Hamburg . Der HSV treibt zum Trainingsauftakt mit der Verpflichtung des U-20-Nationalstürmers Luca Waldschmidt die Kaderverjüngung voran.
Den kleinen Piks ins Ohr kennen Fußballprofis nur zu gut: Laktattest. Laufen und dann Aderlass. Schneller laufen, Stich ins Ohr, Belastung steigern, Nadel. So geht es meist los nach einer längeren Spielpause. Die Fitness wird überprüft, wer hat gesündigt in der Sommerpause, wer ist fit? Am Montag schlug für die meisten HSV-Profis die Stunde der Wahrheit, auch an diesem Dienstag werden sie getestet, im UKE und im eigenen Trainingszentrum. Erst am Mittwoch rollt um 10 und 15.30 Uhr erstmals der Ball beim Training am Volksparkstadion, bevor das Team zu einem ersten Kurztrainingslager nach Graubünden in der Schweiz fliegt.
Um neun Uhr war am Montagmorgen Treffen auf der Leichtathletikanlage des SV Lurup. Eine Stunde später hielt das Trainerteam um Chefcoach Bruno Labbadia eine erste Ansprache an die Spieler. Dabei hörten auch die Neuzugänge Bakery Jatta und Christian Mathenia sowie die Youngster Frank Ronstadt, Mats Köhlert, Finn Porath und Jonas Behounek aufmerksam zu. Der neue Stürmer Bobby Wood fehlte dagegen nach seinem Einsatz in der Nationalmannschaft der USA bei der Amerika-Meisterschaft noch ebenso wie die EM-Fahrer Johan Djourou, Albin Ekdal und Zoltan Stieber. Sie alle dürfen noch drei Wochen Urlaub machen, bevor sie zum Team stoßen. Aaron Hunt ist nach seiner Mandeloperation noch nicht fit. Gotoku Sakai und Emir Spahic sind ab Donnerstag in Graubünden voll dabei.
Pieksiger HSV-Auftakt für Bakery Jatta & Co.
Pieksiger HSV-Auftakt für Bakery Jatta & Co.
Aber wer noch? „Wir sind in sehr vielen guten Gesprächen“, sagte HSV-Vorstands- und Sportchef Dietmar Beiersdorfer. Am Montagabend sickerte immerhin durch, dass U-20-Nationalstürmer Luca Waldschmidt von Eintracht Frankfurt am Dienstag zum Medizincheck erwartet wird. Der 20-Jährige, der von dem mit HSV-Gönner Klaus-Michael Kühne bestens bekannten Spielerberater Volker Struth betreut wird, gilt als Mann der Zukunft. Sein Vertrag in Frankfurt läuft noch bis 2017, die Ablöse wurde bislang nicht bekannt.
Dass die Summen derzeit in Europa explodieren, zeigt das Beispiel des Ungarn Adam Nagy, der mit Ferencvaros Budapest unter dem ehemaligen HSV-Trainer Thomas Doll gerade ungarischer Meister geworden ist. Mit 1,5 Millionen Euro war der Marktwert des 21-Jährigen vor dem EM-Turnier in Frankreich bei „Transfermarkt“ taxiert. Das HSV-Interesse war bereits vor etwa zwei Wochen hinterlegt, Doll selbst hatte es verkündet. Doch nun bieten Benfica Lissabon und Olympique Marseille für den defensiven Mittelfeldspieler mit. Günstiger wird Nagy dadurch nicht.
Der Ungar würde wie Waldschmidt gut in die Verjüngungsstrategie passen, weil er den acht Jahre älteren Gojko Kacar ersetzen könnte. So wie Wood (23) statt Artjoms Rudnevs (28) in den Angriff rückt und Mathenia (24) statt des 36 Jahre alten Jaroslav Drobny die Alternative zu René Adler im Tor wird. 27 Jahre betrug das Durchschnittsalter des HSV-Kaders in der vergangenen Saison, die Hamburger hatten damit eines der ältesten Stammteams. Nur Michael Gregoritsch (22) und Gideon Jung (21) durften darin noch als „jung“ durchgehen. „Es geht nicht allein um Verjüngung, sondern darum, Spieler zu finden, die uns helfen“, sagte Beiersdorfer, „man braucht eine gewisse Struktur, um junge Spieler noch besser zu machen, und wir haben Spieler, die Erfahrung haben, um eine stabile Achse zu bilden.“