Hamburg. Vier Jahre nach dem Aus in der Bundesliga sind die HSV-Frauen nur noch viertklassig. Die Gründe für den Absturz sind vielschichtig.
Die Homepage der HSV-Frauen hatte vor der bedeutungslosen letzten Partie der Saison den Kampf um einen „vernünftigen Saisonabschluss“ versprochen. Selbst das klappte nicht. Mit 1:7 verloren die HSV-Frauen gegen Werder Bremen II ihr letztes Spiel in der Regionalliga Nord. Der einst so stolze Bundesligist, für den Topspielerinnen wie Kim Kulig und Lena Petermann mit der Raute auf dem Trikot aufliefen, ist mit nur 13 Punkten in 22 Spielen in die viertklassige Verbandsliga abgestiegen.
„Unsere Mannschaft hat alles gegeben, und es sind viele talentierte Spielerinnen dabei“, sagt die ehrenamtliche Spartenleiterin Tanja Krause, 30. Der Altersdurchschnitt auf dem Feld lag in dieser Saison oft bei 18 oder 19 Jahren. „Das Image der HSV-Frauen ist nach der Entwicklung der letzten Jahre immer wieder Thema. Es ist daher schwer, Spielerinnen für den HSV zu begeistern.“
Verheerendes bundesweites Echo
Krause meint damit zum einen den vielbeachteten Rückzug der Frauen aus der Bundesliga im Jahr 2012. Am Ende sollen damals 100.000 Euro gefehlt haben, um den Etat der HSV-Frauen in Höhe von 750.000 Euro zu decken.
Bundesweit löste die Maßnahme ein verheerendes Echo aus. Das Team musste in der Regionalliga neu anfangen. Um die Mannschaft wurde es nun in der Öffentlichkeit weitgehend still, gleichwohl setzte sich der Absturz fort. Die Mannschaft holte jede Saison weniger Punkte, wurde in der Regionalliga Sechster (2012/2013), Siebter (2013/14), Achter (2014/15) und belegte nun als Vorletzter Rang elf. Der Wiederaufbau wollte nicht gelingen.
Zu viele Personalwechsel
Ausschlaggebend war zudem ein zweiter Grund. „Es gab in den vergangenen Jahren viele Wechsel auf der Trainerposition und in der Abteilungsleitung. Das war nicht förderlich. Mit Beginn dieser Saison haben wir uns breiter aufgestellt und wollen nun langfristig den Neuaufbau voranbringen“, erklärt Krause.
Sie selbst ist seit Oktober 2015 im Amt und will einiges anders machen, wieder etwas Neues aufbauen. Das sei zunächst ohne große Geld möglich, denn: „Abgestiegen sind wir nicht wegen fehlender Sponsoren. In der Regionalliga Nord verdienen die Spielerinnen sowieso nichts. Sie spielen aus Spaß am Fußball.“ Die Mannschaft soll gehalten werden.
Positive Signale aus dem Team gibt es schon. Bis auf Michelle Sielka und Lina Kunrath bleiben alle Leistungsträgerinnen dabei. Talente wie Innenverteidigerin Manja Rickert oder Torhüterin Lela-Celin Naward, die sogar ein Angebot aus Bremen ausschlug, kann der Verein halten. Die beim HSV ausgebildete Victoria Schulz kehrt vom Zweitligisten Henstedt-Ulzburg zur kommenden Saison zurück. Auf Trainer Christian Kroll, 29, setzt der Verein weiterhin, will Kontinuität. Krause: „Wir sind von der Arbeit unseres jungen Trainers überzeugt.“
Zweite Bundesliga als langfristiges Ziel
In der Verbandsliga soll die Mannschaft oben mitspielen. Mittelfristig ist die Ambition die Rückkehr in die Regionalliga, das erhoffte Ziel der Aufbauarbeit – in deren Rahmen auch die Jugendarbeit gestärkt und mehrere Mädchenteams angemeldet werden – ist der Aufstieg in die Zweite Bundesliga, wie ihn gerade der Bramfelder SV geschafft hat. Einen Super-GAU wie 2012 soll es dabei nicht mehr geben. Krause: „Wenn wir es irgendwann in der Zukunft schaffen können, in die Zweite Bundesliga zurückkehren, dann nur, wenn wir uns selbst tragen. Wir möchten kein Zuschussgeschäft für den Verein sein. Wir haben die Erfahrung gemacht, wohin das führen kann.“