Rendsburg. Der HSV-Trainer ärgert sich über schmeichelhaften Sieg der HSV-A-Elf gegen Lyngbys B-Elf. Transfer von Ginter oder Ndidi ist fraglich.

Als sich die Fotografen kurz vor der Rückfahrt nach Hamburg positionierten, machte Bruno Labbadia für einen kurzen Moment gute Miene zum schlechten Spiel. Der HSV-Trainer hob den silbernen Pokal in die Höhe, lächelte kurz und ließ sich nach dem Blitzlichtgewitter umgehend entschuldigen. 3:1 hatte der HSV gerade den Sparkassen-Mittelholstein-Cup in Rendsburg gegen Lyngby BK gewonnen. Doch zufrieden war Labbadia nach dem ersten Pokalsieg der Saison nun wirklich nicht. „Ich habe einige Dinge gesehen, die mir nicht gefallen haben“, sagte der Coach, der den Test eigentlich nutzen wollte, um seine mutmaßliche A-Elf für das DFB-Pokalspiel in Zwickau am kommenden Montag einzuspielen. Sein vier Worte langes Fazit nach dem Spiel: „Es passt noch nicht.“

Dabei setzte Labbadia bei der Generalprobe gegen den dänischen Aufsteiger, der selbst nur mit einer B-Elf antrat, auf dieselbe Startelf, mit der er in den vergangenen Tagen immer wieder taktische Formationen und Standards einstudiert hatte. Wenig überraschend war dabei natürlich die Besetzung des Tors, wo sich Routinier René Adler gegen Neuzugang Christian Mathenia erwartungsgemäß in der langen Vorbereitung durchsetzen konnte.

Ginter- oder Ndidi-Transfer fraglich

Etwas mehr Unterhaltungswert liefert der Kampf um die vier zu vergebenen Planstellen in der Abwehrkette vor Adler. Als unumstritten gesetzt darf sich in der Viererkette lediglich Johan Djourou fühlen, der in der kommenden Woche auch als Kapitän von Labbadia bestätigt werden dürfte. Neben dem Schweizer wird aus Mangel an Alternativen zum Saisonstart zunächst Cléber, der in Rendsburg für den einen oder anderen Patzer gut war, im Abwehrzentrum verteidigen.

Der Brasilianer dürfte seinen Platz allerdings nur so lange sicher haben, bis entweder Emir Spahic seine Verletzung (Bruch der Augenhöhle) auskuriert hat oder die seit Monaten gesuchte Defensivverstärkung gefunden ist. Die angestrebten Verpflichtungen von entweder Dortmunds Matthias Ginter (A-Wunschkandidat) oder Genks Onyinye Ndidi (B-Wunschkandidat) gelten mittlerweile aber als äußerst fraglich.

Einen Entweder-Oder-Dreikampf liefern sich auch Gotoku Sakai, Matthias Ostrzolek und Dennis Diekmeier auf den Außenverteidigerpositionen. Gegen Lyngby durften erneut Sakai (rechts) und Ostrzolek (links) verteidigen. Allerdings könnte durch Sakais Vielseitigkeit der Platz rechts hinten für Diekmeier frei werden. Der 26-Jährige könnte sich so seinen verlorenen Stammplatz auf der rechten Seite zurückzuerobern.

Jung profitiert von der Mittelfeld-Not

Im Mittelfeld gibt es eine echte Qual der Wahl (vorne) und eine bedenkliche Wahl der Qual (dahinter). Das Problem: Im defensiven Mittelfeld, der sogenannten Schaltzentrale im modernen Fußball, gehen Trainer Labbadia zunehmend die Spieler aus. Die Theorie zu Beginn des Sommers sah vor, dass hier Schwedens EM-Teilnehmer Albin Ekdal und der wiedererstarkte Lewis Holtby zunächst gesetzt sind, diese zusätzlich durch einen Neuzugang (idealerweise Ginter oder Ndidi) gefordert werden. In der Praxis hatte sich Holtby (Schlüsselbeinbruch) allerdings schwer und Ekdal (Bänderzerrung im Sprunggelenk) leicht verletzt. Und weil auch kein Neuer in Sicht ist, werden in Zwickau wie schon an diesem Montag in Rendsburg erneut Gideon Jung, der gegen Lyngby das zwischenzeitliche 2:1 erzielte, und Aaron Hunt, der zum zwischenzeitlichen 1:1 traf, die offensivstarke Doppelsechs bilden.

Weil Letztgenannter zunächst eine Position weiter nach hinten rückt, verspricht das Casting um die Rolle des Mittelfeldregisseurs einen sehr viel größeren Unterhaltungswert als sämtliche DSDS-Lets-Dance-The-Voice-Popstars-Sendungen zusammen.

Labbadia enttäuscht Halilovic

Trotz einer schwachen Performance in Rendsburg werden Michael Gregoritsch auch im Spiel gegen Zwickau die besten Chancen eingeräumt, was insofern überrascht, als dass vor allem die Neuzugänge Luca Waldschmidt und Alen Halilovic als Favoriten galten. Besonders Halilovic hatte sich große Chancen ausgerechnet. Das ist vor allem deswegen ein wenig kurios, weil Trainer Labbadia mit dem Kroaten gar nicht im Mittelfeldzentrum plant. Der Fünf-Millionen-Euro-Mann soll vor allem dem gesetzten Nicolai Müller im rechten Mittelfeld Druck machen. Auf der linken Seite führt derweil kein Weg am teuersten Neuzugang aller Zeiten vorbei: Filip Kostic, der für 14 Millionen Euro aus Stuttgart kam, deutete auch gegen den dänischen Aufsteiger seine Klasse an. Der später zum Spieler des Tages gewählte Flügelflitzer konnte sich zwei Großchancen (11./44.) erarbeiten und bekam zur Belohnung später von einem Sponsor eine Fünf-Liter-Buddel Bier überreicht.

Angreifer Bobby Wood (mit Lyngbys Torwart Andreas Larsen) konnte sich in Rendsburg nicht für die Startformation empfehlen
Angreifer Bobby Wood (mit Lyngbys Torwart Andreas Larsen) konnte sich in Rendsburg nicht für die Startformation empfehlen © WITTERS | TimGroothuis

Auch ohne einen Schluck aus der überdimensionalen Flasche dürfte Stürmer Bobby Wood am Morgen danach heute in echter Katerstimmung aufwachen. Die Möglichkeit, sich für die Stammelf gegen Zwickau zu empfehlen, nutzte der US-Amerikaner nicht. Nach 73 Minuten war seine Generalprobe beendet. Lasogga durfte ran – und nutzte seine erste Chance zum 3:1-Siegtreffer kurz vor Schluss. Die gute Nachricht zum Schluss: „Wir haben ja noch eine Woche Zeit“, sagte Labbadia, der nach diesem Test wohl noch einmal neu überlegen muss.

Statistik

HSV: Adler – Sakai, Cléber, Djourou, Ostrzolek – Jung, Hunt – Müller (73. Halilovic), Gregoritsch (73. Waldschmidt), Kostic (73. Bahoui) – Wood (73. Lasogga).

Tore: 0:1 Höjer (9.), 1:1 Hunt (45.), 2:1 Jung (71.), 3:1 Lasogga (87.).

Zuschauer: 3700.