Laax. Der neue Stürmer kommt mit ehrgeizigen Zielen nach Hamburg. Waldschmidts Qualitäten ließen auch Bayern München aufhorchen.
Er sah ein wenig müde aus, als er am Donnerstagmorgen um 8.30 Uhr am Hamburger Flughafen erschien. Viel geschlafen hatte Luca Waldschmidt nicht vor seinem ersten richtigen Arbeitstag beim HSV. Nach einer kurzen Ruhepause im Flugzeug nach Zürich war Waldschmidt dann aber hellwach, als er direkt nach der Ankunft in der Schweiz das erste Mal über seinen neuen Verein sprach, bei dem er einen langfristigen Vertrag bis 2020 unterschrieben hat. „Es ist ein schönes Gefühl, endlich beim HSV zu sein“, sagte der 20 Jahre alte Neuzugang der Hamburger.
Zwei Tage hatte sich Waldschmidt bereits in der Stadt aufgehalten, ehe der HSV und sein bisheriger Arbeitgeber Eintracht Frankfurt alle Vertragsdetails geklärt hatten. Am Donnerstagabend bestritt der junge Stürmer im Trainingslager in Graubünden seine erste Einheit mit dem Team. Dabei konnte man beobachten, was den U20-Nationalspieler auszeichnet. „Ich bin ein zielstrebiger Spieler, der schnell den Abschluss sucht. Ich mag das Kombinationsspiel und bin einfach gerne am Ball.“
In den vergangenen zwei Jahren hatte die Sache mit dem Ball nicht so funktioniert, wie es sich Waldschmidt vorstellt. In seinem ersten Profijahr setzten ihn eine Schambeinverletzung und die anschließende Leistenoperation mehrere Monate außer Gefecht. In der vergangenen Saison reichte es nur zu Kurzeinsätzen. „Ich will auf mehr Spiele kommen und den nächsten Schritt machen.“ Die Gespräche mit Sportchef Dietmar Beiersdorfer und Trainer Bruno Labbadia hätten ihn überzeugt. „Ich kann mich mit dem Weg des HSV identifizieren.“ Waldschmidt ist nach Christian Mathenia (24), Bobby Wood (23) und Bakery Jatta (18) der vierte junge Spieler, den der HSV verpflichtet hat.
Die Neuen beim HSV:
Waldschmidt und die anderen HSV-Neuzugänge
Van Persie ist Waldschmidts Vorbild
Labbadia will die Talente fördern, bremst aber gleichzeitig die Erwartungen. „Der Druck auf junge Spieler ist in Deutschland mittlerweile enorm. Wenn man mit 18 noch nicht spielt, kommt gleich Unruhe auf.“ Im Fall Waldschmidt war die Ungeduld allerdings hausgemacht. Vor allem Vater Wolfgang, einst Mitspieler Labbadias in Darmstadt, soll unzufrieden gewesen sein mit der geringen Einsatzzeit seines Sohnes. Waldschmidt senior gilt als dessen größter Förderer. „Wir waren früher oft zusammen unterwegs, haben an freien Tagen immer Fußball gespielt. Er hat mir viel gezeigt“, erzählt Waldschmidt junior, der das Talent zum Toreschießen vom Vater geerbt hat.
Sein Vorbild war allerdings ein Niederländer: Robin van Persie, 101-maliger Nationalstürmer, heute bei Fenerbahce Istanbul aktiv. „Ihn habe ich früher bewundert, sein linker Fuß ist super“, sagt Waldschmidt, ebenfalls Linksfuß. Wie gut er damit umgehen kann, zeigte er vor allem in den DFB-Nachwuchsteams. Seit der U16 hat er alle Auswahlmannschaften durchlaufen. Als er in der B-Jugend für Eintracht Frankfurt in 40 Spielen 20 Tore schoss, wurde sogar der FC Bayern München auf ihn aufmerksam. Der Club, für den Waldschmidt als Kind schwärmte. Doch es kam anders.
Nun ist der Stürmer in Hamburg angekommen. „Ich will dem Verein helfen“, sagt er ganz bescheiden. Und wenn es stimmt, was Beobachter in Frankfurt über ihn erzählen, wird das auch klappen. Vor dem Tor, sagen viele, ist Waldschmidt stets hellwach.