Halle/Saale. Der Amerikaner erzielte zwei Tore beim 4:0-Erfolg im DFB-Pokal gegen Drittligist Halle. Was ist dieser Erfolg wert?
Tabellenletzter in der Liga, eine handfeste Krise in der Clubführung und zuletzt auch den Rückhalt bei den Fans verloren. Es war wie eine willkommene Abwechslung, das Zweitrundenspiel im DFB-Pokal beim Halleschen FC für den HSV. Die Erwartungen an das Team von Trainer Markus Gisdol waren so gering, dass die Mannschaft eigentlich nur gewinnen konnte. Und genauso sollte es kommen. Mit 4:0 (2:0) gewann der HSV beim Drittligisten aus Sachsen-Anhalt. Der Einzug in das Pokal-Achtelfinale durch die Tore von Bobby Wood (8./43.), Pierre-Michel Lasogga (57.) und Luca Waldschmidt (82.) verschaffte den Hamburgern ein paar Tage Ruhe.
Mit einer geschlossenen Teamleistung zeigte die Mannschaft zudem eine Reaktion nach der scharfen Kritik der HSV-Bosse an der Einstellung der Spieler. „Wir hatten heute die Aufgabe, unseren Mann zu stehen, das haben die Jungs gemacht“, sagte Clubchef Dietmar Beiersdorfer.
Mit Pokalspielen bei Ostclubs hatte der HSV in den vergangenen zwei Jahren reichlich Erfahrung gemacht. 2014 überstanden die Hamburger die erste Runde bei Drittligist Cottbus mit Mühe nach Elfmeterschießen. 2015 war schon in Runde eins bei Regionalligist Carl Zeiss Jena Schluss. Und vor acht Wochen war es ein spätes Tor von Alen Halilovic, dass den 1:0-Sieg bei Drittliga-Aufsteiger FSV Zwickau sicherte.
Zitterspiel: HSV im DFB-Pokal in Halle
Die Doppelspitze Wood und Lasogga funzte
Diesmal also Halle. Wieder ein Drittligist. Und das ohne Halilovic, der nicht im Kader stand. Noch überraschender war allerdings die Aufstellung. Gisdol setzte die zuletzt enttäuschenden Stammkräfte Lewis Holtby und Nicolai Müller auf die Bank. Im defensiven Mittelfeld spielte Rechtsverteidiger Gotoku Sakai an der Seite von Gideon Jung. Auf der offensiven Außenbahn gab Linksverteidiger Matthias Ostrzolek seine Premiere. Im Angriff setzte Gisdol mit Bobby Wood und Pierre-Michel Lasogga auf eine Doppelspitze.
Es war eine enorm defensive Grundausrichtung, mit der die Hamburger in Halle begannen. Der HSV überließ den Gastgebern den Spielaufbau und agierte wie schon unter Ex-Trainer Bruno Labbadia mit vielen langen Bällen. Nicht gerade ein kreativer Matchplan, aber an diesem Abend zumindest ein erfolgreicher. Gleich der erste Flugball aus der eigenen Hälfte führte zur Führung. Lasogga behauptete sich im Mittelfeld und steckte durch in den Lauf von Filip Kostic.
Der Torjubel offenbarte die angespannte Lage
Der Serbe spielte schnell weiter zu Wood, der in die Tiefe startete und Halles Torhüter Fabian Bredlow mit einem Heber überlistete (8.). Dass die gesamte Bank samt Betreuerstab jubelnd auf den Platz sprang, verdeutlichte die angespannte Stimmung im Team der Hamburger.
Der HSV zog sich in der Folge weit zurück und wartete auf seine Konterchancen. Und die kam kurz vor der Halbzeit. Diesmal war es Ostrzolek, der Tempo aufnahm und in die Spitze auf Wood spielte. Der US-Amerikaner zeigte erneut seine ganze Klasse, als er bedrängt von drei Gegenspielern aus 16 Metern die Lücke fand. Sein Schuss landete in der linken Ecke (43.). Für Wood, der für die bisher einzigen zwei Tore in der Bundesliga gesorgt hatte, war es der erste Doppelpack im HSV-Trikot – und für seinen Club die ersten beiden Tore nach sechs Pflichtspielen ohne Treffer.
Gegen den harmlosen HFC reichte es den Hamburgern in der zweiten Halbzeit, die Führung zu verwalten. Als dann auch noch Sakai nach einem Solo an Bredlow scheiterte und Lasogga den Abpraller aus kurzer Distanz im Netz unterbrachte, war das Spiel frühzeitig gelaufen (57.). Der eingewechselte Waldschmidt erhöhte mit seinem ersten Ballkontakt sogar noch auf 4:0 (82.)
DFB-Pokal: HSV hat Chancen auf Livespiele
Der HSV sicherte sich mit dem Einzug in das Achtelfinale Einnahmen von 630.000 Euro und die Chance auf weitere Erlöse durch Live-Spiele und Zuschauereinnahmen. Einen Teil des Geldes kann der HSV allerdings direkt wieder an den DFB überweisen, da die mitgereisten Zuschauer mehrfach Pyrotechnik abfackelten. Das Wichtigste an diesem Abend für den HSV war aber der sportliche Erfolg und die Erkenntnis, den Rückhalt bei den Fans zumindest ein Stück zurückgewinnen zu haben vor der schweren Aufgabe in Köln. „Auch wenn viele sagen, dass es nur ein Pflichtsieg war, tut dieses Erfolgserlebnis uns richtig gut, freute sich Lasogga.
Hallescher FC gegen den HSV – die Statistik
Halle: Bredlow - Schilk (46. Ajani), Kleineheismann, Barnofsky, Baumgärtel - Gjasula (70. Brügmann) - Lindenhahn, Fennell, Pfeffer, Aydemir (55. Röser) - Pintol
Hamburg: Adler - Diekmeier, Ekdal, Cleber, Santos - Gotoku Sakai, Gideon Jung - Kostic (72. Gregoritsch), Ostrzolek - Wood (82. Waldschmidt), Lasogga (86. Hunt)
Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)
Tore: 0:1 Wood (8.), 0:2 Wood (43.), 0:3 Lasogga (58.), 0:4 Waldschmidt (82.)
Zuschauer: 14.004 (ausverkauft)
Gelbe Karten: Pfeffer - Gotoku Sakai, Ostrzolek, Adler, Cleber, Gideon Jung