Hamburg. Bei der Saisoneröffnung des HSV herrschte prächtige Stimmung. Gregoritsch traf zum 1:0 gegen Stoke City, Halilovic ersetzte Müller.
Applaus, Applaus, einige Zuschauer standen nach der Partie sogar auf. Echt nett. Die Sonne schien am Sonnabend über dem Volkspark, die Grundstimmung beim großen HSV-Fest vor der neuen Saison war gut. Sollte gut sein. Vor dem Spiel gegen Stoke City FC hatte man auf der großen Aktionsfläche vor dem Stadion erst die Vorstellung der neuen Mannschaft auf einer Bühne beklatscht, die Kinder in die Hüpfburg geschickt, sich über die sonstigen Aktivitäten des Hamburger Sportvereins informiert, eine Wurst gegessen, an Glücksspielchen der Werbepartner teilgenommen, ein Bier getrunken, die Kinder aus der Hüpfburg abgeholt, noch ein Bier getrunken. Und dann der Testkick. 1:0-Sieg gegen den Neunten der englischen Premier League. Ein netter Nachmittag. Man war zufrieden.
„Ja, mit dem Ergebnis“, sagte Bruno Labbadia. „Ein sehr guter Test“, sei die Partie gewesen“ meinte er, „ich fand’s gut, wie sehr wir in der zweiten Halbzeit den Sieg wollten.“ Ein Extra-Lob bekam Gideon Jung, der kurzfristig Kapitän Jona Djourou (Rücken) in der Innenverteidigung ersetzen musste und Gotoku Sakai. Michael Gregoritsch gelang in der 56. Minute das Tor des Tages, als er einen Schuss von Matthias Ostrzolek entscheidend ablenkte. „Es war glücklich, ich stand halt da“, sagte der Österreicher, „das Tor tut mir natürlich gut.“
Der 22-Jährige wurde von Labbadia wieder auf der „Zehn“, als offensiver Mittelfeldspieler hinter der Spitze Bobby Wood aufgeboten. Der US-Nationalspieler war neben dem unauffälligen Linksaußen Filip Kostic der einzige Neue, der von Beginn an auflaufen durfte. Der mit Spannung erwartete Jungstar Alen Halilovic blieb bis zur 63. Minute draußen. Und ersetzte dann den starken Nicolai Müller auf der rechten Seite. Auf seiner Lieblingsposition in der Zentrale durfte der 20-Jährige wieder nicht ran.
Die Diskussionen darüber und die Kritik am Trainer in den Fanforen werden deshalb lauter. Unruhe kommt auf. Der Fünf-Millionen-Mann vom FC Barcelona aber bleibt noch absolut ruhig. „Es war schön, dass ich im Volkspark spielen konnte, es war okay, aber ich kann noch besser spielen.“ Halilovic zeigte zwar mit einer genialen Bewegung, mit der er zwei Gegner aussteigen ließ, und einem Pfostenschuss in der 67. Minute seine technische Extraklasse, er hatte aber auch wieder einen bitteren Ballverlust im Mittelfeld kurze Zeit danach. Und die will der Trainer gar nicht sehen. "Für unser Gleichgewicht ist es wichtig, dass die vorderen Spieler mitarbeiten", betonte Labbadia.
Waldschmidt zeigte erneut sein großes Potenzial
Reden, kommunizieren, sich ständig gegenseitig auch verbal unterstützen, das will Labbadia, das hat er in der ersten Hälfte gegen die bissigen Engländer mit ihren ehemaligen Bundesligastars Xherdan Shakiri, Mame Diouf, Joselu und Philipp Wollscheid vermisst. „Das gehört jetzt auch zu seinem Part, weil er schon ein Jahr da ist“, fordert Labbadia von Gregoritsch, „ich rede deshalb sehr viel mit ihm.“ Weil Aaron Hunt durch die Verletzung von Lewis Holtby derzeit defensiver gebraucht wird, hat Gregoritsch im Mehrkampf um die „Zehn“ derzeit die Nase vorn. Doch das Gedrängel ist groß. Auch der ehemalige Frankfurter Luca Waldschmidt (20) zeigte erneut sein großes Potenzial. „Als Aaron in der letzten Saison verletzt ausgefallen ist, war Michael noch nicht so weit“, meinte Labbadia, „jetzt hat er gute Schritte gemacht und ich traue ihm auch weitere Schritte zu. Es liegt an ihm.“
Gregoritsch hat die Rolle gerne angenommen: „Ich weiß, dass ich in einem Konkurrenzkampf bin. Ich glaube aber, dass ich mich nicht verstecken muss. Und Tore sind die beste Bewerbung.“ Immer wieder stieß er in die Spitze vor. Neben seinem Treffer hatte er drei weitere gute Chancen, scheiterte aber jeweils an dem zum Teil großartig haltenden Schlussmann Jack Butland. „Mir war eigentlich klar, dass er zu den meisten Torchancen kommt“, sagte Labbadia, „man merkt, dass er sich ein bisschen was vorgenommen hat.“
Immerhin 23.447 Zuschauer wollten den ersten Heimauftritt des neuen HSV-Teams sehen, das in seinen schock-pinken neuen Trikots ein wenig aussah, wie die Betriebssportabteilung des größten deutschen Telefondienstleisters. „Ich finde unser neues Trikot eigentlich ganz geil“, sagte Gregoritsch, erst dachte ich, es könnte zu knallig sein, aber mit der dunkelblauen Hose passt es ganz gut.“ Zahlreiche Fans hatten sich schon so ein Teil organisiert, der Merchandisingstand brummte. Man wollte zufrieden, froh und munter sein. Applaus, Applaus. Noch ein Bier. Der Nachmittag war sehr nett.
HSV: Adler (46. Mathenia) – Sakai, Jung, Cleber (89. Oschkenat), Ostrzolek – Ekdal (46. Diekmeier), Hunt (63. Porath) – Müller (63. Halilovic), Gregoritsch (63. Waldschmidt), Kostic (46. Bahoui, 81. Schipplock) – Wood (46. Lasogga).