Hamburg. Fast 14 Jahre lang war Jörn Wolf Medienchef des HSV. Jetzt kommt er als Bayers Trainer-Manager ins Volksparkstadion.
Es ist schon ein kurioser Zufall. Da lädt die Deutsche Fußball Liga die Pressesprecher der Bundesliga am Mittwoch zu einer Tagung nach Leverkusen ein. Zwei Tage vor dem Spiel zwischen dem HSV und Leverkusen. Und der langjährige Pressesprecher des HSV, Jörn Wolf, ist nicht dabei. Weil er jetzt für Leverkusen arbeitet. Während Wolfs Nachfolger Till Müller mit seinen Liga-Kollegen in der BayArena im Seminar sitzt, verfolgt Wolf im Stadion in seiner neuen Funktion als Koordinator des Trainerteams von Bayer Leverkusen die vorletzte Einheit seines neuen Teams vor dem Spiel am Freitag.
Für langjährige Beobachter des HSV ist es noch immer etwas ungewohnt, wenn an diesem Donnerstag zu Beginn der offiziellen Pressekonferenz nicht Wolf auf dem Podium des Hamburger Medienraums sitzt, die Wasserflaschen öffnet und den Trainer begrüßt. In fast 14 Jahren leitete Wolf rund 500 Pressekonferenzen. Meist ging es um Fragen zum Spiel, oft aber auch um einen neuen Trainer, Sport- oder Clubchef. Fast schon legendär sind seine Worte, als er im April 2015 nur drei Wochen nach der Ernennung von Peter Knäbel zum Trainer den Nachfolger Bruno Labbadia präsentierte: „Da sind wir wieder.“
Wolf zog Konsequenzen wegen Labbadia
Dass Wolf am 8. November als Medienchef des HSV zurücktrat, hat viel zu tun mit jenem Labbadia. 17 Trainerwechsel erlebte Wolf im Volkspark. Und er überlebte sie alle. Doch mit der unwürdigen Entlassung Labbadias, dessen Rückkehr zum HSV er 15 Monate zuvor noch maßgeblich mit angetrieben hatte, verlor Wolf Ende September seinen wichtigsten Ansprechpartner.
Dieser soll Wolf nun in Leverkusen für Roger Schmidt sein, an dessen Seite er an diesem Freitag in den Volkspark zurückkehrt. Ein großes Thema machen will Wolf daraus nicht. Alle Interviewanfragen hat er abgelehnt. Wolf will im Hintergrund bleiben. Im Schatten von Schmidt soll er mit seinen kommunikativen Fähigkeiten dafür sorgen, dass der streitbare Trainer sich allein auf seinen Job als Fußballlehrer konzentrieren kann. „Koordinator Trainer- und Funktionsteam“ lautet die offizielle Jobbeschreibung, die Bayer für ihn erfunden hat. „Er soll den Trainer entlasten“, sagt Bayer-Sportchef Rudi Völler.
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Im Volkspark jetzt auf der anderen Seite
Als Aufpasser für Schmidt, wie Wolf jüngst bezeichnet wurde, sieht der langjährige HSV-Mediendirektor sich nicht, eher schon als täglicher „Sparringspartner“. Schmidt selbst hatte Wolf für die Position vorgeschlagen. Als der 49-Jährige noch Trainer bei RB Salzburg war, lernte er ihn im Urlaub kennen. Seitdem pflegen die beiden einen engen Draht.
Auf der Trainerbank wird man Wolf an Schmidts Seite aber nicht finden. Am Freitag steht er leicht versetzt am Rande der Coachingzone. Dort, wo er auch beim HSV stand. Nur diesmal eben auf der anderen Seite. Ein Bild, an das er sich selbst erst gewöhnen muss.