später, hat sich die Stimmung gedreht. Erstmals seit 2009 könnte Gisdols HSV am Sonnabend gegen Freiburg tatsächlich fünf Pflichtheimspiele in Folge gewinnen.
„Die Grundstimmung ist positiver“, sagt Gisdol. „Manchmal ist es aber gar nicht so einfach, in so einer Situation, das Niveau und die Spannung zu halten.“ Genau dies sei nun aber für ihn und für seine Mannschaft die große Herausforderung. Es sei eine Art Reifeprüfung. „Die Mannschaft ist nicht euphorisiert, sie ist fokussiert.“, sagt Gisdol, der ein gutes Gefühl habe.
Matz ab nach dem Sieg in Leipzig:
Dass der öffentliche Fokus nach den drei Siegen in Serie nun vor allem auf seinem im Sommer auslaufenden Vertrag liegt, hat den Schwaben nicht wirklich überrascht. Natürlich sei sein Vertrag ein Thema, antwortet Gisdol auf Nachfrage ehrlich. „Ich habe dem Verein signalisiert, dass wir über meinen Vertrag sprechen können. In den kommenden Wochen wird es sicherlich dazu Gelegenheit geben“, sagt er. Doch bevor weitere Nachfragen gestellt werden können, relativiert der Coach: „Klar ist aber auch, dass mein Vertrag nicht die oberste Priorität hat.“
Es dauerte nicht einmal 15 Minuten, ehe auch HSV-Chef Bruchhagen die Worte seines Trainers vernommen hatte und in den noch immer vollen Pressekonferenzraum im ersten Stock des Volksparkstadions eilte: „Herr Gisdol hat ja heute ein Statement abgegeben“, sagte also Bruchhagen. „Zu dem ist nichts hinzuzufügen.“
Im Gespräch ist eine Verlängerung bis 2019
Etwas mehr als dieses Nichts hatte Bruchhagen am Sonntag bei Sky90 hinzugefügt. Dort umschmeichelte der Vorstandsvorsitzende seinen leitenden Angestellten, der höchstes Vertrauen genieße. „Es gibt im Verein keinen Ansatz, dass sich dieses Vertrauen nicht fortsetzt. Ich denke, dass unser Manager Jens Todt alsbald mit Herrn Gisdol in enge Gespräche gehen wird.“
Der verbale Blumenstrauß erreichte Gisdol schnell. Der Umschmeichelte nahm den Ball auf – und spielte ihn gekonnt weiter: „Ich bin sehr gerne Trainer in Hamburg.“ Im Gespräch ist nun eine Vertragsverlängerung bis 2019, wobei Gisdol neben dem Gehalt vor allem die Perspektive wichtig sein soll. Der Fußballlehrer will mehr als ein HSV-Retter sein – und er will eine Mannschaft haben, die zu mehr als „nur“ zum Klassenerhalt fähig ist. Denn eines will Gisdol ganz sicher nicht: sich nur auf sein Glück verlassen.