Hamburg. Der HSV-Amerikaner war vom ersten Länderspiel der USA in Havanna seit 1947 begeistert. Nur eine Sache vermisste der Stürmer.

Eine Zigarre hat Bobby Wood nicht als Souvenir mitgebracht, „dafür aber einen ziemlich heftigen Jetlag“. Der US-Amerikaner, der am Sonntag aus Havanna über Washington und Frankfurt zurück nach Hamburg gereist war, muss lachen. „Gestern Abend bin ich direkt um 21 Uhr eingeschlafen“, sagt der Stürmer, der trotz der mühsamen Reise noch immer vom zweitägigen Trip nach Kuba begeistert ist. „Es war unglaublich. Wir wurden sehr nett empfangen“, sagt Wood. „Auf der Straße wollten die Leute alles über die USA wissen.“

2:0 hatten Wood und seine Nationalmannschaftskollegen am Freitag auf Kuba gewonnen. US-Nationaltrainer Jürgen Klinsmann nannte die Partie sogar „ein historisches Erlebnis“, was allerdings weniger mit dem Ergebnis zu tun hatte. Es war das erste Freundschaftsspiel zwischen Kuba und den USA seit 1947 – und glaubt man Wood, dann hat sich seit dem letzten Duell auch nicht so viel auf der Karibikinsel verändert. „Man hatte das Gefühl, dass wir in eine Zeitmaschine gestiegen sind und in den 50er-Jahren angekommen waren. Alles war ganz anders: die Straßen, die alten Autos, die Geschäfte.“

Wood vermisste nur eine Sache

Fußball ist Politik. Das sagt man oft. Doch in diesem Fall war das Freundschaftsspiel der einst verfeindeten Staaten tatsächlich höchst politisch. „Die Annäherung an Kuba ist auf der politischen Ebene erfolgt, da hat Barack Obama einen Riesenjob gemacht“, sagte Klinsmann bereits vor der Partie in einer Telefonkonferenz. Und weiter: „Ich glaube, dass der Fußball da wieder diese Brücke baut, wie überall in der Welt.“

Auch Wood, der sich selbst als nicht besonders politisch beschreibt, war sich der Dimension der Partie im Pedro-Marrero-Stadion, benannt nach einem Widerstandskämpfer, der 1953 bei der kommunistischen Revolution beim Sturm auf eine Militärkaserne ums Leben kam, durchaus bewusst. „Natürlich wussten wir, dass es ein besonderes Spiel ist“, sagt Wood, der jeden Moment des Kurztrips auf die Insel vor der Küste Floridas aufsog. „Es war geil“, sagt der gebürtige Hawaiianer, der nur eine Sache auf Kuba vermisste: „Es gab kein Internet.“

Ohne das World Wide Web, aber mit sechs Bundesligaprofis wurde dann übrigens auch noch Fußball gespielt. Chris Wondolowski und der frühere HSV-Profi Julian Green schossen die Tore zum 2:0-Sieg für die US-Amerikaner, bei denen Wood nach einer Stunde zum Duschen durfte. Aber selbstverständlich war an jenem Abend die Auswechslung genauso zweitrangig wie das Endergebnis. „Ich werde dieses Erlebnis nie vergessen“, sagt Wood, der nach dem Regenerationstraining am Montagvormittag genügend Zeit zum Ausruhen hatte. Und zum Internetsurfen.