Hannover/Hamburg. Die Niederlage gegen Hamburg könnte nicht nur Hannovers Schicksal als Absteiger besiegelt haben, sondern auch das Thomas Schaafs.
Thomas Schaaf holte kurz Luft und wählte dann bemerkenswerte Worte. "Wenn irgendwo einer da ist, der es besser kann, soll er es machen", sagte der frühere Meistertrainer nach Hannovers 0:3 (0:0)-Pleite gegen den HSV: "Aber ich bin nicht das Problem."
Zuvor hatte Schaaf nach der zehnten Niederlage in elf Spielen unter seiner Leitung höhnische Gesänge und ein gellendes Pfeifkonzert der eigenen Fans ertragen müssen. Dabei hatte Schaaf die eigene Anhängerschaft noch vor dem Spiel in den höchsten Tönen gelobt. Hannover befindet sich mit 17 Punkten nach 28 Spieltagen in der Bundesliga längst nur noch auf Abschiedstournee. Aber wie lange noch mit Schaaf - hat der HSV jetzt möglicherweise erneut einen Trainer "gekillt"?
HSV hat schon zwei Trainer geschafft
Ein Rausschmiss Schaafs wäre die dritte Trainerentlassung in dieser Saison, an der die Hamburger mit einem Auswrätssieg nicht ganz unbeteiligt wären. Nach dem 3:0 in Mönchengladbach hatte dort Lucien Favre hingeworfen, in Hoffenheim wurde Markus Gisdol die 0:1-Niederlage gegen den HSV zum Verhängnis.
In Hannover kündigten Geschäftsführer Martin Bader und der mächtige Präsident Martin Kind jetzt zwar erneute Gespräche an, machten zunächst aber keine Anstalten, kurzfristig auf den anhaltenden Sinkflug unter dem als Hoffnungsträger verpflichteten Schaaf zu reagieren. "Ich sehe ja das tägliche Training", sagte Bader, der sich mit seinem Trainer schon auf eine Trennung im höchstwahrscheinlichen Abstiegsfall geeinigt hat. Kind antwortete auf die Frage, ob es mit Schaaf weitergehe nur: "Erstmal ja."
Einen Rücktritt schloss Schaaf direkt nach dem Spiel erneut aus. Wenn Kind und Bader ihre Meinung über die Zusammenarbeit jedoch ändern sollten, wäre das kein Problem, betonte das Bundesliga-Urgestein: "Aber so lange sie Vertrauen in meine Person haben und mit mir den Weg weitergehen wollen, halte ich mich an meinen Vertrag."
HSV in Hannover
Führung durch Cléber war schmeichelhaft
Längst hat sich an der Leine Ratlosigkeit breit gemacht. Was die 96er seit dem Wechsel zu Schaaf im Winter auch versuchen - es fruchtet nicht. "Der Hoffnungsschimmer wird immer kleiner am Horizont", sagte Kapitän Christian Schulz mit betretener Miene. "Wir vertreten Hannover 96 und müssen uns in den letzten sechs Spielen ordentlich verkaufen", sagte Weltmeister Ron-Robert Zieler, der sich über den erneuten Einbruch nach dem ersten Gegentor mächtig ärgerte.
Bis zum schmeichelhaften Führungstreffer des HSV durch einen Kopfball von Innenverteidiger Cléber (61.) hatten die Gastgeber mit kämpferischer Einstellung alles versucht, aber vor dem Tor von Torhüter René Adler erneut völlig zahnlos agiert. "Hannover hat besser gespielt als in der Hinrunde", meinte Hamburgs Trainer Bruno Labbadia, der sein Team in der Halbzeitpause aufrüttelte und sich nach den weiteren Treffern von Ivo Ilicevic (73.) und Nicolai Müller (75.) über einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt freuen durfte.
Hannover kann dagegen nach 14 Jahren Erstklassigkeit für die 2. Bundesliga planen. Das Projekt Ligaverbleib mit Schaaf verkommt immer mehr zur Utopie.
Statistik
Hannover: Zieler - Hiroki Sakai, Milosevic, Schulz, Sorg - Gülselam (71. Bech) - Fossum, Prib - Kiyotake - Szalai, Hugo Almeida. - Trainer: Schaaf
Hamburg: Adler - Diekmeier, Cleber, Spahic, Gotoku Sakai - Ekdal, Holtby (46. Gideon Jung) - Nicolai Müller (86. Lasogga), Hunt (69. Gregoritsch), Ilicevic - Schipplock. - Trainer: Labbadia
Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)
Tore: 0:1 Cléber (61.), 0:2 Ilicevic (73.), 0:3 Nicolai Müller (75.)
Zuschauer: 49.000 (ausverkauft)
Beste Spieler: Zieler, Kiyotake - Adler, Schipplock
Gelbe Karten: Szalai - Ilicevic (3)
Torschüsse: 16:9
Ecken: 5:4
Ballbesitz: 54:46 %